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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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spazieren.«
    »Um diese Uhrzeit? Und in diesem Aufzug?«
    »Warum nicht? Ich konnte nicht schlafen.« Er ging zur Kaffeemaschine und goss sich eine Tasse ein. »Das ist nicht verboten. Garantiert. Wer wüsste das besser als ein Polizist?«
    Sein Tonfall war beinahe unfreundlich, und er vermied es, sie anzuschauen. Aber es war zu spät, sie hatte sein Gesicht gesehen, als er hereinkam. Joe war selten blass, doch jetzt hatte er eine ungesunde Hautfarbe. Die Haut schien sich über die Wangenknochen zu spannen, und in seinen Augen glitzerte etwas Unbeherrschtes. Unbeherrscht? Das war Joe nie. Er konnte gewalttätig und rücksichtslos sein, aber er hatte sich immer unter Kontrolle.
    »Warum konntest du nicht schlafen?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Vielleicht habe ich von diesen ermordeten Kindern auf der Sumpfinsel geträumt. Darum dreht sich mein Leben schließlich, oder? Um ermordete Kinder.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Oder vielleicht nur um ein ermordetes Kind. Dein Kind. Seit ich dich kenne, geht es immer nur um Bonnie. Das reicht schon, um einen wahnsinnig zu machen.«
    Der Schock ließ sie erstarren. Es stimmte, ihr beider Leben hatte sich all die Jahre stets um Bonnies Tod und Verschwinden gedreht, aber seine Schroffheit kam unerwartet und schmerzte. Obwohl sie gewusst hatte, dass Joe allmählich die Geduld verlor. Er hatte seine ganze Kraft, sein ganzes Wissen eingesetzt, um ihr zu geben, was sie brauchte. Was ihn zerriss, war die ständige Gefahr, in der sie schwebte. »Du hast natürlich recht. Niemand weiß besser als ich, was ich dir zumute. Es ist nur allzu verständlich, wenn du vor mir und dieser Situation fliehen willst.«
    Er fuhr herum und sah sie an. »Ich will nicht vor dir fliehen«, sagte er eindringlich. »Du bist die einzige Frau, die ich jemals geliebt habe. Vom ersten Augenblick an wusste ich, dass ich bei dir bleiben will. Als mich das FBI nach Atlanta geschickt hat, um das Verschwinden und den möglichen Tod deiner Bonnie zu untersuchen, hätte doch niemand gedacht, dass ich nicht mehr in der Lage sein würde, dich zu verlassen. Du hattest ein süßes siebenjähriges Mädchen verloren, das alles für dich bedeutete. Du warst so zerbrechlich und voller Tragik und gleichzeitig so verdammt stark, dass mir einfach die Luft wegblieb. Ich wollte deine sämtlichen Drachen besiegen und dir geben, was immer du wolltest.«
    »Das hast du getan«, sagte sie bewegt. »Nur war es so einseitig. Ich habe für dich nie einen Drachen bekämpft. Du verdienst jemanden, der das für dich tut.«
    »Vergiss es. Als wir zusammenkamen, wusste ich, worauf ich mich einließ.« Die Augen in seinem angespannten Gesicht blitzten. »Aber es ist mir nicht gelungen, deinen Drachen zu töten, und heute Nacht habe ich mich gefragt, ob er mich nicht allmählich auffrisst.«
    »Heute Nacht?« Als sie zum Flughafen fuhr, war er nicht in dieser Stimmung gewesen. Sie hatte eine gewisse Zurückhaltung bemerkt, aber jetzt war er aggressiv und voll explosiver Spannung. Sie konnte die Unruhe, die ihn umwirbelte, fast körperlich spüren. »Ist etwas passiert, während ich weg war?«
    »Natürlich nicht. Ich hab dir doch gesagt, ich war spazieren.« Er stellte seine Tasse ab und wandte sich ab. »Und ich habe keine Lust auf ein Kreuzverhör. Mir geht es gut. Hör auf damit, Eve.«
    »So gut, dass du gar nicht wissen willst, warum Jane nicht bei mir ist.«
    Er sah sie wieder an. »Ist alles in Ordnung mit ihr?«
    »Ja, ihr Flugzeug hatte lediglich ein technisches Problem und musste in Charlotte landen. Sie ruft mich an, wenn sie wieder an Bord geht.«
    »Das ist gut. Ich gehe unter die Dusche, dann tätige ich ein paar Telefonanrufe und fahre früh zur Arbeit. Ich habe noch eine Menge Papierkram zu erledigen.«
    »Wage bloß nicht, diesen Raum zu verlassen«, fuhr Eve ihn an. »Da stimmt doch etwas nicht. Das weiß ich, verdammt noch mal! Sag’s mir.«
    »Wenn etwas nicht stimmt, dann werde ich selbst damit fertig. Meine Drachen kann ich allein besiegen.« Joes Worte kamen knapp und scharf. Er ging zur Tür. »Ich brauche keine Hilfe.«
    »Joe, um Himmels willen, sprich mit mir.«
    Er antwortete nicht. Sie sah die Schlafzimmertür hinter ihm zufallen. Er schloss sie aus, geistig wie körperlich.
    Der Schmerz brannte in ihr. Sie hatte diese Schwierigkeiten vorausgeahnt, aber sie hatte geglaubt, es wäre noch genug Zeit, sich darum zu kümmern. Wie hatte die Situation bloß derart eskalieren können?
    Ihr Handy

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