Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
die Nacht. Regenschleier lagen über der Stadt und verdunkelten alle Lichter. Nervosität verkrampfte ihre Muskeln. Steif saß sie auf dem Beifahrersitz. Perry lenkte den Wagen mit verbissener Wachsamkeit. Das gefiel ihr nicht. Mai spürte den Vampir neben sich wie eine Quelle pulsierender schwarzer Energie, die jederzeit explodieren konnte. Sie musste ihn ablenken, damit seine Aufmerksamkeit nachließ. Davon hing alles ab.
„Ich bin dumm“, flüsterte sie, weil sie wusste, wie sehr ihm Selbstbeschuldigungen und Erniedrigungen seiner Untergebenen gefielen. Er liebte es, wenn andere ihm zu Füßen krochen und seine Sohlen leckten. Beschämung vortäuschend ließ sie ihre dunklen Haare wie einen Sichtschutz über ihr Gesicht fallen und eines ihrer Augen verdecken. Sie wusste, dass er ihre asiatische Herkunft besonders reizvoll fand, weil sie zerbrechlich aussah.
Sein Blick blieb weiter auf den Beton der A5 gerichtet, während er antwortete. „Ja, du bist dumm. Wie konntest du Sybell in die Hände spielen? Du hast mich entehrt und den Klan beschmutzt.“
Mai senkte den Kopf und ließ ihre Schultern sinken, als schmerzten sie seine Worte. Wenn es etwas gab, was sie gut konnte, dann war es, Theater zu spielen. Ihre Stimme wurde ein gepresster Hauch, zittrig und erwartungsvoll zugleich. „Du wirst mich bestrafen. Du wirst mich leiden lassen für meine Unfähigkeit.“
Perrys Kiefer bewegte sich leicht. In seine Augen trat ein gefährlicher Glanz. „Falls ich dich am Leben lasse“, setzte er hinzu. „Aber noch brauche ich dich.“ Er verstummte.
Mai dachte daran zurück, warum sie mitten in der Nacht mit einem Jaguar XJ in Richtung Flughafen rasten. Gracia, die oberste Vampirfürstin des Klans bei Frankfurt, hatte überraschend ein Seelenblut in ihre Gewalt gebracht. Das Seelenblut war die letzte Überlebende ihrer Art. Lange Zeit hatten die Vampire geglaubt, die Linie sei bereits ausgestorben. Das Seelenblut Amalia kannte das Versteck von Laira, der Ursprünglichen. Laira galt als mächtigste Vampirin aller Zeiten. In einigen Legenden hieß es, sie sei das Kind Aza’els, eines Dämons, doch Mai war skeptisch, was die alten Überlieferungen betraf.
Fest stand, dass Amalia sich dank besonderer Genetik an die Leben ihrer Vorfahrinnen bis hin ins alte Ägypten erinnern konnte und deshalb wusste, wo Lairas erstarrter, untoter Körper hingeschafft worden war. Da Lairas Blut größte Macht über Menschen und Vampire verlieh, wollte Gracia dieses Blut unbedingt haben. Doch Rene war ihr zuvorgekommen. Die Vampirfürstin aus Berlin hatte das Seelenblut in ihre Gewalt gebracht und der jungen Frau die Erinnerungen an Lairas Versteck mit Gewalt geraubt. Rene war daraufhin nach Ägypten gereist, zur Quelle der Macht. Gracia verfolgte sie mit ihrem Getreuen Darion, um ihr doch noch zuvorzukommen und das wertvolle Blut Lairas zu bergen.
„Wofür brauchst du mich?“ fragte sie mit demütig gesenktem Kopf. „Du könntest Gracia auch allein folgen, um ihr im Kampf gegen Rene beizustehen. Ich bin nicht würdig, an deiner Seite zu sein, denn ich habe dich enttäuscht.“
Ein sardonisches Lächeln spielte um seine Lippen. „Was macht das Schlüsselbein?“
Ihr Schlüsselbein war gebrochen, auch ihre Rippen schmerzten. Perry wusste das nur zu genau, denn er war dafür mitverantwortlich. In seiner Wut hatte er sie gegen eine Wand geworfen. Amalia war durch Mais Schuld in Renes Hände gelangt, da Mai einen Kontakt zwischen Rene und Amalia ermöglicht und damit die Entführung eingeleitet hatte. Doch warum Mai das getan hatte, ahnte keiner der Vampire aus Frankfurt. Diese dekadenten Volltrottel. „Es schmerzt.“
„Gut so.“ Sein zufriedener Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass ihm ihr Leiden Freude bereitete. „Mach dich nützlich und lenk mich von meiner Wut ab, ja? Ich könnte Gracia den Kopf abschlagen dafür, dass sie nur mit Darion hinter Rene her ist. Was bildet sich diese Schlampe eigentlich ein, den Rest der Oberen zurückzulassen? Dieses Mal ist sie zu weit gegangen.“
„Vielleicht will sie Lairas Blut nur für sich und befürchtet, die anderen wollen auch ihren Teil abbekommen, wenn es ihr gelingt, Lairas Körper zu bergen?“, mutmaßte Mai.
„Du sollst nicht denken, sondern deiner Bestimmung folgen, Anwärterin.“
Mai frohlockte innerlich. Sie hatte Perry dort, wo sie ihn haben wollte. Die Schmerzen in ihrem Körper waren erträglich und würden bald verschwunden sein, aber das ahnte Perry
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