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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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wiedersehen würden.
    Rodney, der kultivierte Ghul, machte Frühstück. Pfannkuchen und Omelettes für meine Mutter und mich. Unter meinen drohenden Blicken aß sie auch tatsächlich, machte dabei aber ein Gesicht, als müsse sie an jedem Bissen ersticken. Aus Höflichkeit zwang ich mich zu essen; ich hatte zwar keinen Appetit, wollte aber auch nicht ungehobelt erscheinen. Ich war nur froh, dass Rodney erst später aß... wie auch immer sein Frühstück üblicherweise aussehen mochte.
    Als Bones zur Tür gehen wollte, überraschte ich ihn, indem ich ihn packte und ihm die Arme um den Hals warf. Ich vergrub den Kopf in seiner Halsbeuge. Ich kann dich noch nicht gehen lassen. Ich kann es einfach nicht. Es ist zu früh!
    »Was soll das denn? Vermisst du mich schon, bevor ich überhaupt wegbin?«
    Es zerriss mir das Herz. »Ich werde dich immer vermissen, wenn du fort bist.«
    Es war eine gewagte Gratwanderung, aber ich musste es einfach sagen.
    Die Zärtlichkeit, mit der er mich küsste, war quälend. Ich hielt ihn fest und gab mir die größte Mühe, nicht zu weinen. Es tut so weh! Wie kann ich dich fortlassen? Wie kann ich zulassen, dass du einfach so gehst?
    Wie könntest du nicht?, entgegnete die Logik in mir. Du liebst ihn? Dann beweise es. Schütze ihn.
    Unerbittlich schluckte ich die Tränen hinunter. Besser jetzt als später. Du weißt, dass es die richtige Entscheidung ist. Er wird viel länger leben als du, und irgendwann wird er dich vergessen haben.
    Ich machte mich von ihm los, ganz sanft berührte ich sein Gesicht.
    »Gib mir deine Jacke.«
    Noch während ich seine letzte Umarmung auskostete, besiegelte ich unseren Untergang. Bones ließ die Jacke von seinen Schultern gleiten und zog fragend eine Augenbraue hoch. »Draußen ist es kalt«, erklärte ich.
    Bones gab mir die abgewetzte Jeansjacke, die er gestern getragen hatte, als er die Massenkarambolage verursacht hatte, und ich steckte sie zusammengefaltet unter den Arm. Noch einmal berührten seine Lippen sacht meine Stirn, als ich gerade die Tür hinter ihm schließen wollte. Du schaffst das. Lass ihn los. Es geht nicht anders.
    »Sei vorsichtig, Bones. Bitte... sei vorsichtig.«
    Er lächelte. »Keine Bange, Süße. Ich bin im Handumdrehen wieder da.«
    Noch lange nachdem sie abgefahren waren, sah ich durch den Türspion, dann fiel ich auf die Knie und ließ all meinem Schmerz freien Lauf. Ich weinte, bis mir die Augen brannten und ich kaum noch atmen konnte. Es schmerzte so viel mehr als die Schusswunden.
    Zwanzig Minuten später stand ich wieder aufrecht und war ein anderer Mensch. Zum Heulen hatte ich keine Zeit mehr. Ich hatte etwas zu erledigen, jeder muss mit seinem Schicksal klarkommen, hatte Bones immer gesagt. Nun, ich war nicht ohne Grund eine Halbvampirin, und nun war meine Chance gekommen, das auch zu beweisen. Kommt nur alle her, ihr Blutsauger! Die rothaarige Gevatterin Tod erwartet euch!
    Ich ging zu meiner Mutter und redete in leisem knappem Tonfall auf sie ein. Eins nach dem anderen.
    »Zieh dich an, wir gehen. Ich werde dir jetzt genau erklären, was du zu sagen hast, und Gott steh dir bei, wenn du es nicht haargenau so machst ... «
    Über uns schwebte der Helikopter wie ein großer mechanischer Käfer am Himmel. Don Williams wurde auf sein Drängen hin im Rollstuhl durch das unwegsame Gelände geschoben, und zehn weitere Agenten schwärmten in die nähere Umgebung aus. Inmitten dieser Szenerie kauerte ich über Switchs Leiche. Sie zu finden war mir nicht schwergefallen. Bones hatte mir ja erzählt, dass er sie im Wald nahe des Cedar Lake zurückgelassen hatte. Mit meinem geschärften Geruchssinn hatte ich ihn bald nach der Ankunft gewittert. Switchs zerfallene Überreste waren nun in eine Jeansjacke gehüllt, und aus seinem Rücken ragte grotesk ein Silbermesser.
    Selbst vom Rollstuhl aus hatte Don alles fest im Griff.
    »Ist er das?«, wollte er im Näherkommen wissen.
    »Er ist es.«
    Don sah auf die bis zur Unkenntlichkeit zerfallene Leiche hinunter und runzelte die Stirn. »Das sind ja nur noch Knochen!«
    »Lustig, dass Sie das sagen«, antwortete ich mit ausdrucksloser Stimme. »So hieß er nämlich. Bones.«
    Der kalte Wind ließ mich frösteln, und ich warf einen Blick auf die triste Landschaft.
    »Er ist tot, also wozu die Eile? Als Sie uns verständigt haben, sagten Sie, Sie würden wieder gehen, wenn wir nicht binnen einer Stunde da wären, weil es zu gefährlich sei, länger zu bleiben. Na ja, jetzt ist eine

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