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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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gefallen, denn sie kam aus dem Glucksen und Feixen gar nicht mehr heraus.
    » Wo ist Ihre Schwester? « , fragte Cathy.
    Noch immer in ihrer Belustigung gefangen, zeigte Lydia mit dem Zeigefinger nach oben. Doch bevor Cathy weiterfragen konnte, wurde die Tür aufgeschoben, und Chloe trat ein.
    » Lass uns alleine, Lydia! « , sagte sie bestimmt.
    Es dauerte eine Weile, bis sich Lydia Coller beruhigt hatte und die Segel strich. Chloe wartete, bis Lydia die Tür hinter sich zugezogen hatte, überprüfte erst noch einmal, dass sie auch wirklich zu war, bevor sie in dem Sessel gegenüber Cathy Platz nahm.
    » Sie sind wegen Ron hier? «
    Cathy nickte.
    » Hat er Ihnen von uns erzählt? «
    Cathy schüttelte den Kopf. » Kein Sterbenswort, er hat nur gesagt, er käme als Mörder nicht in Frage, weil er ein Alibi für die Tatzeit habe. Der Rest war Intuition oder, sagen wir, Wahrnehmung. «
    » Wissen Sie, David hat nur noch seine Heiligenfiguren im Kopf, und auf dieser Insel ist es verdammt einsam … «
    » Sie sind mir keine Rechenschaft schuldig. Ich will nur wissen, ob Ron Nyman mit Ihnen zusammen war, als einer der Morde geschah. Das ist wichtig für mich, deswegen überlegen Sie genau. «
    Chloe blickte betreten zu Boden. » In der Nacht, als Evans umgebracht wurde, war David unterwegs. Er war aufs Festland gefahren, um die Märkte abzuklappern und seine Figuren anzubieten. Ron war bei mir. «
    » Die ganze Nacht? «
    » Bis der Morgen graute. Ron ist kein Mörder. «
    Cathy erhob sich. » Wahrscheinlich haben Sie recht. «
    » Was wird nun aus ihm? « , beeilte sich Chloe zu fragen.
    » Ron Nyman hat hier unter falschem Namen gelebt, er wird vom FBI gesucht. Wussten Sie das? «
    Chloe schüttelte den Kopf. » Er hat nur komische Andeutungen gemacht, mehr nicht. «
    » Ja, das macht er offenbar gerne. Ich glaube nicht, dass er jemals wieder auf die Insel kommt. «
    Chloe fuhr sich über das lange Haar. » Vielleicht ist es besser so « , murmelte sie.
    Sandfort, Hell’s Kitchen Island, Maine,
    23 . März 2007 , 17 . 00 Uhr (Freitag)
    Malcom Hurst fluchte, nachdem ihm das Jungtier abermals entkommen war, das er einfangen wollte. Den ganzen Tag hatte er mit Bratts Schafen auf dem Verdana Upland zugebracht und sie bei Anbruch der Dämmerung nach Norden getrieben, wo er die Nacht in der Schutzhütte bei Sandfort verbringen wollte. Gott sei Dank war es den Tag über trocken geblieben, und die Temperaturen schienen sich langsam auf den anbrechenden Frühling umzustellen. Petsy, ein schwarzer Hirtenhund, leistete ihm gute Dienste und trieb das aufmüpfige Jungtier in die Herde zurück, so dass er weiterziehen konnte, ohne allzu viel Zeit zu verlieren. Bei Anbruch der Nacht wollte er es sich in der Hütte bequem machen. Er hatte sich zwei Flaschen Bier mitgenommen, denen er sich in der einsamen Nacht widmen wollte, bis er am nächsten Morgen von Jermaine Bratt abgelöst werden sollte. Die Mordserie hatte einigen seiner Kollegen das Leben gekostet, doch nun war es ausgestanden. Ron Nyman war verhaftet worden, und die Taten hatten überhaupt keinen Bezug zur dunklen Vergangenheit der Insel und einiger ihrer Bewohner. Er hatte sich in den letzten Tagen in das Gesetzbuch eingelesen, interessehalber, und schwarz auf weiß gesehen, was er längst vermutete: Mord verjährt nie.
    Als das schilfgrasgedeckte Dach von Sandfort am langsam immer dunkler werdenden Horizont auftauchte, atmete er auf. Weniger aus Erleichterung, sondern vielmehr, weil er es sich endlich mit einem Bier gemütlich machen konnte.
    » Pass gut auf die Burschen und Mädels auf « , befahl er Petsy, bevor er die Hütte betrat. Doch ehe er es sich bequem machen konnte, musste er erst einmal für Holz sorgen, denn die kleine Vorratskiste neben dem Bollerofen war leer.
    Er fluchte, als er hinausging und ihn die Kälte der beginnenden Nacht empfing, die sich langsam auf die Insel schlich. Das Thermometer war in der letzten Stunde um über sieben Grad gefallen, und eine frische Brise kam auf.
    Das Holz lagerte an der Rückfront der Hütte. Inzwischen war es schon fast dunkel. Er griff ein paar Scheite Holz und legte sie in die Vorratskiste. Als er sich aufrichtete, blieb ihm vor Schreck das Herz stehen.
    » Belfour « , murmelte er, als er die Gestalt neben sich wahrnahm, die sich lautlos an ihn herangeschlichen hatte.
    Schon sauste etwas Silbernes, Metallisches durch die Luft, und in einem grellen Lichtblitz schien sein Schädel zu explodieren. Er bemerkte nicht

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