Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
verhärmt, als hätte sie in den letzten vier Monaten zu viele Aufputschmittel genommen. Es fiel schwer, sie hinter dem weltmännischen, gefassten, untoten Vampir, der ihren Körper kontrollierte und immer für ein paar Stunden durch sie lebte, noch zu erkennen.
Das hatte ich erwartet. Als Sprachrohr eines untoten Meisters zu dienen, war für keinen der beiden Beteiligten sicher – der alte Vampir wurde zu intensiv an das Leben erinnert und fing an, sich danach zu verzehren; und der junge Vampir hatte plötzlich zu viel Macht in Körper und Geist, um allein damit umzugehen. Es war eine Gratwanderung, an die sich nur die Erfahrensten wagten. Langsam glaubte ich, dass die Beziehung die Grenze überschritten hatte, an der sie noch sicher beendet werden konnte.
Besorgt biss ich mir auf die Lippe und fragte mich, ob die I. S. Trent wegen der Entführungen verhörte. Aber während ich die beiden beobachtete, entschied ich, dass Trent – auch wenn er schon bewiesen hatte, dass er sogar ruhig bleiben konnte, wenn man ihn auf seiner eigenen Hochzeit verhaftete – nicht verhalten genug wirkte, um gerade einer Entführung bezichtigt zu werden. Felix lieferte ihm wahrscheinlich gerade die wahre Geschichte, nicht den gequirlten Mist, den sie den Reportern servierten.
Trents kurze, fast durchsichtig blonde Haare leuchteten förmlich neben Ninas dichten, schulterlangen schwarzen Latinohaaren. Die Frau selbst hatte keine politische Macht, aber Felix’ Einfluss verlieh ihr ungewöhnlich viel Niveau und Kontrolle – und ein leicht männliches Auftreten. Für das schicke Kostüm, das sie trug, stand sie einfach zu breitbeinig da.
»Langsam wird es zur Gewohnheit, an Tatorten auf Trent und Felix zu stoßen«, sagte ich, als ich mich in Bewegung setzte und mir langsam einen Weg durch die Reporter bahnte. Während ich Trent musterte, merkte ich, wie sich meine Meinung über Quen änderte. Oh, beide Männer waren elegant, aber Quens Auftreten entsprang der Überzeugung, dass er mit jeder Situation umgehen konnte. Trent verdankte seine einem Leben, in dem ihm jeder immer zugehört und ihn mehr als wichtig genommen hatte. Beide waren gut angezogen, aber Trents Anzug war für seinen durchtrainierten, attraktiven Körper maßgeschneidert, während bei Quen immer offensichtlicher wurde, dass er lieber seine übliche, lockere Security-Uniform getragen hätte. Ich hatte beide Männer schon dabei beobachtet, wie sie einen Angreifer überwältigten. Quen würde immer nur ein Mindestmaß an Gewalt einsetzen. Trent dagegen bot einen lebenden Widerspruch – furchterregende Eleganz gepaart mit Wildheit und gesungener Magie.
Trent fühlte meinen Blick und wirkte für einen kurzen Moment überrascht. Erst nachdem er seine Augen einmal anerkennend über meinen Körper in dem Abendkleid hatte gleiten lassen, berührte er Felix’ Schulter, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Der/Die alte/junge I. S.-Agent/in drehte sich mit einem strahlenden Lächeln um. Das übliche Auftreten der jungen Frau verschwand, als Felix die Kontrolle vollkommen übernahm.
»Rachel!«, sagte Nina ein wenig zu laut und übertrieben langsam, als Quen und ich in den etwas ruhigeren Flur traten, von dem aus wir immer noch die Geschehnisse beobachten konnten. »Ich bin überrascht, Sie hier zu sehen. Ist Ivy schon zurück?«
Zurückhaltend schüttelte ich gleichzeitig ihre Hand und meinen Kopf. »Erst nächsten Samstag«, sagte ich und entzog ihr meine Hand. Mir gefiel Felix’ Interesse an meiner Mitbewohnerin nicht. »Ich war gerade beim Abendessen, als ich die Nachrichten hörte, und bin vorbeigekommen, weil …« Ich zögerte und umklammerte meine kleine Tasche fester. Weil ich wissen will, wer Babys entführt, die Dämonenmagie entzünden können? Das klingt ja toll.
Trent räusperte sich, als das Schweigen unangenehm wurde. »Weil ich sie darum gebeten habe«, erklärte er, als auch er mir die Hand schüttelte. An seiner fehlten die letzten zwei Finger, aber er versteckte den Makel gut, bis unsere Hände sich berührten. An seinem Zeigefinger glitzerte immer noch der Ring, der der Zwilling von meinem war. Schnell versteckte ich die Hand hinter dem Rücken, um zu verhindern, dass Felix die beiden Schmuckstücke bemerkte und Fragen stellte. »Hallo, Rachel. Ich weiß sehr zu schätzen, dass du … deine Pläne geändert hast.« Es war nur ein winziges, aber doch erkennbares Zögern gewesen. Neben mir räusperte sich Quen, der offensichtlich vor Felix nichts
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