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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Clare schauderte und schaute hinaus in den windverschwommenen Sand. Von dem Jungen war nichts zu sehen.
    Sie schlang den Schal fester um ihr Gesicht. Die von Maras Leichnam wegführende Sequenz regelmäßiger Abdrücke war fast verweht. Die Verlockung, die Hoffnung, dass es Fußabdrücke waren, dass Oscar noch lebte, war überwältigend. Clare stand auf und sah nach Norden, in die Richtung, in der die Spuren verschwanden. Auf der anderen Seite der Düne folgte noch ein Einschnitt, dahinter nichts als ein Ozean von tanzendem Sand. Wenn sie diesen kurzlebigen Zeichen folgte, wäre sie innerhalb weniger Minuten verloren. Oscar hatte schon früher in der Wüste überlebt. Sie musste darauf bauen, dass er es wieder konnte.
    Maras leblosen Körper hinter sich lassend, damit die Wüste ihn begrub, kämpfte sie sich den Hang hinauf. Dahinter konnte sie das gebrochene Rückgrat der Eisenbahnstrecke und den in einsamer Pracht stehenden Eukalyptus ausmachen, der anzeigte, wo sich jemand niedergelassen und dem Sand eine Ernte abzuringen versucht hatte. Clare kämpfte sich abwärts, im Zickzack an der Außenlinie der Düne entlang, voller Angst, was sie finden mochte. Der Wind hatte das niedrige Gestrüpp, die Steine und alles, was in diesem trockenen Zufluss sonst noch zurückgeblieben war, zu Skulpturen modelliert. Er verkleisterte alles mit Sand und machte die stetig sich wandelnde
Landschaft zu etwas surreal Verschwommenem, das unter dem aufwirbelnden Katzengold gleißte.
    Clare ging in die Hocke, weil ihr Auge eine Bewegung am Fuß des Baumes registrierte. Eine Frau mit leicht angewinkelten Knien und kaum merklich vorgebeugtem Oberkörper. Die Arme eng verschränkt und vor dem Körper ausgestreckt. Der Mann gefesselt und den Blick auf das Gesicht der Frau gerichtet, als würde er eine wiegende Mamba fixieren.
    Riedwaan.
    Clare legte den sandverklebten Sicherungshebel an Tamars Pistole um. Bevor ihr Gehirn es auch nur registrieren konnte, hatte sie gefeuert.

    Riedwaan spürte, wie das Blut aus seinem rechten Handgelenk spritzte, als er es aus der Fessel riss. Er packte den Metallstab an seiner Seite, zog ihn über die Knie der Frau und fällte sie, als sie gerade feuerte, wie ein verletztes Tier. Sie kam vollkommen reglos auf seinem Schoß zu liegen. Er zerrte auch sein linkes Handgelenk aus den Fesseln und schlang beide Arme um sie. Beide Hände waren glitschig von Blut. Es mussten zwei Schüsse gefallen sein: Davon war Riedwaan überzeugt. Nur das konnte den Knall erklären. Er drehte Gretchen auf den Bauch und sah die Einschusswunde an ihrer Schulter.
    »Gut gefangen.« Das Zittern in Clares Stimme sprach ihrem Versuch, witzig zu sein, Hohn.
    Riedwaan sah auf. »Das wurde auch Zeit«, sagte er. Das Blut schoss in seine Arme zurück. Es schmerzte höllisch, aber Clare zu sehen war mindestens so gut wie ein Morphiumschuss. »Wer ist das?«, fragte er. »Wenn du die Frage gestattest.«
    Clare ließ sich neben der blutenden Frau auf einem Knie nieder und drehte ihren Kopf zu sich her. Die Frau stöhnte.
    »Der Blaue Engel«, sagte Clare. »Das habe ich mir schon halb gedacht.«

    »Eine Freundin von dir?« Riedwaan zog sein Hemd aus und wickelte es um Gretchens nackten Leib.
    »In gewisser Weise. Man könnte sagen, wir haben gemeinsame Bekannte.«
    »Sie wird nicht lang durchhalten«, sagte Riedwaan. Er zog sein Handy aus der Tasche und gab es Clare. »Du wählst. Meine Hände gehorchen mir noch nicht.«
    Clare nahm das Handy, wählte Tamars Nummer und duckte sich in der Hoffnung auf Empfang in die Hütte.
    Riedwaan förderte seine Zigaretten zutage. Er steckte sich eine zwischen die Lippen und tastete nach seinem Feuerzeug. Es war verschwunden.
    »Du hast nicht zufällig Feuer, nehme ich an?«, fragte er Clare, als sie wieder aus der Hütte trat.
    »Zufällig schon.« Sie streckte ihm das Zippo-Feuerzeug mit der eingravierten Meerjungfrau hin. »Ich habe es vor dem Kühlraum gefunden, kurz bevor Gretchens Freund mich hineinschubsen wollte.«
    Riedwaan drehte das Feuerzeug in seiner Hand, bis er die Inschrift lesen konnte: Magnus Malan. Er zündete seine Zigarette an. »Auf der Alhantra?«
    Clare nickte.
    »Keine Spur von seinem Besitzer?«
    »Nur eine Blutspur.«
    Riedwaan nahm einen tiefen Zug. »Wie viel würdest du darauf wetten, dass Darlenes Mann tiefgefroren neben seinen Urankuchen im Kühlraum sitzt?«
    Clare ließ sich neben ihm nieder und schaute ihm beim Rauchen zu. »Ich wette nicht«, sagte sie. »Aber selbst

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