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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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krieche ich zu ihm, unfähig zu stehen.
    »Alles wird gut«, lüge ich. Erstickte Atemzüge verzerren meine Worte, als ich ihn erreiche und zitternd die Wunde auf seiner Brust berühre. Wenn ich doch nur das Gift herausbekommen könnte, es aus ihm saugen könnte! Silas kämpft sich in eine sitzende Position. Ich ergreife seine Schulter und ziehe ihn nach vorn, wobei Blut von seiner Brust auf mich tropft. Ich bin mir sicher, dass wir uns beide dasselbe fragen:
Wie lange wird es dauern?
    Silas atmet mir in den Nacken und zuckt zusammen, als er nach oben greift, um mir über das Haar zu streicheln. Ich schlinge meine Arme fester um ihn, als ob ich in der Lage wäre, ihn so daran zu hindern, sich zu verwandeln. Tränen rinnen mein Gesicht hinab und auf seine Schulter.
    »Du musst jetzt gehen, Rosie«, sagt er schließlich sanft.
    Ich bewege mich nicht.
    »Du musst weg von mir, mich allein lassen.« Seine Stimme ist härter, und er versucht, bestimmt zu klingen.
    »Ich kann nicht«, sage ich erstickt. Es ist die Wahrheit – ich glaube nicht, dass ich meine Hände von ihm nehmen, ihn gehen lassen kann. Ich fahre ihm durchs Haar, atme den Geruch seiner Haut ein. »Ich liebe dich«, flüstere ich.
    »Ich liebe dich auch, Rosie«, sagt er langsam und rückt von mir ab, so dass wir einander in die Augen schauen. Er lässt die Finger meine Wange hinabfahren und streicht mit dem Daumen über meine Lippen. Lässt seine Hand auf meine Schulter fallen, als wollte er mich ein letztes Mal genau ansehen.
    »Bleib bei mir«, flehe ich, aber mein Hals ist so zugeschnürt von dem Versuch, die Tränen zu unterdrücken, dass meine Worte kaum mehr als ein Flüstern sind.
    Silas umfasst mich fester, und ich spanne alle Muskeln an – ist das der Anfang der Verwandlung? Ich kann ihn nicht bekämpfen, kann ihn nicht verletzen, selbst wenn er ein Monster ist – er kann mich haben. Er kann mich auffressen.
    Aber nein, noch ist er kein Monster. Er zieht mich an sich und küsst mich, die Arme dicht um meinen Körper gelegt, Verzweiflung auf den Lippen. Ich kann spüren, wie sein Herz in der Brust schlägt, als ich mich an ihn presse. Wir küssen uns, als wäre es das erste Mal, und ich weiß, dass er Angst hat aufzuhören, genau wie ich, denn wenn der Kuss zu Ende ist, dann ist alles zu Ende.
    Er hört zuerst auf. Tränen sickern aus seinen Augenwinkeln, aber sein Mund sieht fest und entschlossen aus. Ich kann die Schreie, die meinen Lippen entweichen, nicht unterdrücken, die verstümmelten Bitten, mich noch einmal zu küssen, nicht alles enden zu lassen. Ich bin ein einziges aufgelöstes Durcheinander – meine Worte, meine Finger, meine Tränen, mein Geist. Silas sieht meine Schwester, die sich hochgezogen hat und mein Leid teilt, würdevoll an.
    »Scarlett«, sagt er heiser, »du hast es versprochen.«

[home]
Kapitel 33
    Scarlett
    M ein Körper will sich nicht bewegen, protestiert bei jedem Atemzug, bei jedem winzigen Schritt, den ich auf meine Schwester und Silas zugehe. Rosie bricht neben ihm auf dem Boden zusammen, und er weicht weiter vor ihr zurück. Ihre Augen sind groß und feucht, ihr Körper zittert, und sie gräbt die Finger in die Erde, als wollte sie etwas greifen, das ihre Welt anzuhalten vermag, die ihr mit jedem Atemzug ein Stück weiter entgleitet. Ich kenne dieses Gefühl.
    »Ich habe es versprochen«, antworte ich Silas und sage es zu gleichen Teilen zu mir wie zu ihm. Ich habe es versprochen. Ich habe es meinem Partner versprochen. Er hat mir das Leben gerettet, ich kann ihm die Bitte unmöglich abschlagen.
    Silas entfernt sich weiter von Rosie und kommt näher zu mir. Rosie weint erstickt und würgt nach Luft, als ob jeder Zentimeter zwischen ihnen es ihr schwerer machen würde, zu atmen. Ich gehe einen weiteren Schritt auf Silas zu, suche nach Anzeichen, dass er sich schon verwandelt hat, dass ich mich schneller bewegen muss, als ich will. Aber das sind immer noch seine funkelnden, entschlossenen Augen.
    Mein Magen revoltiert, als ich dicht genug heran bin, um den Biss genau zu erkennen. Punktförmige Wunden in Halbmondform auf seiner Brust, die Blut nach mir speien, als ich meine freie Hand an den Mund hebe. Ich hatte gehofft, es würde sich als ein Irrtum herausstellen, dass ich nicht gesehen habe, was ich zu sehen glaubte. Aber nein, er ist gebissen worden. Er wird seine Seele verlieren, und er wird meine Schwester auffressen wollen wie ein Monster. Er ist nicht Silas, zumindest wird er es nicht mehr lange

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