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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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jemanden von der DEA sprechen könne. Sagt, sein
Name sei Robert Zacharias. Innerhalb der nächsten Viertelstunde saß ich im
Flugzeug.«
    »Und dann stirbt er unter der Dusche«, sagt Tim.
    »Ja, nicht?«, antwortet Gruzsa. Als wollte er sagen: Ist doch ganz
schön ätzend, das Leben, oder?
    Der Doktor ist endlich fertig und sagt zu Tim, er solle nicht dran
herumpopeln. Hält einen Spiegel hoch und zeigt Tim die kleine Wunde auf der
linken Stirnhälfte. Sieht aus wie ein kleines Z.
    Na klar doch. Na verdammt klar doch, denkt Tim.
    »Was soll ich denn nun machen«, fragt Tim, »wenn Huertero mich über
die Grenze mitnimmt, weil er denkt, ich bin sein Partner Z?«
    Gruzsa sieht genervt aus.
    »Was geht mich das an?«,
fragt er.
    Tim bleibt hartnäckig. »Und was mache ich, wenn er rauskriegt, dass
ich es nicht bin?«
    »Das ist dein Problem«, sagt Gruzsa.
    Da haben wir den Salat, denkt Tim. Entweder ich gehe zurück in den
Knast und werde todsicher umgelegt, oder ich übernehme die Rolle des großartigen
Bobby Z und werde höchstwahrscheinlich auch umgelegt.
    Ich nehme Tür zwei, beschließt Tim.
     
    Aber
zuerst ein bisschen Training.
    »Was für ein Training?«, fragt Tim. Niemand hat ihm etwas von
irgendeinem scheiß Training gesagt. Das Tolle am Knast ist nämlich, dass du
eigentlich nicht sonderlich viel zu tun hast. Wenn man die Herstellung von
Nummernschildern nicht mitzählt.
    »Du musst ein paar Sachen über Bobby Z lernen«, sagt Escobar. »Und ein
bisschen Grundwortschatz.«
    So wird Escobar für die nächsten zwei Wochen Tims Babysitter und
Trainer, um ihm möglichst viel über Bobby Z einzutrichtern. Sie bringen ihn in
irgendeinem Camp in der Nähe von Sandemente unter, damit die Wunde verheilen
kann und eine schöne Narbe bildet, und Escobar - na ja, Tim hat den Eindruck,
dass Escobar in den verstorbenen Bobby Z regelrecht verknallt ist, weil er
einfach nicht aufhören kann, über ihn zu quatschen.
    Er erzählt Tim alles, was die DEA jemals über Z erfahren hat. Was er
gerne isst, was für Klamotten er anzieht. Alte Freunde, alte Stammkneipen, alte
Freundinnen.
    Er löchert Tim so lange, bis der das Gefühl hat, er ist wieder auf
der Highschool und setzt eine Prüfung in den Sand. Escobar ist wie dieser
nervige Jiminy Cricket bei Pinocchio: Ständig triezt er Tim mit seinen Fragen,
und dabei interessiert sich Tim viel mehr für die Tussi auf MTV.
    »Biersorte?«, fragt Escobar.
    »Budweiser.«
    »Corona«, stöhnt Escobar und ist ziemlich
sauer.
    Einmal steht Tim unter der Dusche, und Escobar schiebt die Tür
beiseite und fragt: »Footballteam?«
    »Keins«, antwortet Tim. »Er hasst Football.«
    »Was für ein Sport dann?«, fragt Escobar.
    »Surfen«, sagt Tim. Geschenkt. »Und Beachvolleyball.«
    Oder Tim macht ein Nickerchen, streckt sich auf der Couch aus, aalt
sich in der Nachmittagssonne, und da kommt Escobar, packt ihn am T-Shirt, zerrt
ihn von der Couch und ruft: »Schulfarben?«
    »Blau und Gold«, brummt Tim.
    Escobar brüllt: »Braun und Weiß!« und tritt Tim in den Bauch - fest.
Mit einem von diesen spitzen Bohnenfresserstiefeln. Tim liegt zusammengekrümmt
wie ein Embryo auf dem Teppich, und Escobar hockt sich neben ihn und sagt: »Du
reißt dich besser ein bisschen zusammen, pendejo. Was
glaubst du wohl, was Don Huertero mit dir macht, wenn er rauskriegt, dass du
nicht echt bist? Dich in den Bauch treten, hä? Vielleicht kettet er dich an
eine Wand und behandelt dich ein bisschen mit dem Lötkolben. Vielleicht fängt
er auch damit an, dir die Finger einzeln abzusäbeln. Oder noch was Schlimmeres
als die Finger. Don Huertero ist ein ziemliches Schwein, ese.«
    Also reißt sich Tim zusammen, fängt an, diesen Scheiß wirklich
auswendig zu lernen. Lernt all den Mist, den Don Huertero vielleicht oder
vielleicht auch nicht über Bobby Z weiß. Er sieht auch immer mehr wie Bobby Z
aus. Die Narbe wird immer blasser, und Tim lässt sich die Haare wachsen. Sie
wollen allerdings nicht, dass er raus an die Sonne geht. Er soll bleich
aussehen, wie einer, der gerade aus dem Knast kommt. Also sieht Tim eine Menge
fern und macht seine Hausaufgaben.
    Bobby-Z-Hausaufgaben. Was für Klamotten, was für Filme, was für
Bücher? Im Highschool-Jahrbuch gibt es ein kleines Foto von Bobby Z, mit diesem
typischen Grinsen im Gesicht, das heißen soll, ich weiß schon, dass das hier
alles Scheiße ist, mir macht keiner was vor. Highschool-Freunde, Surferfreunde,
Freundinnen. Jede Menge Freundinnen, findet Tim

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