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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Pretty Little Horses‹.« Bonnie drehte sich auf Eves Schoß um und umarmte sie ganz fest. »Ich hab dich lieb, Mama. «
    Eve schlang die Arme um sie. Bonnies Lockengewirr war weich und duftend an ihrer Wange, und der kleine Körper fühlte sich auf köstliche Weise fest und lebendig an. Mein Gott, wie war sie glücklich. »Ich hab dich auch lieb, Bonnie. «
    Bonnie warf sich erneut herum, so dass sie sich in Eves Arm schmiegen konnte. »Du fängst an, Mama. «
    »Hushabye, don’t you cry« , sang Eve leise.
    Bonnies zarte kleine Stimme fiel ein: »Go to sleep, little baby. «
    Der Augenblick war so herrlich, so wundervoll. Eve zog Bonnie an sich, und ihr wurde die Kehle eng, während sie sang: »When you wake, you shall have …«
    Bonnies Stimme war nur noch ein Hauch: »All the pretty little horses …«
     
    Eve ließ den Kopf aufs Lenkrad sinken. Sie musste sich zusammenreißen. Sie durfte nicht hier sitzen bleiben und in der Vergangenheit schwelgen. Auch wenn ihr Leben gerade in die Brüche ging, sie musste weitermachen. Die Schwierigkeiten mit Joe klären. Jane vom Flughafen abholen.
    Sie richtete sich auf und ließ den Wagen an.
    Und sie musste versuchen, die bittersüße Erinnerung auszublenden, die noch immer in ihrem Herzen und ihrer Seele nachklang.
    All the pretty little horses …
     
    »Ach, wie habe ich dich vermisst!« Eve umarmte Jane fest und schob sie dann von sich. »Wie kannst du bloß so toll aussehen – als hättest du die Nacht in einer Wellnessoase verbracht. Nach einem Langstreckenflug müsstest du doch erschöpft und zerknittert sein. Ich bin das immer.«
    »Ich bin zerknittert, aber mit meinem neuen Haarschnitt aus Paris sieht das schick aus.« Jane warf einen Blick auf das sich drehende Gepäckband. »Ich glaube, da kommt meine Reisetasche. Bin gleich wieder da!« Sie rannte los.
    So viel Energie! dachte Eve. Jane hatte einfach alles: Schönheit, Talent und eine liebevolle Persönlichkeit, die aber mit einer ordentlichen Portion puren Eisens gepaart war. Erst vor zwei Jahren hatte sie das Studium abgeschlossen, und schon war sie dabei, sich als Künstlerin in amerikanischen und europäischen Galerien einen Namen zu machen. Es war ein Segen, dass es Eve und Joe gelungen war, das ehemalige Straßenkind Jane bei sich aufzunehmen. Schon damals hatte sie ihr beider Leben bereichert, und sie tat es heute noch. Eine strahlende Eves Handy klingelte. Joe? dachte sie, während sie es aus der Handtasche zog. Hoffentlich war es Joe.
    Megan Blair. Sie schluckte ihre Enttäuschung hinunter. Bestimmt war es wichtig. Dennoch hatte sie keine große Lust, mit ihr zu sprechen. Megan besaß zweifelsohne eine übersinnliche Begabung, aber Eve musste sich jetzt eine Weile von ihr fernhalten. Und warum um Himmels willen rief sie schon so früh am Morgen an?
    »Eve, geht es Ihnen gut?« Megan Blairs Stimme klang aufgeregt. »Du meine Güte, es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es – ist alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Wovon reden Sie?« Eve sah zu Jane hinüber, die gerade ihre Reisetasche vom Band zog. »Alles ist prima. Ich hole gerade Jane vom Flughafen ab. Sie ist heute Nacht aus Paris gekommen.«
    »Gut. Dann ist jemand bei Ihnen. Bitte sagen Sie ihr, sie soll Sie nicht allein lassen.«
    »Das werde ich bestimmt nicht tun. Warum sollte ich?«
    »Es ist diese verdammte Sache mit der Übertragung. Ich hatte gedacht, Ihnen könnte nichts passieren. Schließlich war ich bewusstlos, darum habe ich geglaubt, meine Empfindungen würden nichts auslösen.«
    »Sie drücken sich nicht sonderlich klar aus, Megan.«
    »Ich versuche es etwas langsamer.« Sie holte tief Luft. »Erinnern Sie sich, ich habe Ihnen doch erzählt, dass ich noch eine weitere Gabe habe. Gabe? Nein, das ist das falsche Wort, bisher war es eher ein Fluch. Auf jeden Fall, wenn ich eine außerordentlich starke Empfindung habe, dann ist es gefährlich für mich, jemanden zu berühren.«
    »Ja, mir ist aufgefallen, dass Sie jeden behandeln, als hätte er die Pest.«
    »Der Grund dafür ist, dass ich übertrage. Wenn ich jemanden in so einem Moment berühre, dann erwacht die übersinnliche Fähigkeit, die in dieser Person schlummert. Gedankenlesen, Heilen, Aufspüren … was auch immer. Aber manche sind von der plötzlichen Freisetzung übersinnlicher Talente überfordert.«
    »Irrsinn. Ja, das haben Sie mir alles erzählt. Aber Sie haben mir auch gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen muss, weil Sie im Koma lagen, als ich Sie im

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