Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
Schönheitsoperation machen zu lassen, die sie wollte) und sehr blonde Freundin, hockte über ihm auf der Sitzbank. Sie ließ ihre Beine vor dem Gitter baumeln, damit er dahinter besser versteckt war.
»Wo ist Roy?«, wollte der kleinere der beiden Kraftprotze von Dora wissen.
»Ich hab ihn nicht mehr gesehen, seit er die Bar verlassen hat. Außerdem bin ich verheiratet. Was sollte Roy hier zu suchen haben?«
»Das Gleiche, was er immer hier sucht, seit dein Mann auf der Ölplattform arbeitet«, erklärte der Typ. Er sah sich kurz im Zimmer um und schüttelte sich demonstrativ. »Gab’s Spitze billig im Ausverkauf? Das hier ist ja ein verdammter Albtraum. Kein Wunder, dass Jimmy immer draußen auf dem Meer ist.«
Roy konnte es zwar nicht sehen, doch er wusste, dass Dora ihre mit Collagen aufgespritzten Lippen gerade zu einem Schmollmund verzog.
»Trotzdem, sehr hübscher Balkon«, meinte der größere der beiden Männer. Roy kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. In einer Bar und in betrunkenem Zustand hätte er es glatt mit einem Kerl dieser Größe aufgenommen, wenn er es wagen würde, eine Anspielung auf Doras Brüste zu machen. Selbst wenn man die Frau eines anderen Mannes vögelte, musste trotzdem ein gewisser Anstand gewahrt werden.
»Ich hab keine Ahnung, wo Roy ist«, beharrte Dora.
»Du weißt es genau«, behauptete der kleinere Muskelprotz. »Roy besitzt etwas, das wir gern hätten, und wir wissen, dass er hierhergekommen ist.«
»Ja«, stimmte der andere ihm zu. »Er kommt hier immer … äh … her. Ist es nicht so, Eddie?« Er prustete los. Er war fast doppelt so groß wie der Kleinere, doch Roy schätzte ihn als etwas jünger und simpler gestrickt ein.
Roy verlor zwar grundsätzlich jeden zweiten Freitag beim Pokern, war aber dennoch der festen Überzeugung, eine hervorragende Menschenkenntnis zu besitzen. Wer immer die beiden auch waren, es ging ihnen nicht um seine Spielschulden. Er hatte schließlich fast alles beglichen, und die drei Typen, bei denen er normalerweise in der Kreide stand, schickten solche Schläger erst, wenn man ein paar Monate im Rückstand war (und somit hatte er noch acht Tage). Und auch der Mann, der ihm das Boot abgekauft hatte, wusste mit großer Sicherheit noch nichts davon, dass Roy gar nicht der Besitzer gewesen war. Nein, diese beiden Typen mussten wegen irgendeiner anderen Sache da sein. Nicht, dass er sich nicht irgendwie hätte herausreden können. Der Herr war sein Zeuge, das hatte er schon Hunderte von Malen zuvor getan.
Roy bemerkte, wie Dora die linke Wade anspannte und scharf die Luft einsog. An ihrer schlanken Fessel vorbei konnte er sehen, dass der kleinere Muskelberg, der offensichtlich Eddie hieß, eine Waffe auf sie gerichtet hielt.
Das Holz der Sitzbank knackte, als Dora ihr Gewicht verlagerte. Staub stieg Roy in seine ohnehin schon juckende Nase, und sein Handy, das er auf volle Lautstärke gestellt hatte, damit er es auch in der Bar hören konnte, klingelte und vibrierte in seiner Hosentasche los, dudelte das Kampflied der Louisiana State University. Roys Herzschlag beschleunigte sich innerhalb von Millisekunden um gefühlte drei Milliarden Schläge pro Minute, während er fieberhaft versuchte, das Telefon auszumachen …
… wobei er den Anruf jedoch leider annahm, sodass jeder im Raum hören konnte, wie Bobbie Faye ihn anschnauzte. Zwar wurde ihre Stimme durch den Stoff seiner Jeans hindurch gedämpft, doch das genügte nicht im Entferntesten. »Roy! Du Hurensohn! Du hattest mir versprochen, die Waschmaschine zu reparieren, und ich hab dich sogar schon dafür bezahlt! Jetzt schieb deinen Arsch …« Es gelang ihm, das Telefon auszuschalten. Er saß nun wie erstarrt da, während er versuchte, sich selbst einzureden, das eben wäre gar nicht passiert und es hätte auch niemand etwas gehört.
Plötzlich erleuchtete die Deckenlampe das Schlafzimmer, der Deckel der Sitzbank wurde hochgeklappt und über Roy erschien ein Gesicht, eine fürchterliche, entstellte Grimasse, nur Zentimeter von ihm entfernt. Die Nase war offenbar schon oft gebrochen gewesen, denn sie verlief in einer Art Zickzack, und auch die rechte Gesichtshälfte schien etwas eingedrückt zu sein und wirkte, als hinge sie etwas tiefer als die linke.
»Hallo Roy. Ich kenne jemanden, der gern mit dir sprechen möchte.«
»Äh … tja … also, danke. Aber weißt du, das am Telefon war meine große Schwester, ich muss sofort zu ihr rüber und die Waschmaschine reparieren, sonst reißt
Weitere Kostenlose Bücher