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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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und war nur noch drei Schritte von der Beifahrertür entfernt.
    Ich warf mich auf den Boden und rollte unter den Pick-up, als er die Tür öffnete.
    Während ich auf den rostigen Unterboden starrte und mir warmes Motoröl auf den Hals tropfte, hörte ich Rufus rufen: »Möchtest du den ganzen Brotlaib, Liebes?«
    Dann wurde die Tür zugeschlagen und ich sah, wie sich seine Beine wieder in Richtung Bug bewegten und eine Tüte mit zerdrücktem Brot neben ihm herunterbaumelte.
    Bring Violet zum Impala, bevor du irgendetwas anderes unternimmst.
    Während die Möwen wieder in hungriges Gekreische ausbrachen, rollte ich mich unter dem Pick-up hervor. Die Rufe der Möwen, die Motoren und das Stöhnen des Windes übertönten das knirschende Ächzen, als ich den Griff hochdrückte und die hintere Wagenklappe herunterließ.
    Violet lag bewusstlos und immer noch mit Klebeband gefesselt auf der rostigen Ladefläche zwischen feuchten Kiefernadeln und Rindenstückchen, Resten einer Ladung Kaminholz.
    Während die Kites die Möwen fütterten und Hände voller Brot in die Luft warfen, kletterte ich auf die Ladefläche, ergriff Violet an den Fußgelenken und zog sie zum Rand. Atemlos und kurz davor, ohnmächtig zu werden, hob ich sie von der Ladefläche und setzte sie behutsam neben die Reling auf das Betondeck. Sie bewegte sich, wachte aber nicht auf. Ich schloss die Wagenklappe und zog Violet an den Schultern bis zum Ende der Wagenreihe. Vor Erschöpfung hielt ich unter der Scheibe der Fahrerseite des blauen Honda inne. Ich bemühte mich, die Schmerzen zu vergessen, und starrte auf den schlafenden Fahrer, dessen Gesicht gegen die Scheibe gedrückt war und dessen Speichel am Glas herablief. Ich hoffte inständig, dass seine Augen geschlossen blieben.
    An der hinteren Stoßstange des Honda angekommen, schaute ich zum Bug auf und sah, dass die Kites immer noch ihre ganze Aufmerksamkeit dem Füttern der Vögel widmeten.
    Ich warf Violet über meine Schulter, kämpfte mich auf die Beine und betete, dass uns niemand vom Loungedeck beobachtete.
    Ein Dutzend wackelige Schritte und wir hatten den Impala erreicht.
    Ich legte Violet auf die Rückbank und setzte mich hinter das Lenkrad.
    Die Graupelkörner pochten mittlerweile wie verrückt auf das Autodach und fielen schneller, als sie schmelzen konnten.
    Dann hörte es auf.
    Im Osten brachen die Wolken auf wie alte Farbe und hier und da leuchtete indigoblauer Morgenhimmel durch.
    Während der Himmel in immer neuen, warmen lilafarbenen Schattierungen und schließlich ochsenblutrot leuchtete, wurde im Süden und Osten langsam ein dünner Landstrich sichtbar.
    Jetzt zeichnete sich die Silhouette des Leuchtturms von Cape Hatteras am Horizont ab, der mit dreiundsechzig Metern der höchste Leuchtturm der Vereinigten Staaten ist und dessen Licht immer noch über Diamond Shoals, dem Friedhof des Atlantiks, leuchtet.
    Ich brannte darauf, mit Violet diese Fähre zu verlassen, sie in Sicherheit zu bringen und mir etwas gegen diese verdammten Schmerzen zu besorgen.
    Ich zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, kletterte nach hinten und sägte mit dem längsten Schlüssel des Schlüsselbundes das Klebeband durch, das immer noch die Handgelenke der jungen Frau zusammenhielt. Dann zog ich ihr den Klebestreifen vom Mund.
    »Violet«, flüsterte ich. »Violet, kannst du mich hören?«
    Sie murmelte etwas und drehte sich auf die Seite.
    »Du bist jetzt in Sicherheit«, sagte ich. »Du bist bei Andy.«
    Es wurde kalt im Auto.
    Als ich wieder auf den Fahrersitz kletterte und den Schlüssel ins Zündschloss stecken wollte, um die Heizung einzuschalten, sah ich durch die Windschutzscheibe, wie Maxine Kite mit einer Hand über den Augen durch die getönten Scheiben des Chevy Blazer direkt vor mir starrte.
    Sie trug einen alten, abgetragenen Garbadinmantel, der viel zu lang für ihre gebrechliche Gestalt war und wie eine schwarze Schleppe hinter ihr herschleifte.
    Ich schloss sämtliche Türen ab.
    Trat hinaus auf das Deck.
    Maxine schaute auf, als meine Tür zuschlug.
    Sie stürzte davon und verschwand hinter dem Aufbau.
    Ich humpelte hinter ihr her.
    Die aufgehende Sonne gab den Wolken eine leicht pfirsichfarbene Tönung.
    Möwen kreischten.
    Diese Outer Banks lagen jetzt im Hoheitsgebiet der Sonne und wurden von rosafarbenem Feuer überzogen.
    Die Kites standen auf gleicher Höhe mit dem Sonnenaufgang am Bug, rötlich gefärbte Gesichter, die mir mit einer Mischung aus Entsetzen und Amüsiertheit

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