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Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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warf die Nadel weg und legte sich das Amulett um den Hals. Dieses Amulett musste nicht ihre Haut berühren, sie musste es nur am Körper tragen. Die Hexe hatte erklärt, dass es die Energie ihrer eigenen Aura verwendete, aber ihr war das völlig egal, solange es seinen Zweck zuverlässig erfüllte.
    Ein unheimliches Gefühl überlief sie und Ivy schauderte und blieb einen Moment stehen. Es würde sie nicht aussehen lassen wie Dornröschen – das war illegal, war ihr streng erklärt worden –, aber mit der Kleidung, der Haarfarbe und ihrer Haltung war es nah genug dran.
    Sie blinzelte im helleren Licht, als sie auf den Gehweg trat und Richtung Bushaltestelle ging. Hexenmagie war eine mächtige Sache, und sie fragte sich, ob niemand das Potenzial darin sah, oder ob es niemanden interessierte, da die Hexen sich selbst verwalteten und ruhig ihrem Geschäft nachgingen, um unter den Menschen nicht aufzufallen.
    Der Bus fuhr gerade vor, als sie ankam – genau, wie sie es geplant hatte –, und sie war die Dritte, die einstieg. Sie warf eine Wertmarke ein, bevor sie sich einen Platz suchte und ihre Stofftasche auf den Sitz neben sich stellte, damit
niemand sich dort hinsetzte. Sie hatte auch eine Dauerkarte, aber durch die Wertmarke war sie anonymer.
    Während der Bus durch die Straßen rumpelte, beobachtete sie die Stadt vor ihrem Fenster, während die Bürogebäude in große, schmale Häuser übergingen, die Vorgärten von der Größe eines Parkplatzes hatten. Sie entspannte sich ein wenig, als mit steigenden Hausnummern die Häuser hübscher und die Farben frischer wurden. Als sie schließlich Arts Block erreichte, standen in den Straßen nicht mehr verrostete, verbeulte Autos sondern glänzende Neuwagen. Sie musterte im Vorbeifahren Arts Haus und wartete noch zwei Blocks lang, bevor sie dem Fahrer signalisierte, dass sie aussteigen wollte. Es war keine normale Haltestelle, aber er hielt an. Sie ignorierte die erzürnten Menschen auf dem Weg zur Arbeit, an denen sie vorbeimusste, bedankte sich leise und stieg aus.
    Sie ging schon, bevor die Bustüren sich geschlossen hatten. Sie achtete darauf, die Schuhe möglichst geräuschvoll auf den Boden zu setzen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Dann fiel ihr wieder ein, dass sie angeblich klein war, und sie verkürzte ihre Schritte. Das Klipp-Klapp, Klipp-Klapp klang unnatürlich, und sie senkte den Blick als wolle sie nicht bemerkt werden, als sie hörte, wie ein Wagen ansprang.
    An Arts Haus zögerte sie und tat so, als müsste sie die Adresse kontrollieren. Es war kleiner als sie erwartet hatte, wenn auch gut in Schuss. Ihre Eltern wohnten in einem bescheidenen Herrenhaus, das mit dem Geld erbaut worden war, das ihr Urgroßvater mit der Eisenbahn verdient hatte. Die unterirdischen Apartments waren hinzugefügt worden, nachdem ihre Urgroßmutter Piscarys Aufmerksamkeit
erregt hatte. Art konnte kein besonders großes Schlafzimmer haben; die Grundfläche des zweistöckigen Hauses war gerade mal neun mal fünfzehn Meter.
    Sie schwang ihre Stofftasche nach vorne und erklomm mit gestelzten Schritten die Treppe. Vor dreißig Jahren wäre das Haus untere Oberschicht gewesen, und es war offensichtlich, warum Art das Geld brauchte. Die Zinsen, die er aus seinem Kapital bekam, waren gerade ausreichend, um ihn in der unteren Oberschicht zu halten – nach dem Standard der Siebziger-Jahre. Die Inflation ließ ihn auf der sozioökonomischen Leiter langsam nach unten rutschen. Er brauchte etwas, das ihn nach oben zog, bevor er in den nächsten hundert Jahren in die Armut abrutschte.
    An der Tür klebte eine Nachricht. Sie lächelte böse, zog sie ab und ließ sie in die Büsche fallen, damit die Spurensicherung sie finden konnte. »Ich bin also spät dran?«, murmelte sie und fragte sich, ob er die Eingangstür wohl abhörte. Sie verstellte ihre Stimme, bis sie fast piepste, und rief: »Art, ich habe Wein mitgebracht. Kann ich reinkommen? «
    Sie bekam keine Antwort, also öffnete sie die Tür und trat in ein bescheidenes Wohnzimmer. Die Vorhänge waren vorgezogen, aber er hatte ein Licht für sie angelassen. Sie wanderte durch die makellose Küche. Wieder hingen Ledervorhänge vor den Fenstern, verborgen hinter einem leichten weißen Stoff. Ledervorhänge konnten einen untoten Vampir nicht vor der Sonne schützen, aber die Fenster zu verrammeln verstieß gegen die Vorschriften der Stadt. Ein weiterer Zettel an einer Innentür lud sie nach unten ein.

    Sie schürzte angewidert die Lippen und

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