Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)

Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)

Titel: Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
Cincinnati mit seinen Einwohnern, gleichgültig und nichts ahnend. Jetzt fühlte es sich falsch an. Jemand stahl Rosewood-Babys. Und der Grund dafür war scheußlich.
    Quen schwieg den gesamten Weg zum Aufzug. Er wich meinem Blick aus, als ich ihm meine Garderobenmarke gab, damit er sie der Garderobiere geben konnte. Ich hätte sie auch selbst überreichen können, aber in der High Society galten seltsame Regeln, und mir war es egal. »Du wirst es ihm nicht sagen?«, fragte ich in der Hoffnung, dass wir die Fahrt zum Krankenhaus dafür nutzen konnten, eine andere Geschichte zu erfinden als die bittere Wahrheit: dass Quen mich gebeten hatte, auf Trent aufzupassen.
    Mit nachdenklichem Blick nahm Quen mein Schultertuch entgegen. Mit gesenktem Kopf drehte ich mich um. »Du könntest recht haben«, sagte er. Ich zitterte, als sich die kühle Seide auf meine Schultern legte. »Vielleicht habe ich gedankenlos gehandelt.«
    Das war eine ehrliche Antwort, aber es konnte genauso sein, dass Quen recht hatte. Trent brauchte keinen Babysitter. Aber jeder konnte jemanden gebrauchen, der ihm den Rücken freihielt.

2
    In Quens Auto war es warm. Die Sitzheizung lief, und ich hatte die Lüftung auf mich ausgerichtet. Die losen Strähnen an meinem Zopf kitzelten mich am Nacken, während wir langsam über das verschachtelte Krankenhausgelände fuhren. Mir war ein wenig übel. Ich lehnte mich vor und spähte durch die Windschutzscheibe, gleichermaßen begierig darauf, endlich anzukommen und unsicher, was ich Trent sagen wollte. Nebel stieg auf, alles glühte in unwirklichem Schein. Das hohe Hauptgebäude mit den Lichtern auf den glatten Wänden wirkte im Regen irgendwie unheilvoll. Doch das war nicht unser Ziel. Im Krankenhaus wurden die Leute – überwiegend – gesund. Wo wir hinfuhren, konnten nur die emotionalen Wunden irgendwann heilen.
    Die Reifen zischten über den nassen Asphalt, als wir scharf nach rechts in eine Sackgasse abbogen. Vor uns lagen drei einfache, bis auf ihre Farbe absolut identische Häuser. I. S.-Streifenwagen und schwarze Crown Vics parkten in den Einfahrten und am Randstein. Beim Anblick der Übertra gungswagen verzog ich angewidert die Lippen. Helle Lichter ergossen sich zusammen mit schweren Kabeln aus einem der Gebäude. Die Kabel sahen aus wie absurde Nabelschnüre. Es musste den Reportern die Nacht versüßt haben, dass ihre Lokalstory landesweit aufgegriffen wurde.
    Die drei zweistöckigen Häuser wirkten in der sonst so klinischen Krankenhausumgebung fehl am Platz. Sie waren relativ neu; die frisch gepflanzten Büsche der Außenanlage sahen noch klein und jämmerlich aus. Das war Cincinnatis Rosewood-Flügel, in den die Rosewood-Babys verlegt wurden. Manche wurden hier geboren, andere starben hier. Keines überlebte. Viele Eltern, aber nicht alle, entschlossen sich, ihr Kind für die letzten Tage mit nach Hause zu nehmen. Somit war es ein Segen, dass die Häuser so gemütlich waren. Hier gab es mehr Psychologen als Krankenschwestern. Als ich geboren wurde, hatte es so etwas noch nicht gegeben. Ich fühlte mich melancholisch und seltsam, als Quen seinen Zweisitzer in eine Parklücke lenkte, die für die anderen Wagen zu klein war.
    Quen schaltete den Motor aus, machte aber keine Anstalten, das Auto zu verlassen. Ich lehnte mich ebenfalls in den weichen Sitz zurück. Fast hatte ich Angst. Quen stieß hörbar den Atem aus, dann wandte er sich mir zu. »Ich werde ihm sagen, dass wir Abendessen gegangen sind und über seine Security geredet haben«, erklärte er schließlich. In seinen Augen stand ein flehender Ausdruck. »Außerdem werde ich ihm erzählen, dass ich dich in der Frage, ob er allein sicher ist, um deine Meinung gebeten habe und dass du gesagt hast, ja, das wäre er, aber du, sollte die Situation sich ändern …«
    Mein Herz machte einen Sprung, als er den Satz unvollendet ließ. Er erwartete, dass ich mich bereit erklärte, auf Trent aufzupassen, wenn er es nicht konnte. Ganz abgesehen von der Notlüge. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, und musterte Quens Gesicht. Das dämmrige Licht, das von dem hell erleuchteten Gebäude zu uns drang, ließ ihn älter aussehen, und seine Sorge war deutlich zu erkennen. Verdammt und zur Hölle. »… ich, sollte die Situa tion sich ändern, jederzeit zur Verfügung stünde, um bei der Bewachung der Mädchen zu helfen«, erklärte ich entschlossen. Quen quittierte es mit einer ausdruckslosen Miene.
    »In Ordnung, Tal Sa’han«, grummelte er.

Weitere Kostenlose Bücher