Bobby Z
an.
Er riecht den Ziegenbock, bevor er ihn sieht, riecht einfach diesen
stinkigen, alten Bock, und dann öffnet er die Augen, und da ist er, der Bock,
und starrt auf ihn herunter. Tim fragt sich gerade, was eigentlich ein
Ziegenbock ganz allein in Laguna Beach treibt, als der Ziegenbock anfängt zu
reden.
»Bobby?«, fragt der Bock. »Bobby Z?«
Tim sieht, dass es in Wirklichkeit kein Bock ist, sondern ein Mensch,
der so aussieht und riecht wie ein Ziegenbock.
»Zum Teufel noch mal, ich bin nicht euer Scheiß-Bobby-Z«, sagt Tim.
»Klar bist du das.“
»Nein.“
»Doch.“
»Eben nicht.“
»Eben doch.«
»Lass mich in Frieden, du Arsch.«
Aber der Typ macht Anstalten, ihn hochzuziehen, er legt ihm die Arme
unter die Achseln und sagt: »Wir müssen hier weg.«
»Mein Kind und meine Frau sind fort«, sagt Tim. »Ich werde hier
sterben.«
»Richtig, du bist in Gefahr«, sagt der Typ, und jetzt kriegt er Tim
tatsächlich halbwegs in die Vertikale, fängt an, ihn den Strand
entlangzuzerren. Er schleift Tim bis in den Schatten der Klippe, wo niemand
sie mehr sehen kann, und lässt ihn fallen.
»Du hast zugenommen, Bobby«, beschwert er sich.
»Wer bist du?«, fragt Tim.
»Ich weiß nicht so genau«, sagt One Way. »Aber die Leute nennen mich
One Way.«
»Du bist die Acid-Leiche«, sagt Tim.
»Das sagen sie, ja«, gibt One Way zu. »Sie glauben, ich bin verrückt.«
»Immerhin siehst du wie ein Verrückter aus.«
»Ich bin auch ein Verrückter«, sagt One Way. Er macht eine perfekt
getimte Pause. »Aber ich weiß viele Dinge.«
»Was weißt du denn zum Beispiel?«
One Ways Augen wandern blitzschnell über den Strand. Seine Augäpfel
glitzern im Mondlicht, und er grinst verschwörerisch.
»Ich weiß zum Beispiel«, sagt er, »wo dein ungetreuer Priester deinen
Schatz versteckt hat.«
Auf einem Boot, sagt One Way zu ihm. »Einem Boot?«, fragt Tim. Gibt ja
bloß etwa zwölftausend hier in der Gegend. One Way blinzelt ein paarmal. »Auf dem Boot«,
sagt er geheimnisvoll. »Und das Boot heißt...«
»Nowhere«, flüstert One Way. »Eine
vollgetakelte Schaluppe, die im Hafen von Dana Point vor Anker liegt. Ich habe
ihn dabei beobachtet, wie er das Geld hingebracht hat.«
»Er ist tot«, sagt Tim.
»Ich weiß«, antwortet One Way. »Ich habe alles gehört. Na ja, fast
alles. Den Rest hat mir der Mond erzählt.«
»Klar hat er das«, sagt Tim. »Ist das das Geld, das der Mönch Don
Huertero weggeschnappt hat?«
»Wenn du das sagst.«
»Mensch, mein Kind ist weg«, heult Tim. »Mein Kind und meine Frau.«
»Wir holen sie zurück«, sagt One Way tröstend. »Wie?«
»Ich weiß nicht.“
»Na toll!«
»Aber wir werden es tun!«
»Woher weißt du das?«
»Weil du Bobby Z bist«, sagt One Way.
One Way nimmt die Decke von seinen Schultern und wickelt Tim darin
ein. Er hebt Tims Kopf hoch, legt ihn in seinen Schoß, und während er ihn hin-
und herwiegt, sagt er: »Weil du Bobby Z bist und das Kind dein Sohn. Oder deine
Tochter. Was auch immer. Du hast eine Frau und ein Kind, und das ist der
heilige Rhythmus des Lebens. Endlos, immer wieder, wie das Wogen des Ozeans,
der so ist wie du, Z. Das Wogen des Ozeans können sie nicht aufhalten. Die Brandung
wird sich heben und brechen, und Leben wird aus dem Wasser entstehen. Du
gleitest auf dem Ozean dahin, Mann.
Aus ihm bist du entsprungen, und aus ihm wirst du zurückkehren.«
Er streicht Tim über den Kopf. »Und in ihn wirst du zurückkehren. Mit
deiner Frau. Mit deinem Sohn. Oder deiner Tochter. Wie auch immer.«
Dann klingelt das Telefon.
Tim nimmt das Handy und lauscht einfach nur, betet insgeheim, dass
sie es ist. Er will nur eins wissen, nämlich, wo sein Kind ist und ob es ihm
gut geht. Er glaubt, sie atmen zu hören, und er weiß, dass sie sich auch fragt,
wer da wohl am anderen Ende der Leitung ist. Sie hält es als Erste nicht mehr
aus. »Hallo?«
»Geht es Kit gut?“
»Ja.«
»Geht es dir gut?“
»Ja.«
Aber es klingt irgendwie verhalten. Er hört aus ihrer Stimme etwas
heraus, das heißen könnte: Jetzt geht es mir gut, aber
vielleicht sitzt Gruzsa hinter ihr, mit seinem dreckigen Grinsen auf dem
Gesicht... Also wartet Tim, bis sie weiterredet.
»Sie haben uns«, sagt sie.
»Wer?«
»Don Huertero.«
»Wie geht's dem Jungen?«, wiederholt er. Weil er zu wissen glaubt,
was jetzt kommt.
»Er hat Angst, aber sonst geht's ihm gut«, sagt sie. »Er ist hart im
Nehmen, weißt du.«
»Ja, ich weiß.« Verdammt zäher kleiner
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