Blutschuld
hatte, in einem Monat ohne ihn vergessen zu haben. Mit der Kraft aufgestauten Begehrens, mit der Kraft all der Dinge, die sie nie hatte zugeben wollen. Er zog und schob sie, kaum gezügelte Erwartung, hin zu der Matratze in der Ecke, gleich an der Wand, führte sie in ihrem Pas de deux. Phin nahm Naomis Gesicht in die Hände, stieß mit der Zunge in die Wärme ihres Mundes vor und beanspruchte, was er erkundete, für sich. Er verlangte Tribut von ihr, ihr Keuchen, ihr atemloses Ringen nach Luft.
Er sog ihre kehligen, abgehackten Laute wilder Lust ein. Da waren so viele Emotionen – Wut darunter, Begehren, klar. Die meisten aber wusste Naomi nicht zu benennen, schon gar nicht, sie sich einzugestehen.
Und dann, endlich, rieb sich nackte Haut an nackter Haut. Nackt bebten sie vor Erregung, im Rhythmus von Blitzen und grollendem Donner. Sie ließen sich auf die Matratze fallen, seine muskulöse Brust das Fleisch, an das Naomis Brüste brandeten. Sie schlang ihm die langen, schlanken Beine um die Taille und half ihm, ihren feuchten Schoß zu finden, der ihn erregt willkommen hieß, jeder Fingerbreit von ihr jeden Fingerbreit von ihm.
Phin küsste ihre Unterlippe; seine Zunge spielte mit dem Piercing, wanderte zu ihrem Kinn, ihren Hals entlang zur Kehle, hinunter in die Halsgrube. Dort verweilte seine Zungenspitze, während er tief in Naomi hineinstieß. Seine Lippen, seine Zunge, seine Hände, seine erregte Männlichkeit streichelten alles, was samtweich an Naomi war, taten es auf diese vollkommene Art, die nur Phin Clarke kannte.
Auf diese vollkommene Art, nach der ihr von ihm verlangte.
Von ihm und nur von ihm. So war das, und so würde es immer bleiben.
Naomi bog den Rücken durch. Ein dünner Schweißfilm ließ ihre Haut glänzen, verführerisch glitzern im Licht der Blitze. Siekeuchte und schrie, wieder und wieder, bewegte sich im selben Rhythmus, in dem Phin in sie stieß. Mit den Fingern fuhr sie ihm durchs Haar, zog seinen Kopf an ihre Brüste. Drängte ihn zu mehr. Verlangte mehr.
Sie brauchte alles, was er geben konnte.
Die Federkernmatratze quietschte unter ihnen. Das Ächzen der alten Federn war die rhythmische Untermalung für die Flut, die in Phin, in Naomi, anstieg, bereit, alle Dämme zu brechen. Es drohte ihr den Brustkorb zu sprengen, den Unterleib, bis die Flutwelle endlich überall war. Wie sturmgepeitscht jagte sie unter Naomis Haut dahin, rauschte ihr in den Ohren und nahm ihr den Atem. Phin drang in Naomi ein, fand mit langen, kraftvollen Stößen das für sie und ihn perfekte Gleichmaß aus Vorstoß und Rückzug. Er hielt sie in den Händen, ihre Schenkel, ihren Po, ihre Brüste. Seine Lippen kosteten vom Duft ihrer Haut, und Naomis Lust steigerte sich, gierte nach dem Höhepunkt.
Phins starke Hände umspannten Naomis Hüften. Sie konnte sich hineinfallen lassen, aber Phin zog sich zurück, hielt inne für einen Moment. Mit bebender, heiserer Stimme flüsterte er: »Ich liebe dich immer noch.«
In einem tiefen Seufzer schöpfte Naomi Atem.
Tief drang Phin in sie ein, hielt sie fest, die Hände auf ihren Hüften, kein Entkommen, während die heranrollende Flutwelle sich in ihr brach. Welle auf Welle pulsierte in ihr, Hitze wie flüssige Lava unter ihrer Haut floss sich über sie hinweg. Jede Faser ihres Körpers, jeder Muskel zitterte, zu straff gespannte Saiten, um endlich, ein qualvolles Vergnügen, sich in Schaudern der Lust zu lösen, das Naomi atemlos machte und in einem wilden Schrei gipfelte.
Auch Phin kam, die Finger wie Ankerkrallen in Naomis Hüften geschlagen. Seine Augen waren dunkel; längst vergangener Blitzschlag glitzerte wie ein fernes Echo in ihnen. Er hatte nur Augen für Naomi, trank sich an ihrem Anblick satt.
Sie versuchte zu Atem zu kommen. Phin ließ sie und sich auf die Matratze sinken, ganz langsam, und stützte sich neben Naomis Schultern auf den Laken ab, damit er nicht mit seinem ganzen Gewicht auf ihr läge. Verwirrung, der Nachhall süßer Lust, warm und feucht, und Angst verhedderten sich in Naomi zu einem unlösbaren Knoten. Ihr Verstand vermochte ihn nicht zu durchschlagen, nicht jetzt.
Sie schloss die Augen und versuchte ihren Atem zu beruhigen.
Sein Körper lastete auf ihr, schwer, ja, aber auch warm und mit dem Versprechen von Sicherheit, Geborgenheit. Naomi konnte seinen Herzschlag spüren: rasend schnell.
Sie konnte seinen Atem spüren, der ihr Schulter und Hals liebkoste.
Sie konnte seinen Finger spüren, mit dem er ihre Unterlippe
Weitere Kostenlose Bücher