Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
verstrichen. Wie zum Teufel hielten andere Leute das aus?
Sie hob den Hörer ab, um zu telefonieren, und Riles nahm ihr das Telefon weg. Das Einzige, was sie davon abhielt, ihm augenblicklich die Arme auszureißen und damit auf ihn einzuprügeln, war eine schüchterne Frauenstimme, die hinter Riles Rücken trällerte: »Bin ich jetzt gefährlich genug?«
Bobbie Faye lehnte sich ein wenig zur Seite, um an Riles vorbeispähen zu können, und erblickte die achtzigjährige Mabel Gill, die sich mit gebeugtem Rücken auf ihre Gehhilfe stützte und Riles einen Pfannenwender aus der Barbecue-Abteilung hinhielt.
»Damit könnte ich ihr eins überziehen«, erklärte sie Riles, der zum ersten Mal ein bisschen hilflos aussah.
Bobbie Faye hätte liebend gern ihren nächsten Gehaltscheck dafür geopfert, dass sein Gesichtsausdruck für immer so blieb. Für den Augenblick gab sie sich mit einer kurzfristigeren Rache zufrieden.
»Oh, aber sicher, Miss Mabel könnte mich damit bestimmt verletzen«, sagte Bobbie Faye mit einem zuckersüßen Lächeln zu Riles. »Du wirst sie wohl noch mal filzen müssen.«
»Das zahle ich dir heim«, murmelte Riles gerade laut genug, dass sie es noch hören konnte. »Arme ausstrecken, Mrs Gill«, kommandierte er, und die Frau begann, zu strahlen.
»Sei vorsichtig«, fügte Bobbie Faye noch hinzu, »sie versteckt immer Zeug in ihrem Hüfthalter.«
Riles durchbohrte sie mit einem vernichtenden Blick, und Bobbie Faye machte sich eine mentale Notiz, dass sie Miss Mabel nachher unbedingt noch zeigen musste, wo die Fliegenklatschen standen.
4
»Hat Bobbie Faye ein Verfallsdatum?«
»Das können wir nur hoffen.«
Lorelei Chapman zu Terri Smythe, Bundesministerium für Gesundheit
Am liebsten hätte sie das saublöde Telefon quer durch den ganzen Raum geschmissen und dann zugesehen, wie seine Einzelteile sich auf dem Boden verteilten, aber das hätte den klitzekleinen Nachteil mit sich gebracht, dass es dann wirklich nicht mehr funktionieren würde, und das kam nun gar nicht infrage. Sich wie ein reifer Erwachsener zu benehmen war sooo blöd . Der Tag war fast vorbei, und sie hatte noch immer keine Antworten bekommen. Es war Freitag. Alle machten sich jetzt fürs Wochenende auf den Weg nach Hause, und niemand blieb mehr übrig, den sie mit ihren Fragen schikanieren konnte.
Bobbie Faye lehnte sich gerade so weit zurück, dass sie aus dem Lagerraum einen Blick in den Verkaufsraum werfen konnte, wo Riles stand, eingekreist von mehr als zwanzig alten Damen und ihren Gehhilfen. Miss Mabel hatte offenbar einige Freundinnen dazugeholt. Nun kesselten sie Riles gemeinsam ein, damit er sie alle abtastete. Ha .
»Ich kann Trevor nicht in meiner Kristallkugel sehen«, sagte Ce Ce und holte Bobbie Faye in die Gegenwart zurück, »weil er kein Dämon oder Zombie ist.«
Bobbie Faye blickte ihre Chefin fragend an. »Das ist wieder so eine Sache, die gleichzeitig gut und schlecht ist, nicht? Moment mal. Sollte ich fragen, warum du Dämonen in deiner Kristallkugel siehst?«
»Vielleicht lieber nicht, Schätzchen. Glücklicherweise habe ich erst drei von ihnen aufgespürt, seitdem ich damit angefangen habe.« Ce Ce sammelte die Tränke, die sie durchstöbert hatte, wieder ein. Sie war mit Bobbie Faye zusammen im Lagerraum, während Riles draußen die Kunden terrorisierte.
»Oh ja, aber sie hat auch sieben Zombies gefunden«, schaltete sich Monique ein, die sich an Ce Ce geheftet hatte und all die Fläschchen auffing, die Ce Ce auf ihrem Weg durch den Lagerraum fallen ließ. Monique war Ce Ces beste Freundin, etwas pummelig, rothaarig, voller Sommersprossen und vierfache Mutter, hatte eher laxe Moralvorstellungen und war der festen Überzeugung, dass Sekt mit Orangensaft nicht nur zum Frühstück die einzig richtige Wahl war.
Bobbie Faye sah zuerst Monique an, die immer so ernsthaft und gesetzt zu sein schien, selbst dann, wenn sie Ce Ce davon zu überzeugen versuchte, dass sie noch einen Stripclub in ihren Laden integrieren sollte, und dann Ce Ce, die gerade bedächtig die kleinen Flaschen zurück in ihre unbeschrifteten Verpackungen sortierte. Nur Ce Ce allein wusste, welcher Zaubertrank in welcher Packung steckte – eine Art Diebstahlsicherung, denn die Leute hatten viel zu viel Angst davor, es durch Experimente am eigenen Leib herauszufinden.
»Sieben Zombies? Tatsächlich?«
»Nur sechs.« Ce Ce kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, wobei ihr ihre schwarzen Zöpfe um den Kopf
Weitere Kostenlose Bücher