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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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*** 1 ***
    Ich möchte wehrlos sein!
    Gebannt starrte sie auf den Bildschirm. Sie konnte kaum glauben, dass sie das gerade wirklich geschrieben - und es dann auch noch tatsächlich abgeschickt hatte!
    Seit mehreren Stunden saß sie nun schon vor ihrem Computer. Wie so oft an einem Samstagabend war sie alleine zuhause. Sie verspürte nicht das geringste Bedürfnis, sich in den Samstag-Nacht-Trubel zu stürzen. Selten genug hatte sie jemanden getroffen, den sie wirklich als sympathisch hätte bezeichnen können. Mit dem sie Spaß haben, sich fallen lassen, einfach sie selbst sein konnte. Außerdem konnte der Großteil der Männer, die man so in den Clubs antraf, ihrem Anspruch, was Intelligenz, Charme, Witz und Freundlichkeit betraf, einfach nicht gerecht werden. Zugegeben, sie war in dieser Hinsicht auch etwas anspruchsvoll. Aber die meisten Gespräche mit diesen Typen waren meist flach und anzüglich und endeten recht schnell in plumpen Bemerkungen über ihre Figur, das sexy Kleid oder - im besten Fall - ihr schönes Haar. Und das langweilte sie.
    Vor einigen Wochen hatte sie schließlich durch einen belanglosen Zufall die Weiten des Internets entdeckt. Und das Chatten! Seitdem zog es die attraktive Brünette regelmäßig am Wochenende an ihren Computer. Wie auch an diesem Abend. Lange Zeit hatte sich nichts ereignet. Nichts, bis auf die immer wieder kehrenden billigen und geschmacklosen Anmachsprüche einiger Männer, die in ihrer Ausdrucksweise teilweise sogar weit unter die Gürtellinie gingen.
    Bis er aufgetaucht war. Sein gewählter und respektvoller Umgangston war ihr gleich aufgefallen. Vielleicht gab es doch noch einen Mann mit Niveau, hatte sie bei sich gedacht. Nach dem üblichen Smalltalk spürte sie, wie sie ihr Chatpartner immer mehr in seinen Bann schlug. Er war auf eine bestimmte, unaufdringliche Art direkt und gleichzeitig wieder zurückhaltend. Er versprühte Charme, Romantik und Versuchung - selbst durch ein solches Medium wie das Internet.
    Und: nur durch Worte.
    Sie achtete schon lange nicht mehr darauf, das wievielte Glas Rotwein sie beim Lesen seiner Zeilen geleert hatte. Sie spürte die belebende Wirkung des kalifornischen Cabernets, den sie “für besondere Anlässe” aufgehoben hatte. Nun, sie war zu der Ansicht gelangt, dass dies ein Anlass der besonderen Art war, und so hatte sie die Flasche kurzerhand geöffnet.
    Sie hatte es ihm erzählt. Und er hatte direkt Interesse an Farbe und Bukett des Weines geäußert. Sie hatte ihm ihre Eindrücke beschrieben. Etwas ungeschickt zwar, immerhin war sie der “Weinsprache” nicht mächtig, doch er hatte sie ermutigt, ihre Gedanken sprudeln zu lassen, ihren Quell der Versuchung , wie er es genannt hatte.
    Der Alkohol tat langsam seine Wirkung. Ihre Worte wurden immer freier. Immer deutlicher spürte sie den Reiz, dieses Prickeln bei der Frage, wie weit dieses Spiel noch gehen würde. Sie hatten die Ebene gewechselt.
    Nach ein paar Gesprächen, die den ersten sympathischen Eindruck verstärkt hatten, fragte er sie schließlich, ob sie es in diesem öffentlichen Chat noch “gemütlich” fände … beobachtet von allen anderen Chattern, darunter auch viele Voyeure. Sie hatte sofort gewusst, was er damit sagen wollte - doch es war eindeutig, dass er ihr mit dieser Formulierung die Kontrolle über das Spiel überließ!
    Lass uns in einen Privatchat gehen.
    Schon als sie diese Worte getippt hatte, spürte sie dieses Kribbeln in ihrem Körper. Es war ihr, als hätte sie ihn in ihr eigenes Reich gelassen, in einen Raum, nur mit ihr. Intimitäten waren jetzt möglich … oder sogar wahrscheinlich? - Ja! Sogar wahrscheinlich!
    Es war der letzte Moment, in dem leise Zweifel in ihr aufgekeimt waren, die sich dann aber sehr schnell wieder verflüchtigt hatten. War es Neugierde? War es der Reiz des Unbekannten? Oder einfach das Gefühl dass sie begehrt wird, welches sie schon lange nicht mehr hatte so leise erzittern lassen wie in diesem Augenblick?
    Sie hatte sich zuvor ein paar Kerzen angezündet; er hatte sie höflich dazu überredet, obwohl sie ohnehin den Schein einer Kerze liebte. Es war warm im Zimmer. Und sie spürte darüber hinaus auch diese innerliche Wärme, die sich langsam in kribbelige Hitze verwandelte. Sie atmete schwer unter ihrer halb offen stehenden Seidenbluse. Sie waren über Albereien auf das älteste und gleichzeitig interessanteste Thema überhaupt gekommen. Unbewusst, wie sie sich im Nachhinein eingestehen musste, hatte sie das

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