Blutinsel
vermisste.
Gespannt wartete er darauf, dass Stone an dem Seil zog, damit er den Korb wieder in die Höhe hieven konnte. Knapp fünf Minuten hatte es bislang immer gedauert, bis Stone das ersehnte Zeichen gab. In Gedanken an sein neues Leben, hätte er beinahe das Ziehen des Seils übersehen.
» Er kommt! « , rief er Duval zu, nachdem er die Winde in Gang gesetzt hatte. Doch Duval schien ihn nicht zu verstehen. Gespannt blickte Nyman auf das Wasser. Dann tauchte der Korb endlich auf, und er klatschte vor Freude in die Hände. Als der Korb in Kopfhöhe schwebte, stoppte er den Seilzug und schwenkte den Ausleger nach innen, bevor er den Korb abließ.
Ashcroft hatte inzwischen das Ruderhaus verlassen und war an Duvals Seite getreten. Er klopfte ihm auf die Schulter und gab ihm ein Zeichen, dass er den Kompressor übernehmen würde. Duval nickte kurz und verließ seinen Platz, um Nyman beim Verstauen der letzten Barren zu helfen. Es war geschafft, eintausend Goldbarren lagerten nun an Bord der Fähre.
Jetzt galt es, Stone wieder an Bord zu holen, der am Auslegerkran noch immer in knapp siebzehn Meter Tiefe schwebte. Kurz nachdem Ashcroft den Kran neben der Brücke betätigt hatte, setzte sich die große Rolle in Bewegung und zog den Taucher nach oben. Ashcroft beugte sich hinab und schaltete den Kompressor ab. Der laute Zweitaktton des Aggregats verstummte, doch ein tiefes, basslastiges Grollen blieb. Ashcroft blieb keine Zeit, sich zu wundern, denn die Fähre wurde in ein gleißend helles Licht getaucht. Duval kniete neben der Materialkiste. Plötzlich fuhr er herum, riss die Pistole hervor und blickte mit weit aufgerissenen Augen in die Höhe. Ein greller Blitz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall, zerriss diesen Augenblick der Überraschung. Ashcroft sank in die Knie. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Duval die Waffe nach oben riss und feuerte, doch plötzlich wurde er wie von einer unsichtbaren Faust gegen die Reling geschleudert. Nyman, der unmittelbar neben Duval gestanden hatte, stürzte über die Materialkiste. Erneut blitzte und krachte es, die gleißende Helligkeit schmerzte in den Augen des Skippers, dann sah er nur noch bunte Flecken vor seinen Augen. Er spürte, wie er gepackt und zu Boden gebracht wurde, dann drehte jemand seine Arme auf den Rücken. Ein Schmerzensschrei kam über seine Lippen, ehe die Handschellen klickten.
*
In der Zwischenzeit hatten auch die Boote der Küstenwache Kurs auf den Blind Peak aufgenommen. Mit zwanzig Knoten näherten sie sich der Marilyn, doch noch bevor sie eintrafen, schwebte einer der Helikopter knapp zwanzig Fuß über der Fähre. Zweimal krachte es laut, und grelle Blitze zuckten von der Fähre hinaus in die Dämmerung, bevor sich an mehreren Seilen schwer bewaffnete Männer mit Helmen und in schwarzen Anzügen abseilten. Nachdem die Blendgranaten explodiert waren und die ersten Einsatzbeamten die Fähre erreicht hatten, war der peitschende Knall einer Pistole zu hören, kurz darauf donnerten mehrere Salven aus automatischen Gewehren durch die Morgendämmerung. Schließlich kehrte Ruhe ein. Vier Minuten später trafen die Boote am Einsatzort ein. Der Taucher, der immer noch am Kran baumelte, wurde eingeholt und ebenfalls festgenommen.
Donovan an Bord des zweiten Sea-King-Helikopters presste den Kopfhörer mit den Händen an seine Ohren, damit er die Meldungen trotz des Lärms verstehen konnte. Schließlich beugte er sich vor. » Wir gehen runter, der Einsatz ist vorbei! « , rief er Cathy zu. Er erhob sich und zog sie mit sich. Jarwood, der sich ebenfalls erheben wollte, hielt er zurück. » Nur wir beide « , schrie er Jarwood zu, der keine Zeit mehr zur Erwiderung fand, da sich Donovan längst wieder umgewandt hatte.
» Sie lassen uns runter « , wandte er sich an Cathy. » Haben Sie so was schon einmal gemacht? «
Cathy schüttelte den Kopf.
» Ist nicht schlimm, halten Sie sich nur an die Anweisungen « , sagte Donovan. An der Schiebetür wartete ein Offizier der Besatzung. Cathy musste sich einen Overall überstreifen, bevor man ihr in ein Tragegeschirr half. Erst nachdem sich das Besatzungsmitglied der Küstenwache versichert hatte, dass das Tragegeschirr ordentlich verzurrt war, hängte er das Seil in den Flaschenzug ein. Als er die Tür öffnete, ergoss sich ein Schwall kalter Morgenluft in den Helikopter. Das Brummen steigerte sich zu einem infernalischen Brausen. Der Offizier schob den Ausleger des Flaschenzuges nach draußen und zeigte Cathy
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