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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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dass die Krankheit nur eine Entschuldigung war.
    Als Joe eines späten Abends die neueste Version seines Kündigungsschreibens ausdruckte, hörte er Geräusche durch den Flur dringen. Marybeth hatte Sheridan und Lucy zum Schlafen ins Elternschlafzimmer gebracht und räumte sehr energisch im Kinderzimmer herum. Als Joe eintrat, war sie dabei, selbst die letzte Erinnerung an April zu tilgen. Sie hatte all ihre Kleidung, ihre Schulunterlagen und ihr Spielzeug in Säcke verpackt und zog gerade das Bettzeug ab. Traurig beobachtete er, wie sie die Wände bei der Matratze abschrubbte, als wollte sie jeden Beweis dafür entfernen, dass April bei ihnen gelebt hatte.
    »Ich habe ihre Laken seit ihrem Verschwinden nicht gewaschen«, sagte Marybeth mit seltsam wachen Augen. »Ich weiß nicht, warum. Aber jetzt muss ich sie waschen und weglegen.«
    Joe hatte sie beobachtet und nicht gewusst, was er tun sollte. Als Marybeth schließlich lange genug innehielt, um weinen zu können, nahm er sie in die Arme.
    »Ich habe nie eine Frau derart gehasst wie sie«, sagte sie nach einer Weile. Joe wusste, dass sie Melinda Strickland meinte.
    Er hatte sie noch nie so wütend und verbittert erlebt.
    »Sie wird ins Gefängnis gehen. Die Untersuchung wird ihre Verbrechen aufdecken«, versicherte er ihr, strich ihr durchs
Haar und hoffte, dass es wirklich so kam. »Das wird April nicht zurückbringen, aber wenigstens wird Melinda Strickland bezahlen.«
    Marybeth legte den Kopf in den Nacken und schaute ihm in die Augen. »Sie hat uns nicht mal eine Beileidskarte geschickt. Stell dir das vor, Joe. Stell dir vor, wie kaltherzig sie ist.«
    Joe nickte nur; es gab nichts zu sagen.

    Auf dem Heimweg vom letzten Basketballtraining der Saison hockte Sheridan schweigend im Pick-up und tätschelte Maxine nachdenklich den Kopf. Joe saß am Steuer und blickte argwöhnisch zum Himmel. Gewitterwolken zogen auf. Es sah nach Schnee aus.
    »Dad?«
    »Ja.«
    »Wird Mom wieder gesund?«
    Joe antwortete nicht sofort. »Sie wird wieder gesund. Das braucht nur eine Weile.«
    »Ich vermisse April auch.«
    »So wie ich, mein Schatz.«
    »Ich weiß, dass wir sie nicht zurückbekommen«, sagte Sheridan. »Aber ich will meine Mom zurück.«
    Joe legte ihr die Hand auf die Schulter. Ihr Haar war noch feucht vom Training.
    »Dad, darf ich dich was fragen?«
    Joe nickte.
    »Mom und du, seid ihr böse auf mich, weil ich damals in der Schule nicht besser auf April aufgepasst habe? Weil ich Jeannie Keeley sie hab mitnehmen lassen?«
    Diese Frage schmerzte Joe. Er fuhr an den Straßenrand und wandte sich Sheridan zu.

    »Nein, Schatz, natürlich sind wir nicht böse auf dich«, versicherte er ihr. »Es war nicht deine Schuld.«
    »Aber ich war für sie verantwortlich«, erwiderte sie und kämpfte mit Tränen, die – wie Joe fand – viel leichter flossen als sonst.
    »Das ist uns nie in den Sinn gekommen, Sheridan«, bekräftigte er. »Niemals.«
    Als sie wieder auf die Fahrbahn bogen, unterdrückte er einen schweren Seufzer. Er fühlte sich schlecht, weil er dieses Gespräch nicht vorhergesehen, nicht daran gedacht hatte, früher mit Sheridan darüber zu reden. Ist doch klar, dass sie so denken muss, überlegte er. Trotz ihrer Reife, trotz allem, was sie durchgemacht hat, ist sie schließlich noch ein Kind. Und natürlich fragt sie sich, ob sie die Probleme ihrer Eltern irgendwie verschuldet hat.
    Joe wusste, dass es für Sheridan und Lucy sehr hart gewesen war. Die beiden vermissten April – und die Marybeth von früher. Seine Frau hatte die Mädchen in letzter Zeit wiederholt angeherrscht und dann wieder mit Liebe erdrückt. Lucy hatte sich bei ihm beklagt, sie wisse nicht, was sie ihrer Mutter sagen sollte, weil sie nie ahnte, welche Reaktion sie damit auslöste.
    Joe wusste, dass auch er alles andere als fehlerlos war. Er war vielen Dingen gegenüber, die ihm sonst Freude bereitet hatten, gleichgültig und desinteressiert. Seine Gedanken waren noch immer oben in den Bergen, im Lager, im Schnee. Manchmal vergaß er, dass die lebenden Mitglieder der Familie seine Aufmerksamkeit brauchten.
    »Deine Mom wird wieder gesund«, wiederholte er. »Sie ist zäh.«
    Sheridan nickte.
    »Wir haben eigentlich nie über das gesprochen, was in den Bergen passiert ist, Dad. Anscheinend haben sich die Guten
als die Bösen erwiesen, und die Bösen waren gar nicht so schlimm.«
    Joe lächelte. »Das ist ziemlich schlau ausgedrückt.«
    »Ich versteh das irgendwie nicht«, bekannte

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