Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
Castles. Zumindest, bis er den Kopf drehte und das schwache Sternenlicht seine Augen blutrot leuchten ließ.
Der Wind hatte kleine Strähnen aus meinem Zopf gelöst. Ich glättete sie, während Quen über die Mauer auf den Kies sprang. Meine Knie waren immer noch zittrig, aber inzwischen hatte es wahrscheinlich nichts mehr mit dem Flug zu tun. Elfenmagie war am besten geeignet, um uns Ku’Sox vom Leib zu halten. Ich fühlte mich wie eine Batterie, und das gefiel mir gar nicht. »Bereit?«, fragte ich, als ich die Ringe hervorzog.
»Diese Kraftlinie bringt meine Weisheitszähne zum Vi b rieren«, sagte Quen mit Blick auf die Linie. In der Dunkel heit konnte ich gerade so erkennen, dass der Elf das Gesicht verzog. Aber als die Ringe mit einem Klicken aneinanderstießen, drehte er sich zu mir um. Plötzlich verschwand das gesamte Selbstvertrauen, das ich in der Kirche noch gespürt hatte. Ich hatte Angst, und zwar nicht nur vor Ku’Sox. Ich fürchtete mich auch davor, mich von Quen benutzen zu lassen wie einen Vertrauten.
»Vielleicht …«, sagte der Elf langsam, als er meinen Widerwillen sah. Ich atmete einmal tief durch und schob mir den kleineren, leicht verbogenen Ring auf den Finger. Ich fühlte gar nichts. Mit angehaltenem Atem streckte ich Quen den anderen Ring entgegen. Ich vertraute ihm. Wenn er mich betrog, würde Al ihn umbringen.
»Danke, dass du an meiner Seite stehst, Quen«, sagte ich, bevor ich aufkeuchte, weil er sich den Ring auf den Finger schob und sich alles änderte.
»Oh Gott«, wimmerte ich. Meine Knie gaben nach, und Quen streckte die Hand nach mir aus. Ich wich panisch zurück und stolperte mehrere Schritte rückwärts, bevor ich mein Gleichgewicht wiederfand. Quens Hand berührte meine Schulter. Ich schlug nach dem Elfen, um ihn zurückzutreiben. »Gib mir einen Moment!«, schrie ich panisch. Aber ich war auch entschlossen, es zu schaffen. Ich atmete stoßweise, während Quen sich zurückzog, dann richtete ich mich langsam wieder auf.
»Gib mir einen Moment …«, wiederholte ich. Ich konnte den Elfen einfach nicht ansehen. Er befand sich in meinen Gedanken, und das war kein gutes Gefühl. Ich dagegen spürte nicht das Geringste von seinen Empfindungen, nur eine theoretische Fingerspitze auf meinem Chi, als könnte er jederzeit alles aus mir herausreißen, was er wollte. Und ich konnte ihn nicht aufhalten. Das Gefühl war vollkommen anders als bei Als Ringen. Sie hatten beide Ringträger zu gleichberechtigten Partnern gemacht. Das hier waren Versklaver. Ich schluckte schwer und kämpfte darum, mich an das Gefühl zu gewöhnen.
Der Ring an meinem Finger glitzerte. Wie lange hat Al das ertragen?
»Geht es dir gut?«
Mein Magen schmerzte, doch ich nickte und sah zum dunklen Himmel auf. »Lass es uns angehen.«
»Trent hatte recht in Bezug auf dich«, bemerkte Quen. Sein Unbehagen war deutlich zu erkennen, als unsere Stärken sich verbanden, dabei aber nur seinem Willen unterstanden. »Du bist … stark.«
Super. Mit gesenktem Blick schwankte ich leicht. Mein Herz schlug unregelmäßig. Ich öffnete mein zweites Gesicht, weil ich die Linie klarer sehen wollte. Quens Aura schimmerte und wurde deprimierend deutlich.
»Das ist unglaublich«, sagte Quen, als er sich mit einem gehetzten Blick in den Augen auf der niedrigen Mauer abstützte. Ich fühlte mich allerdings nicht so toll. Quen löste sich von der Mauer, entweder, weil er die Angst in meinem Gesicht sah oder in meinen Gedanken las. »Bist du dir sicher, dass es geht?«, fragte er, während er meinen Arm packte, um mich zu stützen.
Langsam fiel es mir leichter, seine Berührung zu akzeptieren. Ich nickte mit gesenktem Kopf. »Ja«, erwiderte ich, während ich den Ring auf meinem Finger drehte. »Ich kann die Kraftlinie nicht fühlen. Könntest du deinen Griff vielleicht ein wenig lockern?«
»Ähm, tut mir leid. Wie ist es damit?« Ich blinzelte, als mich plötzlich das unharmonische Kreischen der Linie erschütterte.
»Besser.« Ich verzog das Gesicht. Jetzt konnte ich das Problem deutlich sehen. Die purpurne Spur strahlte eine eisige Kälte aus, während der Ereignishorizont Energie in sich saugte. Die Atome und Moleküle kreischten, während sie in Stücke gerissen wurden. Selbst das Purpur von Ku’Sox’ Aura verschob sich unter diesem Einfluss zu einem hellen Rot. Ich drehte mich, um zum Castle zu blicken.
»Bereit?«, rief ich. Die Antwort war ein tiefes Rumpeln und eine gehobene Flügelspitze. »Ich deute das als
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