Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Informationen,
in Schlepp genommen von Geißeltierchen-Bakterien oder schlank
gemachten Lymphozyten; andere bewegen sich freizügig durch das
Blut, umringen die größeren Zellen wie Staubwolken. Wenn
somatische Zellen, Dienerzellen oder sogar reife Noozyten die
Hierarchie verlassen haben – aus Rebellion oder einer
drastischen Fehlfunktion –, greifen die Viruspartikel sie an und
injizieren ihre Ladung zersetzender RNS. Die angegriffenen Zellen
platzen bald und stoßen eine Wolke weiterer
maßgeschneiderter Viren aus, und die Abfälle werden von
verschiedenen Noozyten und Dienerzellen absorbiert und beseitigt.
    Jeder Zelltyp, der ursprünglich in seinem Körper
vorhanden war, ob Freund oder Feind, ist von den Noozyten studiert
und nutzbringend eingesetzt worden.
    Mach dich los und folge der Spur der Befehlsgruppe! Du wirst
interviewt.
    Bernard fühlt, wie seine Gruppe sich in das
Kapillargefäß zurückzieht. Dessen Wände verengen
sich, bis die Gruppe in eine lange Linie aufgereiht ist, deren
interzellulare Kommunikationen reduziert sind, bis sich das
Noozyten-Äquivalent von Erstickung einstellt. Dann passiert die
Gruppe die Wand des Kapillargefäßes und ist in
Körperflüssigkeit gebadet. Die Spur ist sehr deutlich. Er
kann die Anwesenheit reifer Noozyten »schmecken«. Es
müssen sehr viele von ihnen sein.
    Plötzlich kommt ihm in den Sinn, daß er
tatsächlich noch nahe seinem Gehirn ist, möglicherweise
noch in seinem Gehirn, und daß er sich anschickt, einige
der Forscher zu treffen, die für den Durchbruch zu den
Maßstäben des Makrokosmos verantwortlich sind.
    Er passiert Mengen von Dienerzellen, Informationen
befördernder Flagellaten, auf Befehle wartender Noozyten.
    Ich werde, sagt er sich, mit dem großen Menschenfresser
zusammentreffen. Der Gedanke und das begleitende geistige Schmunzeln
geht augenblicklich in sein Erfahrungsdaten ein, wird von einer
Dienerzelle hastig herausgezogen, geborgen und zur Befehlsgruppe
fortgetragen. Schon im nächsten Augenblick erreicht ihn eine
Antwort.
    Bernard vergleicht uns mit einem UNGEHEUER.
    - Nicht im geringsten. Ich bin hier das Ungeheuer. Entweder das,
oder die Situation selbst ist ungeheuerlich.
    Wir sind noch weit davon entfernt, die Subtilitäten deines
Denkens zu verstehen. Hast du die Reise »stromabwärts«
informativ gefunden?
    - Bisher sehr informativ. Und ich gebe zu, daß ich mich hier
klein und bescheiden fühle.
    Nicht wie eine oberste Befehlsgruppe?
    - Nein. Ich bin kein Gott.
    Wir verstehen nicht GOTT.
    Die Befehlsgruppe war viel größer als eine normale
Noozyten-Ansammlung. Bernard schätzte, daß sie mindestens
zehntausend Zellen enthielt, mit einer entsprechend
größeren Denkkapazität. Er kam sich vor wie eine
geistige Eintagsfliege, auch unter dem Eindruck der Schwierigkeit, im
Noozytenbereich Urteile abzugeben.
    - Habt ihr Zugang zu meinen Erinnerungen von H.G. Wells?
    Pause. Dann:
    Ja, dafür, daß es keine Erinnerungen wirklicher
Erlebnisse sind, erscheinen sie ziemlich lebendig.
    - Ja, nun, sie entstammen einem Buch, der Verschlüsselung
einer unwirklichen Erfahrung.
    Wir sind mit dem Begriff der »Fiktion«
vertraut.
    - Ich komme mir vor wie Cavour in Die ersten Menschen im
Mond.
    Der Vergleich mag passend sein, aber wir verstehen ihn nicht.
Wir sind sehr verschieden, BERNARD, weitaus verschiedener als dein
Vergleich mit der unwirklichen Erfahrung vermuten lassen
würde.
    - Ja, aber wie Cavour habe auch ich Tausende von Fragen.
Vielleicht wünscht ihr, nicht alle zu beantworten.
    Um zu verhüten, daß Makro-MENSCHEN alles wissen, was
wir tun könnten, und versuchen, uns daran zu hindern.
    Die Botschaft war gerade unklar genug, um Bernard zu zeigen,
daß die Befehlsgruppe noch unfähig war, die Realität
des Makrokosmos vollständig zu erfassen.
    - Steht ihr in Verbindung mit den Noozyten in Nordamerika?
    Wir sind uns bewußt, daß es andere, weitaus
»mächtigere« Konzentrationen gibt, in viel besseren
Umständen.
    - Und…?
    Keine Antwort.
    Dann: Ist dir bekannt, daß dein »eingeschlossener
Raum« in Gefahr ist?
    - Nein. Welcher Art von Gefahr? Ihr meint das Laboratorium?
    »Das Laboratorium« ist umringt von deinen Mitmenschen
in »ungewisser hierarchischer Beziehung«.
    - Ich verstehe nicht.
    Sie wünschen das Laboratorium zu zerstören, und mit
ihm vermutlich uns alle.
    - Woher wißt ihr dies?
    Wir sind in der Lage, RADIOFREQUENZ-SENDUNGEN in mehreren
SPRACHEN – »Kodierungen« zu empfangen. Kannst du diese
Versuche beenden?

Weitere Kostenlose Bücher