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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Übertragungswagen der Fernsehsender und vielleicht 60 oder 70 Schaulustige. Einige schaufelten aus Pappkartons chinesisches Essen in sich hinein, andere hielten ihre Fotohandys hoch, Schulkinder flitzten auf Rollern umher. Die Umstehenden wirkten ungeduldig wie Zuschauer, die enttäuscht waren, dass das Feuerwerk noch nicht begonnen hatte.
    Ich wandte mich von ihnen ab, als sich Joe Hunt, der Commander vom Stadtbezirk Nord-Manhattan, in den Bürostuhl neben mir fallen ließ und einen tiefen Seufzer ausstieß.
    » Hab gerade von der Sondereinheit gehört«, sagte er. » Die Scharfschützen glauben, sie hätten ihn durch ein Fenster auf der Rückseite ganz gut im Visier.«
    Ich erwiderte nichts, doch Joe wusste, was ich dachte. Schweigend sah er mich mit seinen beinahe traurigen, weltverdrossenen, braunen Augen an.
    » Er mag noch ein halbes Kind sein, aber wir haben es hier auch mit einem gewalttätigen Soziopathen zu tun«, fuhr er schließlich fort. » Wir müssen die Sache der taktischen Einheit übergeben, damit die Geiseln da drin noch eine Chance haben. Ich rufe den Geldtransporter her. Holen Sie D-Ray noch mal ans Telefon und sagen Sie ihm, er soll ihn sich ansehen. Dann wird der Strom abgeschaltet, und die Scharfschützen erledigen ihn über ihre Nachtsichtgeräte.« Joe stemmte sich aus dem Stuhl hoch und klopfte mir grob auf die Schulter. » Tut mir leid, Mike. Sie haben mehr geleistet, als irgendjemand sonst auf der Welt es hätte tun können, aber dieser Junge weigert sich schlichtweg weiterzuleben.«
    Ich fuhr mir mit den Händen durchs Haar und rieb meine müden Augen. New York gehört zu den Städten der Welt, in denen die meisten Geiselnahmen gewaltfrei gelöst werden, und ich hasste es auf den Tod, diese Statistik zu versauen. Doch gegen Hunts Logik kam ich nicht an. D-Ray unternahm nicht einmal den Versuch, sich von mir helfen – und retten – zu lassen.
    Ich nickte. Wir mussten jetzt an seine Familie denken.
    Joe Hunt gab per Funk durch, dass sich der Geldtransporter in Bewegung setzen sollte. Sobald er auftauchte, würde ich ein letztes Mal mit D-Ray reden.
    Während wir warteten, stiegen wir aus dem Bus, um frische Luft zu schnappen.

2
    Auf dem Weg nach draußen hörte ich den Sprechgesang einer weiteren Gruppe. Diese befand sich am anderen Ende des Straßenblocks vor einer Wohnanlage drüben auf dem Frederick Douglass Boulevard.
    Mein Hirn brauchte einen Moment, um die Worte » Nieder mit der Staatsgewalt!« zu verstehen.
    Hunt und ich blickten uns erstaunt an. Wir Polizisten waren hier, um das Leben ihrer Freunde und Nachbarn zu retten – einschließlich zweier Kinder der heiß geliebten Miss Carol –, und wir sollten die bösen Jungs sein? Mit was für einem Vorbild lebten die Menschen in dieser Gegend?
    » Nieder mit der Staatsgewalt! Nieder mit der Staatsgewalt!« Das Dröhnen näherte sich, während ich ängstlich nach dem Geldtransporter Ausschau hielt.
    Ein Vorbild!, rief mein Hirn zurück.
    Wie aus dem Nichts verbanden sich diese beiden Gedanken.
    » Halten Sie den Transporter zurück, Chief!«, brüllte ich Hunt an. Ich rannte in den Bus zurück und setzte mir den Kopfhörer auf. Mit einem Nicken bedeutete ich einem Techniker, mich wieder mit dem braunen Haus zu verbinden.
    » D-Ray, hier ist Mike Bennett«, meldete ich mich.
    » Du hast zwei Minuten, Bulle!« Er schäumte förmlich vor Wut.
    » Hey, hey«, versuchte ich ihn zu beruhigen. » Hör mal auf die Menge da draußen. Sie feuern dich an. Du bist ihr Held.«
    » Was soll jetzt wieder dieser Quatsch, Bennett?«
    » Das ist kein Quatsch, D-Ray. Mach das Fenster auf und hör hin. Du glaubst, du hättest nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt, aber da irrst du dich.«
    Alle Polizisten und Techniker unterbrachen ihre Arbeit und blickten zum braunen Haus hinüber. Nach sehr langen 30 Sekunden wurde eines der Schiebefenster ein paar Zentimeter angehoben. D-Ray konnten wir nicht sehen – er befand sich daneben oder darunter –, doch er war da und lauschte.
    » Hörst du das?«, fragte ich ihn. » Nieder mit der Staatsgewalt. Sie reden mit dir, D-Ray. Sie halten dich für einen harten Knochen, weil du uns aufhältst. Und nicht nur das. Weißt du, was mir eine der alten Gemeindefreundinnen deiner Großmutter erzählt hat? Du hast dieser Gegend einen großen Dienst erwiesen, indem du die Drew-Bande mit ihrem Drogenhandel und ihrer Gewalt vertrieben hast. Die Menschen hassten sie, fühlten sich von ihnen terrorisiert, und du hast

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