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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Scheich
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nun öffnete. Der Blick ins Innere gab jedoch kein Auto, sondern einen Taubenschlag von beachtlicher Größe preis. Vor allem Mick musste sich dünn machen, als er Willi Albrecht ins Innere folgte. Rechts von ihm erstreckte sich ein Gang von etwas über einem halben Meter Breite. Mensch und Tier trennte eine aufwendige Dachlattenkonstruktion, die mit engem Maschendraht bespannt war und den Schlag in einzelne Separees unterteilte. Oben, unter dem Giebel des Garagenhäuschens, konnte Mick die Klappen erkennen, durch die das Federvieh Ein- und Auslass fand. Anders als der Pavillon beherbergte dieser Schlag allerdings keine weißen, sondern klassische Brieftauben. Als der Taubenopa sich daranmachte, einen der Futtersäcke zu öffnen, begannen sie sogleich, aufgeregt zu gurren.
    Andreas musste niesen. Mick hingegen lächelte fast wehmütig.
    »Nett, so was sieht man nicht mehr alle Tage.«
    »Das stimmt. Leider. Ich hab vor mehr als vierzig Jahren mit der Taubenzucht angefangen. Damals war das hier Volkssport Nummer eins. Heute bin ich einer der Letzten, die dabeigeblieben sind.«
    »Und die weißen Tauben unten im Garten? Auch Ihre?«, mischte sich Andreas ein.
    »Nein, das sind … Thomas hat sie gezüchtet.« Willi Albrecht musste kurz mit dem Austeilen des Futters pausieren. Er brauchte einen Moment, riss sich dann aber zusammen. »Gott weiß, warum, aber aus irgendeinem Grund hat er sich für das Alte-Männer-Hobby hier interessiert.«
    »Wirklich ungewöhnlich für einen Jungen in dem Alter«, bestätigte Andreas. »Warum lebte Thomas eigentlich bei Ihnen und nicht bei seiner Mutter?«
    Willi Albrecht schleuderte das Futter mit seiner Plastikschaufel etwas energischer durch den Maschendraht.
    »Das fragen Sie Lena vielleicht besser selbst«, erwiderte er kurz angebunden.
    Mick merkte auf. Bei dem Thema wurde der Alte dünnhäutig. »Ihre Tochter? Die fragen wir auch noch, aber von einer Geschichte gibt’s meistens mehrere Versionen.«
    »Gut, dann erzähl ich Ihnen meine mal.« Willi Albrechts Stimme klang gereizt.
    »Meine Lena war dem Thomas immer ’ne gute Mutter. Da gab’s nix zu meckern. Aber was Kerle angeht, hatte sie leider ’n mieses Händchen. Jens, Thomas’ Vater, war da die große Ausnahme, nur hat’s den mit seiner Triumph vor fünf Jahren auf einer Landstraße erwischt.«
    »Und alleine ist Ihre Tochter dann nicht mehr mit Thomas fertig geworden?« Andreas erntete auf seine Vermutung hin sofort heftiges Kopfschütteln.
    »Nein, mit dem Typen, den sich Lena vor zwei Jahren angelacht hat, mit dem ist Thomas einfach nicht klargekommen, und nachdem ich diesen Paul einmal gesehen hatte, konnte ich das gut verstehen.«
    »Bloß Ihre Tochter hatte dafür wenig Verständnis«, ergänzte Mick, schließlich schwang in Willi Albrechts Worten offenkundig mit, dass das Verhältnis zu seiner Tochter nicht grad das beste war.
    »Lena muss selbst wissen, auf was für’n Schaumschläger sie sich einlässt, aber das muss Thomas ja nicht ausbaden. Deshalb hab ich das unterstützt, als er vor ’nem Jahr zu mir kommen wollte. Lena hat mir das nie verziehen. Trotzdem, es war besser so.«
    »Das heißt, zwischen Ihnen und Thomas lief es gut?«
    Willi Albrecht sah Mick direkt in die Augen. »Ich bin ’n alter Knacker, und Thomas mit seinen siebzehn Lenzen ’n junger Springinsfeld, aber wir kamen sehr gut miteinander klar. Und als er dann auch noch mit den Tauben anfing, hab ich mich natürlich gefreut. So von wegen Nachfolger und so.«
    Willi Albrecht betrachtete nachdenklich seine Tauben.
    »Ich mein, ich bin so was wie der Letzte meiner Art. Was passiert denn mit den Tauben, wenn ich mal nicht mehr bin? Da bin ich doch froh, dass immer noch der Thomas …«
    Er brach plötzlich ab, griff haltsuchend in den Maschendraht und ließ sich schließlich auf einen alten Holzschemel fallen, der im Gang stand.
    Während er sein Gesicht in den von Arbeit gezeichneten Händen vergrub, wechselten Mick und Andreas einen Blick. Es war so weit. Der Schmerz hatte seinen Weg gefunden.
    »Bitte! Gehen Sie jetzt«, sagte er noch leise, dann brachen selbst bei einem so hart beschlagenen Mann wie Willi Albrecht die Dämme.
    Mick beobachtete ihn einen Moment. Zur Sicherheit würde er veranlassen, dass zwei Beamte möglichst unauffällig in Albrechts Nähe blieben, bis er sich schlafen legte.
    Seine traurige Arbeit war vorerst getan. Doch die nächste Aufgabe wartete schon: Sie mussten Thomas’ Mutter informieren.
    Zwischen der

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