Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
gekippt, auf der ich stand, weil ich mich bemühte, das obere Ende des Zaubers zu erkennen, der scheinbar die ganze Kirche umfasste. »Wie lange?«, fragte ich kalt. Quen nahm meinen Arm und drehte mich um.
»Sonnenaufgang. Und jetzt: Ich mache das, um Trent zu retten. Du machst das, um die Welt zu retten. Richtig?«
Sonnenaufgang. Wenn ich meine Aufgabe bis dahin nicht bewältigt hatte, würde es keine Rolle mehr spielen. Nervös streckte ich die Hand aus und wünschte mir, ich trüge eine andere Jacke. Diese hier ruinierte mein gesamtes elegantes Outfit, aber es war schwer, mit vor Kälte steifen Armen Zauber zu werfen. »Abgemacht.«
Wir schüttelten uns die Hände, dann stiegen wir gemeinsam die Stufen nach unten und wanderten um die Kirche herum zu seinem Auto. Direkt innerhalb des Tores wartete ein riesiger Schatten auf mich. Ich keuchte, weil ich fast in den Gargoyle gelaufen wäre. »Etude!« Ich wurde rot. Es war offensichtlich, dass wir die Kirche mit einem Zauber belegt hatten.
»Und Sie haben sich gefragt, warum ich mich geweigert habe, auf Ihrer Kirche zu landen«, sagte der Gargoyle. Seine Stimme war unglaublich tief, aber es schwang Erheiterung darin mit.
»Ähm …«, stammelte ich. »Wir, ähm, müssen zum Loveland Castle«, erklärte ich, während ich zurücksah auf die Reihen leuchtender Augen. »Sind wir zufällig zu schwer für Sie?«
Etude grinste, und ich zitterte beim Anblick der langen, schwarzen Reißzähne. »Nein. Das glaube ich nicht.«
26
Könnte ein Pferd springen, ohne jemals wieder landen zu müssen, würde sich der Ritt vielleicht anfühlen wie ein Flug auf einem Gargoyle. Meine Knie lagen um die Ansätze von Etudes Flügeln. Ich drückte mich eng an seinen Körper, aber trotzdem war der Wind so beißend, dass ich die Augen zu Schlitzen zusammenkneifen musste. Es war ein wunderbares Gefühl. Die kühle Luft strich durch meine Haare. Fast fühlte sich es an, als besäße ich selbst Flügel, während ich die Luftströmungen spürte und mich mit Etude in Kurven lehnte, wann immer er die warmen Luftströmungen über großen Parkplätzen ausnutzte. Im Moment folgten wir der Schnellstraße.
Mein Magen machte einen Sprung, als Etude dreimal schnell mit den Flügeln schlug. Ich umklammerte seinen Körper fester mit den Beinen, und er legte kurz die Ohren zurück, um zu kontrollieren, ob ich noch sicher saß. Wir hatten ein wenig Mühe gehabt, an Höhe zu gewinnen, nachdem Etude nicht wie gewöhnlich von einem Dach springen konnte. Aber der riesige Gargoyle hatte es geschafft.
Ich schloss die Augen und lehnte mich vor, bis ich fast auf ihm lag. Der Wind peitschte über meinen Rücken, während mein Kopf zwischen seinen Ohren ruhte. Etude wechselte plötzlich die Richtung, und ich schlang ihm die Arme um den breiten Hals. Sein gesamter Körper zitterte vor La chen, aber das war mir egal. Das war unglaublich. Zwischen der dunklen Erde und dem schwarzen Himmel zu fliegen, während der abnehmende Mond langsam an Höhe gewann, war sicherlich einer der Höhepunkte meines Lebens: diese Macht, diese Stärke, diese einzigartige Schönheit. Wenn das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde lag, war das hier der Himmel.
Wenn ich das überlebe, werde ich Belles Flügel heilen, dachte ich überschwänglich, als Etude sich in die andere Richtung neigte und wir uns wieder neben dem Gargoyle einordneten, der Quen trug. Ich wäre daran zerbrochen, die Fähigkeit zu fliegen zu verlieren. Fairys waren offensichtlich zäher als ich.
Mit diesem Gedanken kuschelte ich meinen Kopf gegen Etudes warmen Nacken. Quen wirkte angespannt. Mit gerunzelter Stirn saß er nahezu aufrecht im Wind. Der Gargoyle, der sich bereit erklärt hatte, ihn zu tragen, war fast genauso groß wie Etude. Ich sah auf die Lichtspur der Schnellstraße unter uns. Um diese Nachtzeit herrschte viel Verkehr. »Folgt ihr immer den Schnellstraßen?«, rief ich Etude zu. Er bewegte die Ohren, um meine Worte besser aufzufangen.
»Nein.« Er drehte den Kopf und betrachtete mich aus einem roten Auge. Seine Worte erreichten mich trotz des Flugwindes. »Wir fliegen normalerweise so gerade wie ein Pfeil. Aber ich bin mir nicht sicher, wo Loveland Castle liegt. Normalerweise wäre ich der Resonanz der Linie dort gefolgt, aber sie ist im Moment so unharmonisch, dass man sie nur schwer orten kann. Ich habe eines der Kinder in der Basilika gebeten, den Weg im Internet nachzusehen.«
»Tut mir leid«, sagte ich, dann verzog ich das Gesicht.
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