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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Typ flippt aus, er stößt
Moreno zu Boden und wirft sich direkt hinter ihm in den Sand, als wäre er in
einem Western und Moreno sein toter Gaul, und fängt an zu schießen. Auf Tim.
    Jetzt kommt Tims Grundausbildung zum Tragen, und er sucht kriechend
Deckung, schafft es bis zu einem Mesquitstrauch. Einen Augenblick lang überlegt
er, ob er zurückrobben soll, um Escobar zu helfen, aber er sieht, dass auf
Escobars Körper kein Kopf mehr sitzt, also braucht Escobar auch Tims Hilfe
nicht mehr. Außerdem sieht Tim in diesem Moment sowieso, wie Gruzsa in seinem
Jeep den Abhang hinunterbrettert, mit einer Hand am Lenkrad und mit der anderen
Hand ballert wie Mel Gibson oder so. Und Tim findet, es ist höchste Zeit,
abzuhauen.
    Er rollt sich rückwärts aus dem Mesquitstrauch heraus und zu einer
schmalen barranca, die parallel zur Grenze verläuft.
Allem Anschein nach eine Art illegaler Highway, weil sie voller
Turnschuhabdrücke ist. Und genau das hat Tim auch vor - auf ganz, ganz leisen
Sohlen zu verschwinden, denn er weiß genau, wenn es bei dieser Scheiße hier ans
Aufräumen geht, wird Gruzsa nach einem Sündenbock suchen, und dieser
Sündenbock wird Tim Kearney heißen.
    Also legt Tim erst einmal einen Zahn zu.
    Nur einen Augenblick später ist an der Grenze die Hölle los. Plötzlich
rennen alle möglichen Leute im Mondlicht herum, Grenzgänger tauchen aus dem
Nichts auf und nutzen das Chaos, um unbeobachtet über die Grenze zu kommen, die
DEA und Huerteros Desperados liefern sich ein kleines Gefecht mit
Handfeuerwaffen, und Tim erschreckt sogar einen Kojoten zu Tode, der nicht
weiß, in welche Richtung er laufen soll, weil der Lärm von allen Seiten kommt.
    Tim steckt inmitten eines ganzen Pulks von illegalen Grenzgängern -
Männern, Frauen, Kindern -, wogegen er gar nichts einzuwenden hat, aber dann
brettern die INS-Broncos direkt auf sie zu, Agenten springen raus und versuchen,
sie auf ein paar Pick-ups hinaufzuscheuchen.
    Tim denkt, das kann's wohl nicht gewesen sein, und taucht in einen
Perückenbusch, um abzuwarten, bis alles vorbei ist.
    Sobald die INS fertig ist, denkt Tim, kann ich hier einfach wieder
rausstapfen, mich in Richtung Osten auf die Socken machen, und sayonara. Schließlich
wollten die bloß von mir, dass ich für ein paar Minuten Bobby Z bin, und das
war ich auch, und was da jetzt alles in die Hose gegangen ist, ist ihr Problem
und nicht meins.
    Ich bin weg.
    Dann hört er hinter seinem Ohr einen Abzug klicken, und eine
mexikanische Stimme fragt: »Mr. Z?« Na klar doch. Na verdammt klar doch. »Das
bin ich«, seufzt Tim.
     
    Als Tim aufwacht, liegt er in einem Gästezimmer, das größer ist als
das Haus, in dem er aufgewachsen ist, in einem Bett mit gestärkten purpurroten
Leintüchern. Er zieht die dicken, weißen Vorhänge zurück - der ganze Raum ist
weiß wie Gebein - und sieht aus dem Fenster hinaus auf die fahle morgendliche
Wüste, während die gerade aufgehende Sonne die umliegenden Berge in
lavendelblaues Licht taucht.
    Die Festung - nichts anderes kann es sein, beschließt Tim jetzt, da er
es zum erstenmal bei Tageslicht sieht - ist von einer knapp drei Meter hohen
Mauer aus Adobeziegeln umgeben, mit Wachtürmen an den Ecken und einer umlaufenden
Brüstung. Das erinnert ihn an einen Film, den er einmal an einem Samstagnachmittag
gesehen hat, über drei Brüder, die abhauen und zur Fremdenlegion gehen. An den
Titel kann er sich nicht mehr erinnern.
    Aber er erinnert sich daran, wie er hierhergekommen ist.
    Der Mexikaner, der die Waffe auf ihn gerichtet hatte, steckte sie wieder
ein, als Tim bestätigte, Bobby Z zu sein, geleitete Tim mit größtem Respekt zu
einem dieser Humvee-Geländewagen und kutschierte ihn eine Weile über irgendwelche
halsbrecherischen Gebirgstrampelpfade, bis sie einen Ort erreichten, der Tim
wie eine Oase inmitten der Wüste vorkam. Sie fuhren durch ein elektrisch und
mit Stacheldraht gesichertes Tor, an ein paar bewaffneten Wächtern vorbei und
dann eine Straße hinunter in die Festung. Der Mann zeigte Tim sein Zimmer und
sagte, Brian, wer auch immer das sein sollte, werde Tim am nächsten Morgen aufsuchen.
    Tim, der zum erstenmal in seinem beschissenen Leben so etwas wie Luxus
erlebte, ließ sich erst mal etwa eine Stunde lang in der kreisrunden Badewanne
einweichen und trocknete sich anschließend mit einem Handtuch von der Größe
einer Fahne ab. Dann hüpfte er ins Bett und zappte eine Weile durch die
Programme, bis er einschlief. Morgen war auch noch

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