Blutinsel
Verpflegung bringen, da sah ich, dass die Schafe in Gruppen herumstreunten. Der Hund ist ebenfalls verschwunden. «
» Ein Hund? «
» Malcoms Schäferhund, er hört auf den Namen Petsy. «
Parish Hall, Hell’s Kitchen Island, Maine,
24 . März 2007 , 02 . 40 Uhr (Samstag)
Die Tatortarbeit verlief in gewohnter Manier, und auch Petsy konnte gefunden werden, knapp einhundert Meter von der Hütte entfernt lag das Tier tot im Gras. Außer dem Stauerhaken und den Stiefelspuren gab es keine weiteren Hinweise.
Tremblay hatte mit seiner Vermutung recht behalten, was den Todeszeitpunkt anging, und auch der Rest wurde vom herbeigerufenen Rechtsmediziner unter Vorbehalt bestätigt. Als Tatwerkzeug für den Schnitt und das Eindringen in den Brustkorb kam ein massives Messer, ein Dolch mit gezackter Klinge, wie man ihn bei der Army verwendet, in Betracht. Doch auch das Messer tauchte nirgends auf.
Nachdem Collingdale mit der Leiche und der ganzen Einsatzcrew im Sikorsky-Hubschrauber der Küstenwache verschwunden war, fuhren auch Cathy, Brian, Tremblay und Logan zurück ins Dorf.
Im Gemeindehaus setzten sie sich noch zusammen und diskutierten die ersten Ergebnisse.
» Was haben wir übersehen? « , fragte Brian und schaute auf die Tafel, auf der die noch nicht überprüften Schafhirten aufgelistet waren. Drei Namen standen noch dort.
» Gates scheidet ebenfalls aus « , sagte Logan, erhob sich und strich den Namen des Genannten durch. » Er hat im letzten Jahr ein paar Tanzschuhe bei mir bestellt. Ich habe sie über ein Spezialgeschäft besorgen müssen, weil er unterschiedliche Absätze braucht. Irgendetwas mit seiner Beinlänge stimmt da nicht. Er hat Schuhgröße elf. «
Brian fuhr sich durch die Haare. » Damit ist auch er draußen. «
» Ich glaube, egal wie wir es drehen und wenden, wir machen bei unseren Überlegungen einen Fehler und kommen deshalb nicht darauf. Es ist spät. Ich schlage vor, dass wir uns ausruhen und uns morgen um neun Uhr hier treffen. «
Kaum hatte Cathy den Satz beendet, klingelte ihr Telefon. Sie nahm ab. Commissioner Blight war am Apparat. » Das ist eine gottverdammte Scheiße, die da läuft. Hagen rennt hier herum und ist immer noch auf Nyman fixiert. Cathy, lassen Sie mich nicht im Stich. Denken Sie daran, wer Ihnen diese zweite Chance verschafft hat. «
» Commissioner, wir arbeiten daran. «
» Das ist mir zu wenig. «
» Aber mehr habe ich bislang nicht, ich kann den Mörder nicht aus dem Hut zaubern. «
» Und wenn wir diese verdammte Insel umgraben lassen. Vielleicht haust ja doch jemand in irgendeiner Höhle. Wäre nicht das erste Mal. «
» Dann müsste es ein Geist sein « , antwortete Cathy.
Landsman’s Chapel, Hell’s Kitchen Island, Maine,
24 . März 2007 , 08 . 45 Uhr (Samstag)
John Tremblay hatte schlecht geschlafen und war früh aufgewacht. Draußen dämmerte es und ein wolkenloser Himmel versprach einen schönen Tag. Tremblay öffnete das Fenster und machte ein paar Kniebeugen. Cathy und Brian würden bestimmt noch schlafen, doch für ihn selbst war an Schlaf nicht mehr zu denken. Er duschte und verließ sein Zimmer. Unten im Gastraum war es noch dunkel. Frühstück gab es am heutigen Samstag erst ab acht Uhr, deshalb beschloss John Tremblay, einen kleinen Spaziergang zum Hafen zu unternehmen, vielleicht brachte ihn das auf andere Gedanken. Vorbei an Haynes’ Werkstatt schlug er den Weg nach New Haven ein. Im Osten, über dem Meer, war der Himmel glutrot. Möwen schwebten kreischend durch den Morgenwind, und hätte es nicht diese Morde auf der Insel gegeben, hätte John Tremblay sich wie in seinem wohlverdienten Urlaub gewähnt.
Er spazierte an der Hafenmauer entlang und schlug den Weg zum alten Anleger ein. Zwischendurch ließ er seine Arme kreisen, machte Kniebeugen und Dehnübungen, um die Schatten der vergangenen Nacht zu vertreiben. Ein probates Mittel, wie er fand. Sein Kopf schmerzte ein klein wenig, aber mit jedem Schritt an der frischen Luft besserte sich sein Zustand.
Am alten Anleger verharrte er und blickte hinaus auf das Meer. Boote schaukelten im leichten Wellengang, und zu den Möwen gesellten sich andere Vögel mit prächtigem Gefieder und blutroten Schnäbeln. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, es war kurz vor acht Uhr, Zeit, den Rückweg anzutreten. Diesmal mied er die Main Street, passierte die alte Fabrik und bog in das kleine Gässchen ein, das zur Kapelle von Landsman’s Chapel führte. Es war wohl nur noch eine Frage der
Weitere Kostenlose Bücher