Blutträume
gibt, was du mir sagen kannst …«
»Gibt es nicht. Jedenfalls noch nicht.«
Marcs Miene wurde finsterer, und er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. »Den Traum hattest du nicht nur einmal?«
Sie nickte, wollte aber nicht zugeben, dass der Traum jetzt fast jede Nacht kam.
»Okay. Heute Nacht holst du mich. Nimm mich mit.«
Erst später wurde Dani klar, dass sie von diesem Vorschlag nicht halb so überrascht war, wie sie eigentlich hätte sein sollen. Im Moment schüttelte sie jedoch einfach nur den Kopf. »Das kann ich nicht.«
»Natürlich kannst du. Du hast es schon mal gemacht.«
»Das ist Jahre her, Marc. Ein ganzes Leben.« Und ich hatte keine Ahnung, wie gefährlich es war.
Mit einem weiteren Schritt auf sie zu stand er jetzt so dicht vor ihr, dass sie den Kopf zurücklegen musste, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
» Ich habe davon nie eine Gänsehaut bekommen, Dani«, erwiderte er leise. »Mir hat das nie Angst gemacht. Ich habe es nie gehasst. Und ich habe in dir deshalb auch nie etwas anderes als die einzigartige und außergewöhnliche Frau gesehen, die ich liebte. Falls du das nicht gewusst hast.«
Sie hatte den leisen Verdacht, dass ihr Mund offen stand.
»Hol mich heute Nacht«, wiederholte Marc, drehte sich um und ging.
Irgendwie gelang es Dani, sich und ihre Einkaufstüten im Jeep zu verstauen. Sie befürchtete, dass der hausgemachte Rosinenkuchen, den sie gekauft hatte, inzwischen zerdrückt war, weil sie die Tüten so krampfhaft festgehalten hatte, und sie war sich sicher, dass die Eiscreme zerfloss. Beides war ihr ziemlich egal.
Falls sie das nicht gewusst hatte.
Falls sie das nicht gewusst hatte.
Du lieber Himmel.
Sie war noch immer ziemlich durch den Wind, als ihr Handy klingelte, und bekam es erst nach mehrmaligem Läuten aus ihrer Tasche heraus. Während sie den Anruf entgegennahm und auch ohne Ruferkennung wusste, dass es Paris war, nahm sie sich vor, sich endlich eine andere Tasche zu kaufen oder in dieser wenigstens ein gewisses Maß an Ordnung zu schaffen.
»Wir haben Besuch«, verkündete Paris ohne Einleitung.
Dani verdrehte die Augen. »Ich will’s nicht wissen.«
»Ich fürchte, doch. Miranda Bishop ist hier. Mit John.«
Deputy Jordan Swain war stolz auf seine Professionalität, sein Engagement und seine Intelligenz, seine Schlagfertigkeit und darauf, dank guter blonder Gene und eines strengen morgendlichen Fitnessprogramms in Uniform eine ausnehmend gute Figur zu machen.
Er war auch dafür bekannt, einen Magen zu haben, dem nichts etwas anhaben konnte, und genau dieser ließ ihn am späten Donnerstagnachmittag im Stich.
»Tut mir leid«, murmelte er, als er von einem kurzen Aufenthalt in einem Gebüsch zurückkam, das sich ein paar Meter weit entfernt und außerhalb der mit gelbem Flatterband abgesperrten Fläche befand.
Mit einem Grunzlaut antwortete der Sheriff: »Na, wenigstens hast du es außerhalb der Absperrung erledigt. Ich wäre stinksauer geworden, wenn du mir den Tatort verunreinigt hättest, Jordan.«
»Wie hätte ich den noch mehr verunreinigen können, als er schon ist?«
»Sehr witzig.«
»Eigentlich nicht.« Jordan schluckte und bemühte sich, nicht an all das verspritzte Blut und die Eingeweide zu denken, die um sie herum lagen. Was allerdings ziemlich schwierig war, da tatsächlich alles um sie verstreut war und man es unmöglich übersehen konnte.
Das Haus – leerstehend und mit einem Zu verkaufen-Schild im ausgesprochen hübschen Vorgarten – lag am Ende einer langen Einfahrt und auf ziemlich weitläufigem Gelände, was wahrscheinlich der Grund dafür war, warum niemand etwas von dem Blutbad mitbekommen hatte, das in dem gepflegten und ehemals schönen, friedvollen Poolbereich stattgefunden hatte.
Niemand, das heißt, bis der Gärtner zu seinen üblichen Instandhaltungsarbeiten eingetroffen war und mit einem Schubkarren voller Gerätschaften und Utensilien zum Winterfestmachen der Pflanzen um die hintere Ecke des Hauses gebogen war.
Der Karren lag umgestürzt kurz vor dem Poolbereich, wo er ihn hatte liegen lassen, als er nach dem ersten Blick auf dieses Massaker die Flucht ergriffen hatte.
Und hier hatte tatsächlich ein Massaker stattgefunden. Die Bemerkung, es sähe aus, als hätte jemand eine mittelgroße Kuh in den Häcksler gesteckt, hatte Jordan fluchtartig in die Büsche getrieben, um sein Mittagessen loszuwerden.
»Großer Gott, Marc, was für eine Bestie bringt so etwas fertig?«
»Eine, die wir fassen müssen.«
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