Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
hinaufgefahren und hatte den Motor laufen lassen. Auf der kurzen Heimfahrt hatte er einige Anrufe tätigen müssen. In seinem Handschuhfach hatte bereits das Ersatztelefon bereitgelegen, und er war wieder ganz zum undurchsichtigen Bundesagenten mutiert.
Während Trevor draußen neben dem Auto noch telefonierte – ein vertrauliches Gespräch – , überprüfte Riles das Haus. Cam hatte seinen Wagen an der Straße geparkt und ging nun das Grundstück ab. Sie suchten nach Fallen, nach Anzeichen dafür, ob jemand in der kurzen Zeitspanne hier gewesen war, die sie benötigt hatte, um ein Schiff zu versenken.
»Alles klar«, erklang Trevors Stimme am Seitenfenster. Bobbie Faye fuhr vor Schreck zusammen und stieß sich den Kopf an der Kopfstütze.
»Himmel, warn mich das nächste Mal vor«, knurrte sie und stieg aus dem Auto.
Er witzelte nicht über ihren erschreckten Hopser, lachte nicht und nutzte auch nicht wie sonst den Augenblick, um sie spielerisch in die Arme zu nehmen und zu necken. Eigentlich war er völlig undurchschaubar geworden, seitdem er von dem Kuss erfahren hatte. Er hatte sie kein einziges Mal liebevoll und leidenschaftlich angeschaut, obwohl sie ihm das wohl nicht verübeln konnte. Sie stank irgendwie schweflig nach Seewasser, und ihr Haar war inzwischen getrocknet und hatte sich so zusammengekringelt, das sie Ähnlichkeit mit einem ersoffenen Pudel hatte. Sie wünschte, er würde sie überhaupt einmal ansehen, aber dann schweifte ihr Hirn zu der Überlegung ab, wie übel so ein ersoffener Pudel wirklich aussah – und solche Gedanken waren jetzt wirklich gar nicht gut.
Trevor zog sie hinter sich her zum Haus und gab dabei keinen einzigen klugscheißerischen Kommentar ab, sondern hielt einfach nur ihre Hand fest gepackt.
Im Wohnzimmer blieb er abrupt stehen. Die blaue Wandfarbe hob sich scharf von den weißen Leisten ab. Er drehte sich mit undefinierbarer Miene nach ihr um.
Oh Gott, er hasste Blau. Wäre sie doch nur bei Buttercreme geblieben.
»Ich habe mit Rot angefangen und dann mit Grün weitergemacht, aber Riles meinte, du könntest Grün nicht ausstehen, weil es eine Tarnfarbe wäre, und dann … «
»Blau ist gut«, sagte er und zerrte sie weiter.
Sie kamen ins Schlafzimmer, und bevor Bobbie Faye begriff, was los war, hatte er schon die Tür abgeschlossen. Er griff sich über den Kopf, zog sich sein einst makelloses, doch jetzt mit Blut bespritztes Hemd aus, ohne sich mit den Knöpfen aufzuhalten und warf es zur Seite. Bobbie Faye bewunderte seine Muskeln und seine anmutigen Bewegungen. Er kam auf sie zu. Das leise Summen, das ihren Körper immer erfasste, wenn er ihr nah war, legte noch einen Zahn zu, verwandelte sich in melodisches Begehren, und doch kam sie nicht darüber hinweg, wie sehr er sich verändert hatte. Sein viel zu kurzes Haar. Sein Bärtchen. Seine teuren Anzughosen.
»Du hast abgenommen«, stellte sie fest, während Trevor sie in einer fließenden Bewegung von dem brackig riechenden Shirt und ihrem BH befreite.
Seine Hand wanderte ihre Taille entlang, und er berührte die Narben dort sanft mit den Fingern, als spielte er auf einem Instrument eine Melodie.
»Du hast auch abgenommen«, sagte er rau, und bei diesem Klang riss Bobbie Faye sich vom Anblick seiner Hände los und sah ihm in die Augen. Einen Moment lang standen sie sich einfach nur gegenüber und spürten einander. Sein Blick blieb an ihren Lippen hängen, fast als suchte er dort nach einer Spur von Cams Kuss. In seinem Inneren kochte der Zorn wieder hoch, er kämpfte dagegen an, versuchte mit aller Macht, nicht wütend auf sie zu sein. Er brauchte … etwas …
Bobbie Faye legte die Hände an seine Wangen und küsste ihn zart auf den Mundwinkel, auf die Wange und stellte sich dann auf die Zehenspitzen, um auch die Narbe unter seinem Auge zu erreichen. Er schlang die Arme um sie und atmete zitternd aus.
»Danke«, murmelte er, und seine Stimme vibrierte in Bobbie Fayes Adern, »dass du für mich gestrichen hast.«
Er schmeckte sie. Sie legte die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn, so eng es ging, Haut an Haut, Wärme, Hitze, fest an weich, genoss das Gefühl. Er ließ sich Zeit, erkundete ihren Mund, ihren Nacken, ihre Wangen und küsste die Tränen fort, von denen Bobbie Faye nicht gewusst hatte, dass sie geflossen waren.
Plötzlich schepperte etwas in der Küche, und beide erstarrten.
»Riles?«, rief Trevor.
Keine Antwort.
»Schnell, zieh dich an. Bin gleich zurück.«
Er eilte aus dem
Weitere Kostenlose Bücher