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Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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auf der Tanzfläche beobachtete,
waren eine geile Bande. Schmalzige Sphärenklänge und
rotierende bernsteinfarbene Lichteffekte hielten die dicht
gedrängten männlichen und weiblichen Körper in
träge wogender Bewegung. Über der Theke summte und gurgelte
eine erstaunliche Anordnung polierter Messingrohre mit Hähnen
zur Getränkeabfüllung: meistens offene Weine, die glasweise
verkauft wurden; und siebenundvierzig verschiedene Kaffeesorten.
Kaffee wurde viel verlangt; der Abend war in den frühen Morgen
übergegangen, und bald würde das Lokal schließen.
    Letzte Annäherungsversuche geschahen unverhüllter und
angestrengter, mit mehr Verzweiflung und weniger Finesse; neben
Vergil gelobte ein kleinwüchsiger Bursche in zerknittertem
blauen Anzug einem geschmeidigen schwarzhaarigen Mädchen mit
asiatischen Zügen seine Treue für eine Nacht. Vergil
fühlte sich abgelöst von alledem, distanziert. Er hatte den
ganzen Abend hindurch keine Frau angesprochen, und er war seit sieben
im Lokal. Und keine Frau hatte ihn angesprochen.
    Er war nicht der begehrenswerte Typ. Wenn er ging, schwankte er
ein wenig – nicht, daß er den Barhocker zu irgendeinem
anderen Zweck als dem verlassen hätte, die überfüllte
Herrentoilette aufzusuchen. In den vergangenen Jahren hatte er soviel
Zeit in Laboratorien verbracht, daß seine Haut die
unpopuläre Farbe von unsauberem Schnee hatte. Er sah nicht
begeisterungsfähig aus und war nicht bereit, viel Geld
auszugeben oder irgendwelchen Unfug zu machen, um Aufmerksamkeit auf
sich zu lenken.
    Glücklicherweise war die Klimaanlage so gut, daß sein
Heuschnupfen sich nicht bemerkbar machte. Er hatte den Abend
hauptsächlich damit verbracht, die unglaubliche Vielfalt –
und unterliegende Gleichförmigkeit – der Taktiken zu
beobachten, deren sich das männliche Tier bediente, um das
weibliche für sich zu gewinnen. Er fühlte sich unbeteiligt,
in einer objektiven und etwas einsamen Sphäre, die zu verlassen
er nicht geneigt war. Warum also, fragte er sich, war er
überhaupt hierher gekommen? Warum suchte er Lokale dieser Art
auf? Er hatte noch nie im Leben eine Frau in diesem oder einem der
anderen Singles-Tanzlokale kennengelernt.
    »Hallo!«
    Vergil schrak zusammen und wandte sich um, machte große
Augen.
    »Verzeihung, ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    Er schüttelte den Kopf. Sie war vielleicht achtundzwanzig,
goldblond, schlank bis zur Magerkeit, mit einem recht hübschen,
aber nicht überwältigenden Gesicht. Ihre Augen, groß
und klar und braun, waren ihr bestes Merkmal – abgesehen
vielleicht von den Beinen, räumte er nach einem instinktiv
abschätzenden Blick ein.
    »Sie kommen nicht oft hierher«, sagte sie. Dann blickte
sie über die Schulter und fügte hinzu: »Oder doch? Ich
meine, ich bin hier auch nicht Stammgast. Vielleicht habe ich Sie nur
noch nicht gesehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht oft. Kein Bedürfnis.
Meine Erfolgsquote ist nicht gerade aufsehenerregend.«
    Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Ich weiß mehr
über Sie, als Sie denken«, sagte sie. »Ich brauche
Ihnen nicht mal die Hand zu lesen. Zunächst einmal sind Sie
klug.«
    »Ja?« Er kam sich unbeholfen vor.
    »Sie sind gut mit den Händen.« Sie berührte
seinen Daumen, der auf seinem Knie ruhte. »Sie haben sehr
hübsche Hände. Mit solchen Händen können Sie viel
tun. Aber sie sind nicht fettig, also sind Sie kein Mechaniker. Und
Sie versuchen, sich gut zu kleiden, aber…« Sie kicherte ein
wenig angeheitert, wie nach dem dritten Glas, und bedeckte den Mund
mit der Hand. »Entschuldigen Sie. Sie geben sich wirklich
Mühe.«
    Er schaute an sich hinab, auf das schwarz-grün karierte
Baumwollhemd und die schwarze Hose. Die Sachen waren neu. Was konnte
sie daran aussetzen? Vielleicht gefielen ihr die Schuhe nicht, die er
trug. Sie waren ein wenig abgenutzt.
    »Sie arbeiten… lassen Sie mich überlegen.« Sie
hielt inne und strich sich über die Wange. Ihre Fingernägel
waren Meisterwerke der Maniküre, dick und lang und bronzefarben
glänzend. »Sie sind ein Techie.«
    »Wie bitte?«
    »Sie arbeiten in einem der Laboratorien hier in der Gegend.
Für die Marine ist Ihr Haar zu lang, und von denen kommen
sowieso nicht viele hierher. Nicht, daß ich es so genau
wüßte. Sie arbeiten in einem Labor, und Sie… Sie sind
nicht glücklich. Warum nicht?«
    »Weil…« – er brach ab. Zu bekennen, daß
er arbeitslos war, mochte schlechte Strategie sein. Er hatte noch
sechs Monate

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