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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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einfach weiter. Dies ist der Weg nach draußen.
    Sie lief mit dem Kopf voran gegen eine Brust.
    Die Person bewegte sich von ihr fort und sie sprang rückwärts in jemand anderen hinein.
    Sie schrie trotz des Klebebands auf, als die Tür hinter ihr aufgestoßen wurde.
    Eine Laterne erhellte den Raum, und das, was Vi im Halbdunkel des Feuerscheins erblickte, ließ sie auf die Knie sinken.
    Vielleicht zehn von ihnen hingen in verschiedenen Verwesungsgraden an Ketten von der Decke, mit den Füßen nur wenige Zentimeter über dem Boden, so als ständen sie aus eigenem Willen aufrecht.
    Warum hast du mich in die Hölle gesandt?
    Obwohl Vi wusste, dass die Kites hinter ihr in der Tür standen und den einzigen Ausgang blockierten, konnte sie dem Drang nicht widerstehen, in die Gesichter um sie herum zu blicken.
    Einige hingen schon lange da und waren längst zu Aas, Lumpen und Knochen geworden.
    Der Junge, der versucht hatte, sie zu retten, hing aufgeschlitzt in einer der hinteren Ecken.
    Diejenigen, gegen die sie gestoßen war, baumelten immer noch, dort, wo sie kniete, hin und her – zwei Männer, ihre Kleidung und Wunden noch frisch, Köpfe nach unten gesunken, von der Dunkelheit verborgen.
    Sie starrte zu den Gesichtern auf – völlig zerstört.
    Einer der Männer war beleibt und hatte einen Schnurrbart.
    Der andere war dünner, größer, jünger und irgendetwas regte sich in Vis Gedächtnis.
    Das Klebeband hinderte sie zu schreien, doch es gelang ihr, den Kopf dreimal gegen die Steinmauer zu schlagen, bevor Luther bei ihr war und sie wegzog.
    Sie hatte die langen, zarten Hände des Toten gesehen, die Armbanduhr wiedererkannt und das vom Schrot zerfetzte Nadelstreifenhemd, das sie Max zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte.
    »Böses Mädchen«, sagte Luther. »Tu das nicht. Du bist kostbar. Er ist tot und du wirst ihn nie Wiedersehen, wozu also weinen?«
    Luther kniete neben ihr nieder und streichelte ihr über die Wange.
    Er holte eine Spritze aus der Tasche und stach ihr die Nadel in den Arm.
    »Du wärmst mein Innerstes«, sagte er. »Ich werde dich völlig aufheben.«
    »Ich glaube, wir müssen los«, meinte Rufus.
    Luther hob Violet hoch und gemeinsam verließen die Kites den Raum der Gehängten, gingen durch die Kellergänge am elektrischen Stuhl vorbei und die knarzende Treppe hinauf.
    Sie entschwanden durch die Haustür in die pechschwarze Nacht. Violet schlief jetzt von der Droge betäubt in Luthers Armen.
    Als der gelbe Rand des Mondes im Wasser versank, die immergrünen Eichen schwach schimmerten, der Frost das Dünengras zu Boden drückte, stiegen sie in den alten Pick-up und flohen aus ihrem zerfallenden Steinhaus.

Kinnakeet
     
     
    Weit draußen von der Straße kam es her.
     
    Sie suchte Halt an Joels Hand:
    Der Ohnmacht nahe beim Geruch verbrannter Wolle.
     
    »Was suchst du in der Nacht an diesem Haus?«
     
    »Nichts.« Mehr gab es scheinbar nicht zu sagen.
     
    Dann wieder diese Stimme: »Du hast Angst.
    Ich sah, wie du das Pferd vorhin gepeitscht.
    Ich trete vor in der Laterne Licht.
    Hier, schau nur hin.«
     
    »Ja, tu das. – Joel, geh zurück!«
     
    Fest stand sie, trotz der lauten Schritte,
    Doch durchlief ein leichtes Beben ihren Körper.
     
    – Robert Frost, Die Angst

65. Kapitel
     
    Als ich zu mir kam, stank es überall nach meinem Tod: verbrannte Haare, Leder und Diesel, heißes Kupfer, verschmortes Fleisch.
    Ich war immer noch an den Stuhl gefesselt, nun in völliger Dunkelheit.
    So viele verschiedene Schmerzen, ich konnte nicht sagen, welche die schlimmsten waren.
    Ich zerrte an dem Leder.
    Der Riemen um mein linkes Handgelenk war vermutlich schon geöffnet worden, denn ich konnte meinen Arm befreien.
    Ich öffnete den Riemen um mein rechtes Handgelenk und streifte mit beiden Händen die verbrannten und bröckeligen Riemen ab.
    Ich mühte mich auf die Füße, fiel zurück auf den Stuhl und stand wieder auf.
    Meine Verbrennungen schmerzten höllisch, während ich mich durch die Dunkelheit schleppte und, so schnell ich konnte, mit wackeligen Gliedern die Gänge entlanghumpelte. Den einen Arm hielt ich vor mir ausgestreckt, um mein Gesicht zu schützen, mit dem anderen tastete ich mich die Steinmauer entlang.
    Es kam mir vor, als ob ich tot wäre und durch einen Außenbezirk der Hölle wanderte, dennoch ging ich scheinbar stundenlang weiter durch die Dunkelheit in Sackgassen und schwarze Räume hinein, durch Tunnel, die immer wieder zum gleichen Ausgangspunkt führten,

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