Blutsbund 5 Viktor (German Edition)
fünfhundert Vampire hinabschicken, ist die Frage, ob wir alles sauber bekommen und wie hoch unsere Verluste dabei sind. Smirnow ist ein Irrer, der lieber mit C4 in seinem Bett schläft, als einem von uns die Hand zu schütteln. Er hat damals das Schwarzpulver erfunden und ich möchte nicht wissen, was er in seinem Labor noch alles entwickelt hat. Er kennt sich mit Giftgasen und tödlichen Waffen aus, wie kein anderer.«
»Der Mann ist indiskutabel, Dimitrij«, warf Michail streng zurück.
Dima zuckte mit den Schultern. »Welche Optionen gibt es? Wir rücken mit einer Armee an, die größer sein muss, als zu Kriegszeiten, oder Smirnow kann im Kalymagebirge experimentieren? In solchen Dimensionen hat er es sicherlich seit Jahrhunderten nicht mehr machen können.«
Viktor seufzte. »Ich bin nicht wirklich dafür, und ich wüsste auch nicht, womit wir Leonid Smirnow dazu veranlassen könnten. Wohl kaum die Nächstenliebe.«
»Vielleicht probieren wir es mit Geld«, stellte Dima fest.
Viktor blickte einen nach dem anderen an und zögernd nickten die Ersten der Runde zustimmend. Er selbst dachte mit Befangenheit an Leonid und sah einem Treffen unruhig entgegen. Früher hatte ihn die Unberechenbarkeit und der Hauch von Gefahr gereizt, die der Vampir mit sich brachte, doch inzwischen war seinem Leben schließlich eine gravierende Änderung widerfahren.
Ein Deal
Er spürte ihre Unsicherheit, die Abscheu des einen oder anderen und die Furcht. Leonid ignorierte es und passierte den Sicherheitsbereich des Palasts, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Seine schweren Stiefel hinterließen in dem stillen Gebäude ein aufdringliches Geräusch und vermittelte ihm das Gefühl ein Eindringling zu sein, so wie er sich in diesem Moment auch fühlte. Das hier war nicht seine Welt und es war ihm nicht recht hier zu sein, jedoch trieb ihn die Neugier an. Viktor und er hatten seit Ewigkeiten keinen Kontakt, doch nun hatte der König ihn hergebeten. Er hätte es mit einem Schulterzucken abtun und ignorieren können, jedoch ließ ihm keine Ruhe, was der Regent von ihm wollte.
Leonid stockte im Schritt, als er ein lautes Kinderlachen vernahm, dann schoss etwas mit Geschwindigkeit um die Ecke, auf die er sich zubewegte, und rannte direkt in ihn hinein. Ein Schmerzenslaut war zu vernehmen. Er blickte hinunter und sah ein Kind, das mit dem Hintern auf dem Marmorboden gelandet war. Stöhnend rappelte sich der dunkelhaarige Junge auf, den er als Vampir wahrnahm.
»So so, der Palast ist also ein Kinderspielplatz geworden«, brummte er, statt es nur zu denken.
»Nein, sonst wäre es hier nicht so langweilig«, kam es umgehend zurück.
Leonid stutzte, denn der Kleine sah ihn mit einer Neugier an, die er seit Ewigkeiten nicht mehr von anderen wahrgenommen hatte.
»Du bist ein Vampir«, wurde ihm dann mitgeteilt.
»Allerdings«, gab er knapp zurück und trat einen Schritt zur Seite, um seinen Weg weiter fortzusetzen. Jedoch hatte er die Rechnung ohne den Jungen gemacht, der einfach neben ihm herging, als wäre es das Normalste der Welt ihn zu begleiten.
»Wie heißt du?«
Leonid blieb stehen und sah hinab. Ihm lag eine abwehrende Antwort auf der Zunge, doch die Naivität und Ehrlichkeit, mit der die Frage gestellt wurde, ließ ihn erwidern: »Leonid.«
»Oh, ein schöner Name. Ich bin Vadim.«
Der Junge grinste breit und entblößte eine Zahnlücke, die umgehend Leonids Aufmerksamkeit auf sich zog.
»Mir ist gestern ein Milchzahn rausgefallen, aber da kommt schon ein neuer«, erklärte Vadim nicht ohne Stolz.
»Du bist doch ein Vampir? Wie kann dir da ein Zahn ausfallen?«, grübelte er laut.
»Vitali ist genauso erstaunt, ich wachse sogar! Er hat gesagt, das liegt vielleicht daran, dass ich nur Werwolfblut vertrage.«
»Vadim?«, hallte es durch die Gänge.
»Jetzt ist er wieder frustriert, weil er mich nicht findet.«
»Wer?«
»Lew.«
»Und wer ist Lew?«
»Na der Werwolf, der mich gefunden hat. Wohin willst du?«, plapperte Vadim fröhlich weiter.
»Zum König«, antwortete er spontan, dann fragte er sich, was er hier eigentlich tat und setzte sich wieder in Bewegung.
»Oh, Viktor ist nett.« Der Junge passte sich erstaunlich gut seiner Schrittlänge an.
Leonid brummte nur, statt etwas zu erwidern.
»VADIM!«, tönte es schon lauter zu ihnen heran.
»Ich denke, du solltest hören«, merkte Leonid an, dem es nur recht war, wenn dieser Zwerg ihn nicht weiter neugierig anguckte.
Es folgte ein genervt klingendes Stöhnen,
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