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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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Marc hielt einen durchsichtigen Beweismittelbeutel hoch, der ein sehr großes, sehr blutiges Jagdmesser mit einer gezackten Klinge enthielt. Er betrachtete es stirnrunzelnd. »Wie viele Läden gibt es wohl, die so was verkaufen?«
    »O Himmel, mindestens ein Dutzend oder auch mehr hier im County. Die Pfandleihen nicht mitgerechnet.«
    Marc nickte. »Sehe ich auch so. Das ergibt wohl kaum eine halbwegs nützliche Spur. Es hier am Tatort liegen zu lassen, heißt außerdem, der Täter ist entweder sehr dumm – oder er ist sich sehr sicher, dass wir das Messer nicht zu ihm zurückverfolgen können.«
    »Der Gedanke, jemand so Gemeines könnte auch noch schlau sein, widert mich an«, stellte Jordan fest, »doch ich glaube, wir würden es bereuen, wenn wir von etwas anderem ausgingen.«
    »Tja. Wir werden rausfinden, was möglich ist.«
    »Vielleicht haben wir ja Glück«, stimmte ihm Jordan wenig zuversichtlich zu.
    Marc warf ihm einen schiefen Blick zu, winkte dann einen seiner beiden Kriminaltechniker herbei und übergab ihm das Messer. »Shorty, haben Sie oder hat Theresa irgendetwas gefunden, was wir noch nicht entdeckt haben?«
    »Bis jetzt nicht, Sheriff.« Shorty, der ganz in der Tradition von Spitznamen die beiden anderen Männer und tatsächlich die meisten überragte, blinzelte schläfrig und schien ein Gähnen zu unterdrücken. »Kann sein, dass ich die Absperrung etwas erweitern muss. Ich glaube, ich hab gleich dahinter noch ein paar Teile von ihr gefunden.«
    Bei Jordan, der Shorty gerade leicht sarkastisch fragen wollte, ob sie ihn aufhielten, löste diese Information ein weiteres Aufbäumen seines Magens aus.
    Mit stoischer Ruhe stellte Marc fest: »Das Opfer war also eine Frau.«
    »Schwer zu sagen, ohne die … entscheidenden Körperteile«, erwiderte Shorty, »aber Theresa meint schon. Ich auch. Wir haben eine Fingerspitze gefunden, an der noch ein lackierter künstlicher Nagel hing. In Pink, glaube ich.«
    Jordan schlug sich erneut in die Büsche.
    Shorty sah ihm kurz nach und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem ausdruckslosen Gesicht des Sheriffs zu. »Ich habe fünf Jahre Dienst in der Leichenhalle in Atlanta hinter mir«, erklärte er. »Wie schaffen Sie’s?«
    »Mit Wut«, antwortete Marc Purcell.
    »Ah, Sie benutzen Ihren Zorn als Schutzschild. Ich habe Polizisten gekannt, die das auch konnten.« Shorty nickte und musterte den Sheriff mit offenem Blick. In diesem ziemlich ländlichen County gab es wenige Mordfälle, und die meisten davon geschahen aus häuslichen oder rachsüchtigen Beweggründen, wobei der Täter, der so eindeutig feststand wie das Opfer, oft noch über die Leiche gebeugt stand, mit wirrem Blick und die rauchende Waffe oder das blutige Messer noch in der Hand.«
    Nicht schwer zu lösen, solche Fälle.
    In den zwei Jahren beim Sheriffdepartment von Prophet County war dies der erste Tatort, an dem Shorty mit Purcell zusammenarbeitete.
    Interessanter Typ, dachte Shorty. Hier geboren, hier aufgewachsen. War auf einer Eliteuniversität in North Carolina, hat einen Abschluss in Jura und kam zurück nach Venture, um hier zu praktizieren. Im Department ging das Gerücht um, dass er für ein öffentliches Amt vorgesehen war, einer Generationen alten Familientradition zufolge, doch dann waren alle reichlich überrascht, als er den Polizeidienst anderen Chancen vorzog.
    Shorty war nicht überrascht. Er hatte sein gesamtes Berufsleben unter Polizisten verbracht, und dieser Kerl hier war ein Polizist durch und durch. Von dieser Sorte gab es einige, entweder mit einem angeborenen Gerechtigkeitssinn oder einfach nur aus Empörung darüber – wie Purcell eingestanden hatte –, dass die Welt ein Chaos war und es jemanden geben musste, der wenigstens versuchte, Ordnung zu schaffen. Jemand, der sich der guten Sache verschrieb und dafür kämpfte.
    Ein aussichtsloser Kampf, dachte Shorty, weil die Bösen heutzutage alle gut bei Kasse waren und Zugang zu vielen gefährlichen Spielsachen hatten. Aber hallo, es gab weiß Gott schlechtere Ziele, die man im Leben verfolgen konnte. Er war sich dessen durchaus bewusst, da seine eigenen Ansprüche meist nicht weiter reichten als bis zu einer guten Nummer am nächsten Wochenende.
    Der Sheriff schien diese eingehende Musterung nicht zu bemerken. »Gehe ich recht in der Annahme, dass sie hier auch ermordet wurde, nicht nur zerstückelt?«
    »Da drüben am Pool sind Spritzer, die aus einer Arterie stammen müssen, also würde ich sagen, ja. Keine Ahnung,

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