Blutsbund 02 - Dimitrij
voran auf das Bett fallen.
Viktors Blick löste sich von den Unterlagen, als Dimitrij das Zimmer betrat. Die Mundwinkel des Monarchen zuckten für den Bruchteil von Sekunden, als er den Kleidungskompromiss sah, den der Vampir ihm zuliebe eingegangen war. Zwar trug dieser noch immer Jeans, aber die Turnschuhe waren schwarzen Lederschuhen gewichen. Statt des einfachen Shirts vom Vortag, hatte Dimtrij sogar ein Hemd und Sakko angezogen. Viktor nickte dem Romanow zu und deutete auf den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. Dima nahm Platz und lehnte sich zurück. Abrupt zuckte der Vampir zusammen und setzte sich anschließend aufrecht hin.
»Immerhin kannst du jetzt wieder springen, Dimitrij. Bist du deshalb nach Russland gekommen?«, fragte Viktor direkt.
Dima nickte. »Ich weiß nicht, ob er meinem Wunsch nachgekommen wäre, wenn Ihr gestern nicht erschienen wärt.«
Dimitrij senkte leicht den Kopf und musste sich gestehen, dass es ihm doch unangenehm war, dass Viktor anscheinend genau wusste, was gelaufen war, auch wenn es bereits fünfzig Jahre her war.
Viktor musterte die schlanke schwarzhaarige Gestalt. Dimitrij Romanow hatte sich lediglich was seine Frisur betraf geändert, trug er früher noch wie seine Brüder die Haare länger, so waren sie jetzt kurz und standen in sämtliche Richtungen ab. Er hatte die grünen strahlenden Augen aller Romanows, ebenso wie das ausgesprochen attraktive Gesicht, dass diese Familie prägte. Dimitrij war nur etwas kleiner als seine Brüder, aber das tat seiner Ausstrahlung keinen Abriss. Der Mann vor ihm hatte jedoch nie die Härte angenommen, die Sergej und Michail sich über den Krieg aneigneten. Der König wusste nur zu genau, dass Dimitrij Romanow ein kleiner Rebell war, der sich trotz seines hohen Alters eine gewisse Jugendlichkeit bewahrt hatte, oder gerade wegen dieser Haltung. Viktor dachte, dass ihm eigentlich nur noch ein paar Piercings im Gesicht fehlen würden, um noch ein Stück rebellischer auszusehen. Er hing kurz seinen Gedanken nach und lachte plötzlich unerwartet.
Dimitrij sah ihn fragend an.
» Erinnerst du dich daran, wie Michail und ich dich unter der französischen Guillotine vorgezogen haben? Himmel, du warst so betrunken, dass du nicht mal mitbekommen hast, dass der Pöbel kurz davor war, dich zu köpfen. Und das Spektakel erst, als wir uns mit dir im Schlepptau in Luft aufgelöst haben. Wie gut, dass es damals noch kein Fernsehen gab und passend, dass wir zufällig da waren, weil eigentlich Gespräche mit dem Vampirkönig Frankreichs anstanden. « Viktor lächelte und sagte weiter: » Du warst schon immer für außergewöhnliche Unterhaltung zu haben Dimitrij, nicht wahr? Selbst deine letzte Aktion hatte einen gewissen Unterhaltungswert. Alle Menschen machten einen großen Bogen um den Landsitz und sprachen davon, dass sich dort der Leibhaftige aufhalten und jungen Männern einen Dämon einpflanzen würde. Nur Satan höchstpersönlich könne für soviel Sünde an einem Ort sorgen. Vermisst du diese Zeit Dimitrij? «
Der Vampir fuhr sich leicht verlegen durch die Haare und sagte dann aber grinsend: » Ehrlich gesagt Majestät, es hatte schon was. «
Viktor schmunzelte. » Solltest du noch einmal auf derartige Ideen kommen, dann achte darauf, dass Michail nicht dahinter kommt. Ich denke, beim nächsten Mal wird er es nicht bei so etwas einfachem belassen, wie Silber unter der Haut. Und nun zum Eigentlichen. Ich hatte gestern ein Gespräch mit dem deutschen König, Ferdinand. Er hat uns gebeten, Nachforschungen zu betreiben. Soweit er rausgefunden hat, scheint der Ursprung dieses Krieges zwischen den Rassen seine Wurzeln hier in Russland zu haben. Er hat sich nicht klar ausgedrückt, sagte aber, dass es von zukunftsbedeutsamem Wert sein könnte, Genaueres herauszufinden. Du bekommst von mir Zugang zum Archiv. Ich denke, es wird eine stupide Aufgabe, aber ich hoffe, dass du etwas herausfinden kannst. «
Dimitrijs Brauen wanderten leicht nach oben, aber er rief sich sofort zur Ordnung, schließlich war Viktor nicht irgendjemand. In staubigen Unterlagen wühlen war bei Weitem nicht das, was er sich vorstellte, doch sein König wünschte es. Er nickte nur und der blonde Mann schien zufrieden.
» Es versteht sich, dass du über diesen Auftrag und die Ergebnisse nur mit mir sprichst « , stellte der Monarch fest. Erneut reagierte Dima nur mit einer Kopfbewegung, die Zustimmung bezeugte.
Viktor öffnete eine Schublade und reichte eine Chipkarte
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