Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
erklären wollte.
Ich weiß nicht, ob ich weiter lügen will, dachte ich. Bei seiner Berührung wurde mir warm, und ich fragte mich, ob ich tatsächlich ein leichtes Kribbeln ausgetauschter Energie gespürt hatte, als unsere Finger sich wieder voneinander lösten. »Wer hat das getan?«, fragte ich und bemühte mich, die schluchzende Frau auf dem Sofa auszublenden. Mein Gott, hatten Reporter denn gar keine Gefühle?
Nina lachte, weil Felix der menschlichen Tragödie offensichtlich gleichgültig gegenüberstand. »Lassen Sie mich meine Kristallkugel befragen«, sagte sie, um sofort ernst zu werden, als sowohl Trent als auch ich sie nur anstarrten. Wir waren nicht die Einzigen. Es war ein durchdringendes Lachen gewesen.
»Quen, ich danke dir dafür, dass du Ms. Morgan mitgebracht hast«, sagte Trent mit einem Nicken.
»Es war kein Problem, Sa’han …« Quen zögerte. »Dürfte ich um eine Sekunde Ihrer Zeit bitten?«
»Gleich.« Trent lächelte sein professionellstes Lächeln, und ich sackte leicht in mich zusammen. Solange Felix hier war, wäre Trent so glatt wie Teflon – wusste nichts, sah nichts, erreichte nichts – langweilig, langweilig, langweilig. Außerdem war er sauer. Das konnte ich an dem leichten roten Schein seiner Ohren erkennen. Er würde sich nicht mit Quen unterhalten, bis sie allein waren. Und bis zu diesem Zeitpunkt würde er vom Schlimmsten ausgehen. Die drei Tage, die wir zusammen in einem Auto verbracht hatten, hatten mir unerwartete Einblicke verschafft. »Ich hoffe, du und Rachel hattet einen schönen Abend.«
Das war wirklich gehässig. Ich schob meinen Arm unter Quens und überraschte damit beide Männer, aus verschiedenen Gründen. »Er hat mir einen Sekt spendiert. Davon bekomme ich im Gegensatz zu anderen Weinen kein Kopfweh.«
Trent starrte auf meinen untergehakten Arm, dann hob er den Blick zu seinem Security-Chef. Langsam löste sich Quen von mir, mit steifen, unangenehm berührten Bewegungen.
»Quen«, sagte Nina, während sie die Reporter beobachtete, die inzwischen die Pflegekräfte befragten. »Nachdem Sie schon da sind, dürfte ich Ihre professionelle Meinung zu etwas einholen?«
Quen blinzelte überrascht und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Meine Meinung?«
Nina nickte eifrig. »Ja. Nun, falls Trent zulässt, dass ich Sie für ein paar Momente entführe. Sie sind sehr erfahren in Security-Fragen, ob nun technischer oder magischer Natur«, sagte sie. Sie streckte einen Arm aus, um ihn an der Schulter zu berühren, während sie mit der anderen Hand tiefer ins Gebäude und Richtung Schlafzimmer zeigte.
»Personenschutz, ja. Ich verstehe nicht, wie ich helfen kann.«
Quen wurde von dem lebenden/toten Vampir vorwärtsgezogen und glitt in einer Wolke aus Wolle und Zimt an mir vorbei. »Ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn Sie sich das Security-System hier ansehen könnten und mir sagen, was nötig wäre, um es zu umgehen«, erklärte Nina.
Der Mann warf einen Blick zu Trent, und als dieser mit den Achseln zuckte, sagte Quen: »Es wäre mir ein Vergnügen. Ähm, aber ich will nicht vor Gericht aussagen. Nur meine persönliche Meinung.« Das war das Letzte, was ich hörte, bevor sie sich weit genug entfernten, dass der Lärm des vorderen Raumes ihr Gespräch übertönte.
Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Dicht gefolgt von säuerlichem Neid. »Immer eine Brautjungfer«, murmelte ich, als ich neben Trent trat. Niemand bat je mich um meine Meinung zu einem Tatort. Oder zumindest erst, wenn die Kerle mit den Staubsaugern schon fertig waren.
Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich vermutet, dass Felix Quen absichtlich weggeführt hatte, damit Trent und ich uns unterhalten konnten. Das Gefühl verstärkte sich noch, als Trent mir einen kurzen Blick zuwarf, um sich dann wegzudrehen, als wären wir zwei Mauerblümchen, die von ihren jeweiligen Verabredungen abgestellt worden waren, um »sich kennenzulernen«. Trent in seinem Dreiteiler, der mehr kostete als mein Auto, und ich in einem schicken roten Kleid, das ich wahrscheinlich nie wieder anziehen würde.
Dann begann die Frau auf der Couch wieder zu schluchzen, und das Gefühl verschwand.
»Das ist übel«, sagte Trent. Seine Maske hatte er abgelegt.
Er hatte nicht gefragt, was Quen und ich getan hatten. Meine Schultern entspannten sich. »Wie ernst nimmt die I. S. die Sache?«
Trent atmete ein wenig zu laut aus, ein verräterisches Zeichen, das mich erschütterte. Er war beunruhigt –
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