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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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respektvoll. Waren ihre Beine gespreizt?«
    Milo öffnete den Umschlag, zog Farbfotos heraus und sah sie durch, bis er eine Aufnahme mit der Leiche in voller Länge fand.
    »Beine eng zusammen«, sagte Petra.
    »Keine sexuelle Haltung, aber es könnte trotzdem eine Pose sein«, sagte ich. »Auch eine Strangulierung ohne Kampf kann Krämpfe auslösen. Das hier sieht für mich zu ordentlich aus, um natürlich zu sein.«
    Die beiden studierten das Foto. »Für mich sieht das nach einer Pose aus«, sagte Milo.
    Petra nickte.
    Ich sagte: »Hier besteht keine Absicht, sie zu erniedrigen. Im Gegenteil, er beschützt ihre Sexualität.«
    »Kevin ist schwul«, sagte Milo. »Vielleicht sind Frauen keine Sexualobjekte für ihn.«
    »Julie war in eine sexuelle Pose gebracht worden. Kevin neigt vielleicht dazu, schwul zu sein, aber wenn er unser Mann ist, ist er trotzdem ziemlich verwirrt.«
    »Das ergibt einen Sinn«, sagte Petra. »Sein Dad und seine Brüder sind Machos, legen allen Nachdruck auf Sport und Männlichkeit. Es kann nicht leicht für ihn gewesen sein.«
    Sie warf einen Blick auf Milo, und ich bemerkte ein winziges Unbehagen in ihren dunklen Augen.
    Er nickte, als wollte er sie ermuntern.
    »Aus welchem Motiv auch immer«, sagte ich, »jedenfalls hat der Mörder Wert darauf gelegt, dieses Opfer in eine bequeme Haltung zu bringen. Im Verhältnis zu den anderen Fällen ist es ein Anzeichen für Respekt.«
    »Komplizin, aber keine Freundin?«, fragte Milo.
    »Selbst wenn Kevin ein Interesse an Mädchen hat«, sagte Petra, »selbst wenn er auf eine Weise verdreht ist, die wir nicht kennen, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein junger Mann sich mit einer kranken Obdachlosen einlässt. Welches Motiv könnte er haben, sich mit ihr abzugeben?«
    »Kevin ist ein Einzelgänger«, erwiderte ich. »Sieht sich wahrscheinlich schon seit langer Zeit als Ausgestoßener. Zusätzlich zu seinen sexuellen Anliegen hat er sich als edler Ritter etabliert, der einen einsamen Kampf für die Kunst in ihrer reinen Form ausficht. Bei dieser Art von Entfremdung kann ich mir vorstellen, dass er sich zu anderen Außenseitern hingezogen fühlt.«
    »Was bedeutet, ich sollte mich besser unter den Obdachlosen umhören als in den Buchläden.«
    Milo sagte: »Mit den Obdachlosen rumhängen und die Talentierten umbringen. Das ist wie ein Krieg gegen die helle Seite des Lebens.«
    »Da ist noch etwas anderes, das ich interessant finde«, sagte ich. »Diese Leiche ist hinter einem ehemaligen Theater aufgetaucht. Was ist, wenn das eine heimliche kleine Anspielung auf den Tod der darstellenden Künste sein soll?«
    »Es sind immer noch Darsteller dort«, erwiderte Milo. »Die Kirche. Ist Predigen denn was anderes? Oder vielleicht will er ein Sakrileg begehen.«
    Petra sagte: »Das driftet jetzt aber ernsthaft in schräge Gefilde ab.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe. »Okay, was machen wir als Nächstes?«
    Milo sagte: »Wir sind zu neunundneunzig Prozent sicher, dass das hier die Rothaarige ist, die CoCo Barnes gesehen hat, aber ich versuche eine positive Identifizierung von der alten Lady zu bekommen. Die Hauptsache ist rauszufinden, wer sie ist; über eine Frau wie sie muss es irgendwo was in den Akten geben. Wann kommen die Ergebnisse von den Finger ab drücken rein?«
    »Sie wissen doch, wie das mit Fingerabdrücken ist. Könnte heute oder nächste Woche sein. Ich rede mit Dig und Harry, mal sehen, ob wir die Dinge beschleunigen können.«
    »Sobald wir wissen, wer sie ist, verfolgen wir ihre Bewegungen zurück. Und vielleicht brauchen wir gar nicht auf die Fingerabdrücke zu warten. Nachdem Barnes mir erzählt hatte, was sie gesehen hat, hab ich mich ein bisschen umgehört und ein Asyl in Ihrem Bezirk gefunden – Dove House –, wo sie eine große Rothaarige kennen, die von Zeit zu Zeit vorbeigekommen ist. Bernadine Soundso. Sie haben auch gesagt, dass sie glauben, diese Frau hätte mal bessere Zeiten gesehen, weil sie intelligent geredet hätte, wenn sie einen klaren Kopf bekam.«
    »Vielleicht ist das die Seite, die der Mörder sah«, erklärte ich. »Er wusste, um sie hilflos zu machen, musste er dafür sorgen, dass sie stockbetrunken war.«
    Petra sagte: »Ich kenne Dove House, ich hab Kids dorthin gebracht. Sie haben eine ziemlich hohe Erfolgsquote.«
    Milo blickte auf das Foto der Toten. »Niemand ist perfekt.«

28
    Wir trafen CoCo Barnes dabei an, wie sie ein formloses Etwas in ihrem Garagenatelier auf einer Töpferscheibe kreisen

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