Blutrote Schwestern
wegnehmen.
»Lass sie einfach nicht an ihn heran, Rosie«, murmele ich und beende damit ihren Kuss. Damit mein Verlangen, die Fenris zu töten, nicht überhandnimmt, atme ich tief.
Auch Rosie atmet aus, entfernt sich von Silas und beißt die Zähne zusammen, mit einem stählernen Blick, als hätte sie ihren Schmerz fürs Erste beiseitegeschoben. Sie mustert mich, und nickt heftig. »Auf gar keinen Fall.«
Zu meiner Linken höre ich ein schnelles Krachen, als der Alpha sich in einen Wolf verwandelt, der selbst für Fenris-Verhältnisse gewaltig ist. Er ignoriert meine Schwester und mich, läuft hektisch vor Silas auf und ab und leckt sich begehrlich die schwarzen Lippen. Der Alpha, das eigentliche Ziel, der Grund, aus dem ich in die Stadt gekommen bin, ist ganz nah.
Es ist so simpel, wirklich. Ich bin hergekommen, um den Alpha zu töten. Also tue ich es. Jetzt.
»Los«, flüstere ich leise.
Die Wölfe hören mich, denn ihre Ohren richten sich auf, aber sie reagieren nicht auf meine Worte, bevor Silas, Rosie und ich losstürzen. Ich werfe mich vor Silas auf den Alpha.
Der Wolf schlägt mich zur Seite, als wäre ich eine Puppe. Blutgefäße platzen, Wölfe knurren, Staub wirbelt auf. Als der Alpha auf Silas zuspringt, bin ich schon wieder auf den Füßen. Mein Beil verfängt sich in meinem Mantel, daher schlage ich Klinge und Mantelstoff gemeinsam in die Seite des Alphas. Der Hieb trennt ein Stück Stoff ab und landet zwischen seinen Rippen, aber der Wolf schüttelt die Verletzung einfach ab. Sein Blick ruht auf Silas, immer noch. Da stürzt Rosie an mir vorbei, und ihre Messer wirbeln durch die Luft. Es sind zu viele Wölfe – jetzt, da meine Schwester ihre Messer geworfen hat, hat sie keine Waffe mehr.
»Rosie!«, schreie ich.
Sie wirbelt genau in dem Moment herum, als ich ihr mein Jagdmesser zuwerfe. Es landet direkt in ihrer Hand, sie dreht sich um und trifft einen der Wölfe. Ich wende mich um und stürze wieder vor, den heißen Atem eines Wolfs in meinem Gesicht, als seine Zähne über mein Ohr schürfen. Silas weicht den Kiefern der Wölfe aus, bevor er seine Axt mit mehr Kraft schwingt, als ich es ihm jemals zugetraut hätte.
Ein Wolf nähert sich ihm von der anderen Seite, aber Rosie tötet ihn und danach gleich noch einen – war da wirklich nur ein Dutzend von ihnen? Es scheinen auf einmal viel mehr zu sein. Ich schaue nach links und erblicke den Alpha, der schon wieder auf Silas zurückt. Schnell springe ich ihm in den Weg, bereite mich darauf vor, von ihm zur Seite gefegt zu werden, und stürze mich auf seine Brust. Ich erwische den Alpha auf dem falschen Fuß, und er trudelt von mir weg. Als ich ihm nachhechte, schafft er es, meinen Beilhieben knapp auszuweichen. Ich ducke mich, als er auf mich springt, und trete ihm in die Weichteile, woraufhin er sich in der Luft überschlägt und hart auf dem Rücken landet. Vielleicht bleibt mir genug Zeit, ihn jetzt zu töten. Ich sprinte auf ihn zu, als die Wölfe Silas und Rosie umzingeln, sie zusammentreiben und zwischen ihren Körpern festsetzen. Rosie kämpft tapfer, ihr Mantel ist ein roter, verschwommener Fleck, während sie das Jagdmesser in jedem bisschen Wolfsfleisch versenkt, das sie erwischt. Es hält die Wölfe gerade weit genug auf Abstand, dass sie Silas nicht berühren können.
Aber es sind zu viele. Rosie steht vor Silas, das Messer bereit, ihr Blick schießt zwischen den Wölfen hin und her. Sie hat Angst, ja, aber da ist auch noch mehr. Etwas, das mir sagt, dass meine Schwester eher sterben wird, als einen Wolf zu ihrer Liebe durchzulassen.
Etwas, das mich daran erinnert, wie
ich
vor sieben Jahren vor
ihr
stand. Aber ich kann nicht zulassen, dass Rosie das gleiche Schicksal erleidet wie ich. Nicht Rosie – die Wölfe dürfen sie nicht haben.
Meine Schwester hat oberste Priorität, deswegen renne ich jetzt auf den Mann zu, den sie liebt. Ich drehe mein Beil, werfe es und zerschmettere das Rückgrat des Wolfs, der am nächsten bei Silas steht. Es ist gerade genug, um die Gruppe abzulenken, und Silas schlägt einen weiteren Fenris nieder, während die anderen sich neu um ihn herum formieren. Auch der Alpha rückt vor, aber ich schneide ihm den Weg ab.
»Du zögerst das Unvermeidbare nur hinaus«, würgt der Wolf knurrend hervor. Sein Gesicht ist etwas menschlicher, um die Worte zu bilden.
»Solange es geht«, antworte ich leise.
»Misch dich nicht in die Angelegenheiten von Wölfen ein, mein Kind«, zischt er.
Ich lecke mir über
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