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Blutlied -1-

Blutlied -1-

Titel: Blutlied -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Asbury-Bailey. Für Alkohol ist es noch etwas früh und Tonic trinken auch wir ehemalige Offiziere gerne. Wir brauchen das Chinin hin und wieder, um uns gegen die Nachwirkungen der indischen Malaria zu wappnen.« Der Anwalt füllte zwei Gläser. »Ich gratuliere zu Ihrem Erbe. Warten Sie, bis die Sonne wieder scheint. Das Haus hat wunderbare Räumlichkeiten, alles ist im besten Zustand. Hinter dem Haus befindet sich ein unvergleichlicher Garten. Ihr Onkel züchtete dort Rosen. Der Pavillon ist über alle Zweifel erhaben und der Goldfischteich ist traumhaft. Aber ich vermute, Sie werden müde sein. Darf ich Ihnen später Ihr Zimmer zeigen?«
    »Mein Zimmer?« Caroline zog die Brauen zusammen. »Ich dachte, ich besitze ein ganzes Haus?«
    Der Anwalt nickte und blinzelte sie über den Rand des Glases an. »Ich habe Ihnen ein Gemach richten lassen, damit sie sich von der Reise erholen können. Selbstverständlich steht es in Ihrem Ermessen, alles so herzurichten, wie es Ihnen beliebt. Morgen werden einige Bedienstete kommen, die Ihnen auf Zuruf folgen.«
    »Es ist also alles organisiert?«, lächelte Caroline. Himmel, der Mann war nicht nur gutaussehend, sondern schien auch klug, vorausschauend und ausnehmend nett zu sein.
    »Wir von Densmore and Densmore versuchen stets, unsere Klienten ...«
    »Ich glaube Ihnen auch so«, winkte Caroline ab und leerte höchst undamenhaft das Glas in einem Zug. Um Haaresbreite hätte sie gerülpst, also schlug sie in letzter Sekunde den Handrücken vor die Lippen. Tonic schmeckte wunderbar, war aber den Reichen vorbehalten, sodass sie es mangels fehlender Gelegenheiten nicht kannte.
    Frederic Densmore schmunzelte ohne Spott. Seine Augen funkelten und sein Blick streifte sie von oben bis unten, ohne unverschämt zu wirken. Sie ist eine schöne Frau!, las Caroline darin.
    Im Kamin stoben Funken. Der Feuerschein reflektierte auf Densmores Gesicht. Noch immer standen sie sich gegenüber. Wie viel Zeit war vergangen? Dieser Mann, fand Caroline, erfüllte die große Halle mit angenehmer Präsenz. Schon jetzt konnte sie sich nicht vorstellen, wie es ohne ihn hier sein würde. Bei dieser Annahme kam sie sich klein und verlassen vor. Dieses Haus schrie förmlich nach einem Mann wie Frederic Densmore. Wie kam sie auf solche Gedanken? War sie übermüdet? Hatte ihr die Reise mehr zugesetzt, als sie wahrhaben wollte? Verwirrt strich sie sich über die Stirn.
    Die Gedanken eines Backfisches, liebe Güte! Sie verhielt sich wie ein kleines Mädchen.
    »Verzeihen Sie, Mrs. Asbury-Bailey ...«
    »Belassen Sie es bei Asbury, Mr Densmore. Mein Mann, Mr Bailey fiel in Indien. Das ist vier Jahre her. Ab sofort beginnt für mich eine neue Zeitrechnung.« Himmel noch mal, warum erzählte sie ihm diese Lüge? Einem Mann, den sie kaum kannte.
    »Wie Sie wünschen, Mrs Asbury.« Er deutete eine galante Verbeugung an.
    Caroline blinzelte ihre verrückten Gedanken weg. Seitdem ihr Gatte gestorben war, hatte sie keinen anderen Mann mehr angeschaut. Und nun dies: Ein düsteres Haus, ein Kaminfeuer, Tonicwasser und zwei Menschen ...
    »Setzen wir uns«, meinte der Anwalt. »Ja, das wollte ich vorhin sagen. Setzen wir uns. Ich bin ein Narr. Reiche Ihnen einen Drink und wir stehen hier rum wie die Ölgötzen. Oder darf ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen? Vielleicht möchten Sie auch lieber alleine sein?« Er schien verunsichert.
    »Nein!«, entfuhr es Caroline schneller, als ihr lieb war.
    Er wirkte verlegen. Das stand ihm gut. So bekam sein Selbstbewusstsein ein ehrliches Gesicht. Ein knackender Scheit riss sie aus der Verlegenheit und Caroline straffte sich.
    »Sie haben recht, Mr Densmore. Ja, ich bin ... ich bin wirklich sehr erschöpft. Ich würde mich freuen, wenn wir morgen alle weiteren Formalitäten besprechen könnten. Wann darf ich das Personal erwarten?« Caroline bemühte sich um eine sachliche Stimmlage.
    Der Anwalt reagierte sofort. »Um zehn Uhr sollte man hier eintreffen. Gute Leute. Nette Menschen. Von uns ausgesucht und sehr fähig. Wenn es Sie nicht stört, werde ich morgen früh anwesend sein, um alles zu überwachen. Wie wäre es um neun Uhr?«
    »Sehr schön, Mr Densmore«, nickte Caroline. »Wir können dann Tee miteinander trinken.«
    Der Anwalt verbeugte sich und wies auf den Koffer. »Der ist sehr schwer. Ihr gerichtetes Zimmer ist die Treppe rauf, dann sofort rechts. Soll ich ...?«
    »Ich werde alles alleine finden. Mr Densmore, ich freue mich, dass Sie so geduldig auf mich gewartet

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