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Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer

Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer

Titel: Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer Kostenlos Bücher Online Lesen
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sollte es anders sein. Sie würde einen schönen, entspannten Tag erleben, selbst wenn sie dafür jemanden umbringen musste. Es waren keine Unwetter angekündigt. Die Versicherung für ihre klapperige Brotdose auf vier Rädern – einen Honda Civic, den sie sich als Ersatz für ihren coolen kleinen Sportwagen gekauft hatte – war bezahlt. Sie hatte genug Zeit eingeplant, um sich in Ruhe fertig zu machen und nicht in den Berufsverkehr zu geraten, am Abend zuvor noch ihre Sachen gewaschen und brauchte sie jetzt nur noch in den Trockner zu tun …
    Und genau deswegen stand sie jetzt mitten in ihrem Trailer im fünf Zentimeter tiefen Wasser.
    Nie im Leben würde sie jetzt noch alles allein schaffen. Roy musste seinen armseligen Arsch zu ihr herüberbewegen und ihr helfen. Sie ging zum Telefon, um ihn anzurufen, schaltete das Licht im Wohnzimmer ein und – schnappte nach Luft. Kleine Wellen kräuselten sich auf dem Boden. Wasser plätscherte gegen die Unterseite der eher abgewohnten als schicken Sitzgruppe und stand bereits in dem Regalfach direkt unter dem Fernseher, in dem ihr uralter Videorekorder verstaut war. Auf dem Teppich neben dem Sofa, wo sie es zurückgelassen hatte, lag das Erinnerungsalbum ihrer Mutter vom Piraten-Festival. Völlig durchweicht.
    Bobbie Faye bemühte sich so sehr, die Tränen zurückzuhalten, dass ihre Gesichtsmuskeln vor Anspannung schmerzten. Ihre Mutter hatte dieses Album mehr als zwanzig Jahre lang sorgsam aufbewahrt. Als Bobbie Faye sieben gewesen war, hatte sie eine schwarze Augenklappe auf den Umschlag kleben dürfen, welche symbolisch für die Geschichte des Festivals stehen sollte. Gut, ihre Mom war betrunken gewesen und hatte die Augenklappe und die Pailletten erst ein paar Tage später bemerkt. Aber dann erlaubte sie Bobbie Faye, sie draufzulassen, und zeigte das Album sogar stolz ihren Freundinnen. Und das war fast genauso gut, besonders weil ihre Mom ihr dann eine Augenklappe gebastelt hatte, die sie zum jährlichen Piratenkostüm-Wettbewerb tragen konnte.
    Piraten, das war Bobbie Faye so eingetrichtert worden wie anderen Kindern der Katechismus, hatten an der Vielzahl von sumpfigen Flussarmen, in Louisiana auch Bayous genannt, und in den Mooren im Süden des heutigen Bundesstaats gelebt, weil diese perfekt für den Transport von Diebesgut und Schmuggelware in dem schnell wachsenden Territorium geeignet gewesen waren. Die Freibeuter hatten sich aus dem gleichen Grund dorthin zurückgezogen wie die Cajuns, die Nachfahren der französischen Siedler, die im 18. Jahrhundert aus Nova Scotia in Kanada vertrieben worden waren: Sie brauchten einen Zufluchtsort. Im Sumpfland konnte jeder sein, was er wollte. Man knüpfte enge Beziehungen, und es war selbstverständlich, auf seinen Nachbarn aufzupassen, selbst wenn völlige Einigkeit darüber bestand, dass es sich bei ihm um einen ausgemachten Spinner handelte – und auch das war absolut in Ordnung.
    Die späteren Bewohner durchpflügten erfolglos die halbe Gemeinde Calcasieu, um die angeblich noch immer dort verborgenen Schätze der Piraten zu finden, ehe sie schließlich aufgaben. Nun ja, nicht ganz. Bobbie Faye konnte sich daran erinnern, als Kind einmal gehört zu haben, dass es einen Ort namens Contraband Bayou gebe, an dem ein paar Piraten Edelsteine und Gold am Ende des Flussarms versteckt hätten. Deshalb war sie mitgegangen, als Roys und Lori Anns Vater angeboten hatte, sie mit zum Fischen zu nehmen. Ihr war klar gewesen, dass sie direkt an dem berühmten Bayou vorbeikommen würden, und sie hatte fest daran geglaubt, den Schatz zu finden, wenn er sie dort hinausließe. Doch alles, was dabei herumkam, war der Kontakt mit giftigem Efeu, der ihr üble Schmerzen einbrachte, sowie der Anblick von jeder Menge Löcher, die schon andere vor ihr vergeblich gegraben hatten. So viel zum Thema Geschichte.
    Wie das Leben nun einmal so spielte, entwickelten sich die Erzählungen allmählich zu Mythen, um die herum dann Feierlichkeiten entstanden. So wie das Piraten-Festival, ein verrücktes, quirliges Fest im Mai, bei dem sich alle Einwohner zwölf Tage lang als Piraten verkleideten, um zu feiern, Musik zu hören, zu tanzen und alle möglichen witzigen Sachen zu veranstalten: Kräftemessen mit Traktoren, Rennen, Paraden, Seeräuberspiele … Jedes Jahr fand ein »offizieller« Schönheitswettbewerb statt, aber Bobbie Fayes Mom (und schon deren Mom und deren Mom zuvor) waren die inoffiziellen »Königinnen« gewesen – ein Titel, den es

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