Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
zwar mehrfach. Und das mit Vergnügen. Sie drehte an Schaltern, drückte auf Knöpfe, die schon lange kaputt waren und von denen niemand mehr wusste, wozu sie ursprünglich einmal gedient hatten.
Am liebsten hätte sie vor Wut darüber, dass ihr das ausgerechnet jetzt passierte, aufgestampft, aber sie war inzwischen wach genug, um sich vor Stacey wie eine Erwachsene zu benehmen. Denn das vermochte Bobbie Faye durchaus. Sie war achtundzwanzig, die älteste der drei Geschwister und diejenige, an die sich die anderen beiden immer wandten, wenn sie wieder irgendwas verbockt hatten. Sie konnte also auch die Erwachsene sein und Probleme lösen. Sie war sozusagen der Inbegriff einer Problemlöserin, und deswegen schlug sie mit der Faust auf die Maschine, in der Hoffnung, durch einen heftigen Stoß vielleicht wieder etwas in Ordnung bringen zu können, das gerade fürchterlich aus dem Ruder lief. Das Gerät wackelte, das Wasser spritzte noch höher, und in diesem Moment verabschiedete sich Bobbie Faye komplett von dem Anspruch, sich erwachsen zu verhalten. Sie holte aus und trat mit voller Wucht gegen die Maschine, dann quiekte sie auf und verzog vor Schmerz das Gesicht, denn steif gefrorenen Zehen bekam es in der Regel nicht besonders gut, auf derart heftige Weise mit Metall in Kontakt gebracht zu werden. Sie kniff die Augen zusammen, hüpfte auf dem anderen Bein herum und biss sich auf die Unterlippe, um zu verhindern, dass sie einen weiteren Schwall von Kraftausdrücken von sich gab. Tolle Methode, deine Gehirnzellen zu benutzen, du Genie!
Stacey sah einen Moment lang dabei zu, wie ihre Tante herumsprang, und begann dann selbst wieder mit der Begeisterung einer am Morgen nach Ostern noch voll überzuckerten Fünfjährigen durch den Trailer zu hüpfen und Wellen zu erzeugen, die alles überschwemmten, was auf ihrem Weg lag.
Und dasselbe Kind bekommt schon einen Wutanfall, wenn ich nur daran denke, dass es Zeit ist, mal zu baden.
Zwei Dinge wusste Bobbie Faye ganz genau: Erstens, ein Tag ohne irgendeine Katastrophe kam nur im Leben anderer Menschen vor. Und zweitens würde sie ihren Bruder Roy dafür umbringen, dass er nicht wie versprochen vorbeigekommen war, um die Waschmaschine zu reparieren.
Sie platschte durch die Küche zur Hintertür und öffnete sie, in der Hoffnung, das Wasser würde einfach ablaufen. Doch lediglich ein kleines Rinnsal ergoss sich nach draußen. Der Boden des Trailers hatte sich bereits gesenkt und lag schon tiefer als die Türschwelle. Ihr alter Wohnwagen verwandelte sich langsam, aber sicher in eine Schüssel.
Na wunderbar. Die Waschmaschine leckt, der Trailer dafür aber nicht.
Einen Moment lang ließ Bobbie Faye die Schultern hängen und konnte kaum dem Drang widerstehen, ihre Stirn gegen den Türrahmen zu donnern. Heute war ihr einziger freier Tag. Sie hatte die ganze Woche lang Überstunden gemacht, um sich an diesem Morgen ein bisschen erholen zu können und sich in Ruhe auf die Eröffnungsfeier des Piraten-Festivals vorzubereiten. Eigentlich war sie davon überzeugt gewesen, dass nichts das Unwetter am Eröffnungstag im letzten Jahr übertreffen könnte, denn es hatte einen Baum entwurzelt, der auf ihr erstes wirklich schönes Auto gefallen war, einen leicht verbeulten roten Nissan 300ZX. Sicher, der Gebrauchtwagen hatte schon einige Kilometer runter gehabt. Außerdem zog er deutlich nach links, aber er hatte schön geglänzt und nur zwei rostige Stellen aufgewiesen. Wäre der Baum in irgendeine beliebige andere Richtung gekippt, hätte es keinerlei Schäden gegeben. Aber so wäre es wieder nur im Leben von jemand anderem abgelaufen. Und da hatte es dann auch nicht sonderlich geholfen, dass ausgerechnet an jenem Tag das Kündigungsschreiben ihrer Autoversicherung eingetroffen war. (Kein Mensch wollte ihr glauben, nicht einmal ihre Freunde nahmen ihr ab, dass sie den Feuerwehrtruck nicht wahrgenommen hatte, der im Begriff gewesen war, mit flackernden blauen und roten Lichtern sowie heulender Sirene die Kreuzung zu überqueren. Bobbie Fayes Meinung nach trug der Feuerwehrmann, der am Steuer gesessen hatte, eindeutig die Verantwortung für alles, was daraufhin geschehen war. Obwohl sie es ziemlich unangenehm gefunden hatte, dass er, als er ihr auswich, gegen eine Straßenlaterne geprallt war, die daraufhin auf dem Dach des kleinen Lebensmittelladens an der Ecke aufschlug.) Ihre Versicherung hatte alle Schäden beglichen. Und ihr gekündigt.
Diese Mistkerle!
Und in diesem Jahr? Da
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