Bobby Z

und er hat den Ausweg, und er
sollte zur Abwechslung einmal die Gelegenheit beim Schopf packen. Das ist es,
was er tun sollte.
    Aber selbst während er noch sein Sweatshirt in seinen Matchsack
stopft, weiß dieser völlig bescheuerte Tim Kearney, dass er genau das, was er
tun sollte, nicht tun wird.
    Öfter mal was Neues, ja? Gerade so, als wäre es das erste Mal, lässt
Tim Kearney genau das, was klug wäre, bleiben. Aber so und nicht anders wird
man eben zur Superniete, oder? Indem man weiß, was klug wäre, und genau das Gegenteil
tut.
    Dabei ist es noch nicht einmal wegen der Frau. Er weiß, dass genau das
alle denken werden. Dass jeder Knacki auf der Welt seinen Schwanz in die
Wäschemangel stecken würde wegen irgendeiner Tussi. Besonders wegen dieser Tussi.
Aber das ist es nicht. Obwohl er sie mit hundertprozentiger Sicherheit liebt,
könnte er jetzt doch trotzdem abhauen.
    Es ist wegen dem Kind.
    Himmel, Arsch, und dabei ist es noch nicht mal sein Kind.
    Drei Millionen Dollar und ein Leben in Freiheit. Und er wird sich
höchstwahrscheinlich umlegen lassen wegen dieses verdammten Kindes.
    Weil mich Huertero wahrscheinlich sowieso umbringt, denkt Tim, sobald
er das Geld in Händen hat.
    Das einzige, was ich also tun könnte, wäre, die Flatter machen.
    Tim packt zu Ende, schiebt sich die Pistole hinter den Gürtel und
steigt ins Auto.
    Sagt auf Wiedersehen zu dem Wohnmobil und dem Strand, an dem er den
Rest seines Lebens hätte glücklich sein können.
    Hat einfach nicht sein sollen, denkt er.
     
    Der Portier will One Way nicht reinlassen und droht damit, die Bullen
zu holen. »Die kennen mich«, sagt One Way.
    Der Portier droht, ihm die Scheiße aus dem Leib zu prügeln, aber One
Way sagt zu ihm, er solle nur in Gruzsas Zimmer anrufen. Andernfalls werde er
vors Hotel gehen und mitten auf dem Parkplatz einen Haufen machen.
    »Aber wenn Sie dieses Zimmer anrufen«, sagt One Way, »wühle ich nie
wieder in eurem Abfall.«
    Das ist ein großes Opfer für ihn, weil die Mülltonnen des Ritz-Carlton
die besten an der ganzen Südküste sind. One Way hat nämlich die Erfahrung
gemacht, dass reiche Leute dazu neigen, besonders viel von ihrem Essen
zurückgehen zu lassen. Einfach, um zu zeigen, dass sie es sich leisten können.
Weswegen die Mülltonnen des Ritz-Carlton für einen Gourmand der Recycling-Haut-Cuisine
ein wahres Mekka sind.
    Der Portier sagt zu One Way, er soll in Deckung gehen und sein Maul
halten. Es dauert höchstens zehn Minuten, dann kommt Gruzsa herausgeschnauft
und hat ihn auch gleich entdeckt. Gruzsa zerrt ihn zum Parkplatz und drückt ihn
brutal gegen einen Mercedes 510 SL.
    »Also, was ist?«, fragt Gruzsa.
    »Es ist wegen Bobby Z«, sagt One Way.
    »Du hast ihn gesehen?«
    »Wie er leibt und lebt.«
    »Und wo, zum Henker?«
    »In Laguna Beach, zum Henker«, lügt One Way. »Und er geht...«
    Gruzsa schlägt ihn voll ins Gesicht. »Er ist immer noch da?«
    »Wie soll ich wissen, ob er noch da ist?«, antwortet One Way. »Ich bin hier.«
    Gruzsa denkt darüber eine Sekunde nach, dann fragt er: »Was wird er
tun?«
    »Ich habe gehört, wie er am Telefon gesagt hat, er würde sich morgen
früh selber an Don Huertero ausliefern.«
    Gruzsa schaut sich auf dem Parkplatz um, sieht aber niemanden. Dann
zieht er seine Automatik und hält die Mündung unter One Ways Kinn.
    »Willst du mich verarschen, du Vollidiot?«, fragt er. »Ist das ein
Trick oder was?«
    »Es ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.«
    »Warum zum Teufel sollte er das tun?«
    »Sie haben seinen Sohn.«
    »Seinen Sohn?«, fragt Gruzsa. »Ich hab gar nicht gewusst, dass der
Arsch einen Sohn hat.«
    »Don Huertero wird Sie anrufen, wenn der Deal über die Bühne gegangen
ist«, sagt One Way. »Sie lassen Moreno an der Grenze laufen.«
    »Ohne Tricks?«
    »Hundert Pro ohne Tricks.«
    Gruzsa steckt seine Waffe weg. »Wenn du irgend jemandem etwas davon
sagst, werde ich dich finden und dein Gehirn erst richtig durchquirlen.
Verstanden?«
    »Aye Aye, Sir.«
    Gruzsa murmelt noch etwas von einem total
durchgeknallten Idioten und schiebt ihn beiseite. Er sieht
One Way nach, als er sich aus dem Staub macht.
    Ein paar Minuten später geht Gruzsa in seine Suite zurück und sagt zu
dem Typen, der auf dem Bett liegt und fernsieht: »Gratuliere, du bist ein toter
Mann.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Gleich morgen früh.«
    Gruzsa schenkt sich einen Schwenker voll Single Malt Scotch vom
Tablett ein und sagt: »Hast du gewusst, dass du ein Kind