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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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die Kündigung abzufassen. Er hatte einfach das Schreiben, an dem er gearbeitet hatte, genommen und den Namen ausgetauscht.
    »Unterschreiben Sie die Blätter, und wir können beide nach Hause gehen«, sagte Joe und legte ihr die Unterlagen vor die Nase.
    »Das ist krank.«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Ich sollte den Sheriff anrufen.«
    »Nein, Sie sollten diese Papiere unterschreiben. Es gibt je ein Exemplar für Sie und für mich.«
    Er beugte sich vor, und jedes Lächeln schwand aus seinem Gesicht. »Rufen Sie den Sheriff an, wenn Sie möchten. Sagen Sie ihm, dass ich Ihnen mit zwei Blatt Papier drohe. Erzählen Sie ihm, warum es Sie so ärgert, dass ich Sie dazu bringen will, eine Stiftung für Kinder zu gründen. In den Medien macht sich das sicher auch gut, meinen Sie nicht?«
    Strickland holte mit dem Handrücken aus und fegte Unterlagen, die an der Kante ihres Schreibtischs gestapelt waren, Richtung Wand, so dass sie wie verwundete Vögel durch die Luft flatterten.
    »Raus aus meinem Büro!«, kreischte sie. »Sofort raus!«
    Joe schnappte sich Kündigung und Presseerklärung, ehe sie
sie zerreißen konnte, musterte Strickland, lehnte sich im Stuhl zurück und rief: »Nate!«
    Ihr Blick glitt von ihm zur Tür. Dann hörte er ein Schlurfen hinter sich und beobachtete, wie sie die Augen aufriss und ihr Gesicht aschfahl wurde.
    Joe wandte sich kurz um. Nate Romanowski stand im Büro. Er hatte Bette im Arm und hielt dem Cockerspaniel die klaffende Mündung seiner .454er Casull an den Kopf.
    »Unterschreiben Sie«, sagte Nate. »Oder es erwischt den kleinen Hund.«
    So ernst die Lage war: Joe hätte fast gelächelt.
    »Sie beide sind Ungeheuer!«, flüsterte Strickland. »Meine arme Bette.«
    Joe wandte sich wieder zu ihr um, schob ihr wortlos die Papiere zu, zog einen Füller aus dem Hemd, schraubte die Kappe ab und gab ihn ihr. »Bringen wir’s hinter uns.«
    Er war sehr erleichtert, als sie geistesabwesend nach dem Füller griff.
    Er drehte die Seiten und wies auf die Linien, wo die Unterschrift zu leisten war. Strickland beugte sich vor und ließ die Hand über den Blättern schweben, doch dann trat etwas Finsteres und Böses in ihre Miene, und ihre Züge verzerrten sich. Unvermittelt warf sie den Füller beiseite.
    »Dann bringen Sie den Hund doch um«, knurrte sie. »Ich unterschreibe gar nichts. Was hab ich denn davon? Was springt für mich dabei raus? Nichts! Absolut nichts.«
    Joe hoffte, dass sie bluffte. Doch als er ihr in die Augen schaute und den kalten Zorn des Wahns darin erkannte, begriff er. Er hatte sich furchtbar verschätzt.
    Hinter ihm hörte er das metallische Klicken, mit dem Nate den Revolver spannte.
    Doch es nützte nichts. Melinda Strickland war nur noch
eine groteske Hülle aus Gehässigkeit und Wut. Er entdeckte nicht den leisesten Rest menschlicher Gefühle bei ihr. Selbst der Tod ihres Hundes – des einzigen Wesens, für das sie etwas zu empfinden schien – vermochte den Panzer ihres Narzissmus nicht zu knacken. Er konnte nichts ausrichten und fühlte sich völlig besiegt. Wenn er die Situation weiter auf die Spitze trieb, würde er sich nur mit ihr und dem Bösen gemein machen.
    »Nate, lassen Sie den Hund los«, sagte Joe seufzend.
    »Was?«, fragte Nate wütend. »Was sagen Sie da?«
    »Lassen Sie den Hund los.«
    »Joe, Sie müssen das durchziehen …«
    Er stand auf und drehte sich um. »Es wird nicht funktionieren. «
    Nate musterte Stricklands grinsendes Gesicht mit zusammengekniffenen Augen und kam zu dem gleichen Schluss wie Joe. Der Hund leckte ihm die Hand.
    Nate sicherte den Revolver und schob ihn unwillig ins Schulterholster zurück. Dann bückte er sich und ließ den Hund laufen.
    »Raus aus meinem Büro«, sagte Strickland mit kaltem Triumph. »Alle beide.«
    Dann rief sie nach ihrem Hund.
    Joe ging an Nate vorbei in die Empfangshalle. Er war niedergeschlagen und fühlte sich zutiefst gedemütigt. Nate folgte ihm kurz darauf. Sie musterten einander, immer noch verwirrt über das, was sich zugetragen hatte.
    »Bette, verdammt, komm her!«, rief Strickland aus ihrem Büro.
    Stattdessen kam der Cockerspaniel durch die offene Tür auf Nate zugesprungen. Er wollte wieder auf seinen Arm.

36
    Joe Pickett saß am Tresen der Stockman’s Bar und bestellte seinen dritten Jim Beam mit Eis. Während es draußen dämmerte und die eintretenden Gäste über das Schneewetter jammerten, starrte er sein Gesicht im gesprungenen Spiegel an.
    Er fühlte sich ohnmächtig und besiegt,

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