Blutspiele
nach Hause zu holen. Also muss ich weitermachen. Verstehst du? Ich bin wirklich besessen.«
»Vielleicht.« Jane legte ihre Hand auf die von Eve am Lenkrad. »Aber ich kann das verstehen. Es ist eine sehr liebenswerte Besessenheit, Eve.«
Eve war gerührt. »Du liebe Güte, das hört sich an wie im Film.«
Jane kicherte. »Jetzt habe ich dich in Verlegenheit gebracht. Tut mir leid. Offenbar habe ich in Paris ein paar melodramatische Floskeln aufgeschnappt.«
»Du hast mich nicht in Verlegenheit gebracht.« Jane konnte zu ihr sagen, was sie wollte, Eve war einfach nur froh, sie wieder bei sich zu haben. Jane war eine erfolgreiche Künstlerin und zurzeit sehr beschäftigt. Wie Eve gesagt hatte, sie kam angesaust, und wenn sie ebenso eilig wieder verschwand, hinterließ sie nur ein herzliches Gefühl der Zuneigung und wunderbare Erinnerungen. Eve wünschte es sich nicht anders. Keinesfalls wollte sie sich in Janes Leben einmischen oder sie von irgendetwas abhalten.
Und sie durfte Jane nicht in die Dunkelheit hineinziehen, die sich gerade herabzusenken drohte. Das Düstere beiseiteschieben, sich um einen lockeren Gesprächston bemühen. »Aber erzähl mir doch, was du sonst noch in Paris aufgeschnappt hast. Irgendjemanden, der groß, attraktiv und interessant ist?«
2
A ls sie am Cottage vorfuhren, trat Joe auf die Veranda. Er war angezogen, trug Khakihosen und ein weißes Hemd.
Anspannung erfasste Eve. Hoffentlich ging es jetzt besser. Hoffentlich war er anders, wenn Jane da war.
»Joe!« Jane sprang aus dem Jeep, sobald Eve den Motor abgestellt hatte. Sie flog die Stufen hinauf und in seine Arme. »Ach verdammt, es ist so schön, dich wiederzusehen.«
»Ich freue mich auch sehr, dich zu sehen.« Er hielt sie fest umarmt. »Aber du hättest eigentlich in Paris …«
»Das habe ich mir alles schon von Eve angehört«, unterbrach sie ihn. »Also sei still.« Sie trat einen Schritt zurück. »Wie ich höre, hast du mit Alligatoren gekämpft und versucht zu …« Sie erstarrte, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. »Joe?«
Er wandte sich schnell an Eve. »Ich habe frischen Kaffee aufgesetzt. Ich hole nur noch schnell mein Telefon, dann muss ich weg.«
»Wenn du meinst.« Eve stieg langsam aus dem Jeep. Joe stand im Schatten, daher konnte sie sein Gesicht nicht erkennen, aber sie sah Janes Miene. Und die gefiel ihr nicht. »Ich habe gehofft, dass wir gemeinsam noch eine Tasse Kaffee trinken können. Ich habe etwas von Dunkin’ Donuts mitgebracht.«
»Danke, aber ich habe keine Zeit mehr. Ich muss zur Dienststelle.« Er ging zur Tür. »Ich bin nur noch geblieben, um Jane zu sehen, bevor ich aufbreche. Jetzt hole ich mein Telefon und bin weg.«
Jane machte einen halben Schritt auf ihn zu. »Joe, warte. Ich will noch –«
Aber er war schon im Haus verschwunden.
Jane fuhr herum und sagte zu Eve: »Hast du nicht behauptet, es wäre alles in Ordnung?«
»›In Ordnung‹ habe ich nicht gesagt.« Sie stieg hinauf zur Veranda. »Ich sagte, so gut, wie man es erwarten kann. Nichts, worüber man sich Sorgen zu machen braucht.« Aber sie machte sich Sorgen und musste das vor Jane verbergen. Was nicht leicht war. »Und er hat auf dem Revier zu tun. Warum regst du dich deswegen so auf?«
»Er war so steif. Sein Gesicht war … Und er hat mich nicht einmal angesehen.«
»Das hat er bestimmt nicht so gemeint. Hör mal, vielleicht solltest du allein mit ihm reden. Ich geh mal rein und versorge die Donuts. Du schnappst ihn dir, wenn er rauskommt. Okay?«
Jane nickte. »Ich muss wissen, was los ist. Es sieht Joe gar nicht ähnlich, mich so zu behandeln.« Sie setzte sich auf die Schaukel, die auf der Veranda stand. »Ich komm dann gleich.«
Eve nickte. »Lass dir Zeit. Ich laufe nicht weg.« Sie ging ins Haus und betrat sofort die Küche. Jane sollte mit Joe sprechen können, ohne dass sie dabei war. Vielleicht fand Jane heraus, warum Joe sich in einer Weise benahm, die Eve Angst machte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Eheprobleme Joes Verhältnis zu Jane in Mitleidenschaft zogen. Es musste etwas anderes dahinterstecken. Aber Jane würde dafür sorgen, dass alles wieder in Ordnung kam. Sie schreckte nicht davor zurück, ein sachliches oder zwischenmenschliches Problem anzupacken. Mein Gott, war sie froh, dass Jane wieder zu Hause war.
Jane sprang auf, sobald Joe wieder auf die Veranda kam. »Also dann«, sagte sie. »Was zum Teufel ist mit dir los, Joe?«
»Ich weiß nicht, was du meinst.« Joe sah
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