Bodensee - Piraten auf der Spur
irgendwen...“
„Aber über wen?“ fragte Poppi.
Ein schriller Pfiff riß die Mädchen aus ihren Überlegungen. Wie ein Ziegenbock hüpfte Orlof aufgeregt über die Wiese. Immer wieder versuchte er, die Schnauze in ein Erdloch zu stecken.
Plötzlich ertönte aus der anderen Richtung ein Pfiff. Der Hund spitzte die Ohren und stürmte los. Poppi und Lieselotte erkannten ein aufgerichtetes Murmeltier, das auf einem kleinen Hügel stand und Orlof seelenruhig kommen ließ. Als er noch ungefähr 10 Meter entfernt war, verschwand das Murmeltier blitzschnell in seiner Höhle.
Gleich darauf kam der nächste Pfiff. Diesmal vom Hang.
„Die Murmeltiere necken Orlof immer sehr gerne. Das hat mir Tante Erika oft erzählt“, lachte Poppi. Dann kehrten sie aber wieder zu Lilos Kombinationen zurück.
„Das ist jetzt alles nur ein Verdacht“, schickte Lieselotte voraus, „aber es wäre doch möglich, daß diese Dotty einen Fahrgast gesehen hat, der gerade am Abteil vorbeigegangen ist. Sie hat nicht mit ihm gerechnet und ist erschrocken. Auch er hat sie erkannt. Aus irgendeinem Grund will er sie beseitigen. Deshalb wartet er, bis der Zug in den Tunnel einfährt...“
„Und rein zufällig brennt in dieser Sekunde die Sicherung durch“, warf Poppi etwas spöttisch ein. Diesmal war sie überzeugt, daß Lilo – das Superhirn – sich irrte.
Ihre Knickerbocker-Freundin schüttelte den Kopf. „Nein, die Sicherung ist nicht durchgebrannt, sondern zum Beispiel herausgedreht worden. Von dem großen Unbekannten.“
„Und weiter?“ Poppi schien das Ganze noch immer sehr unklar zu sein.
„Dann hat sie der Kerl aus dem Abteil geholt und vermutlich auf die Toilette verschleppt. Vielleicht hat er sie mit einer Pistole gezwungen, seinen Anweisungen zu folgen. Bei der nächsten Station ist er mit ihr ausgestiegen. Was hältst du davon?“
Poppi ließ sich lange Zeit mit ihrer Antwort. Ihre Meinung konnte sie dann aber mit einem Wort ausdrücken: „Nichts! Ich halte davon absolut nichts! Du liest zu viele Krimis!“ sagte sie.
Lilo verzog ein wenig enttäuscht den Mund. So schnell ließ sie sich von ihrem Verdacht aber trotzdem nicht abbringen.
Bodensee-Piraten kennen keine Gnade
Rund um den Yachthafen befanden sich mehrere Bootshütten. Deshalb dauerte es eine Weile, bis Axel und Dominik den grün gestrichenen Holzbau entdeckt hatten. Das Haus diente vor allem als Winterquartier und Reparaturwerkstätte für Boote und war direkt ins Wasser gebaut. Man erreichte es über einen schmalen Holzsteg.
„So ein madiger Mist“, schimpfte Axel, als sie endlich vor der hölzernen Hüttentür standen. Der Grund für seinen Ärger war ein großes Vorhängeschloß, das am Metallriegel baumelte.
Dominik nahm es in die Hand und werkelte an dem Bügel. „Reg dich ab“, beruhigte er Axel, „es ist ja gar nicht abgesperrt.“ Mit einem Handgriff hatte er das Schloß entfernt. Knarrend und quietschend schwang die Tür auf.
Der Holzsteg führte auch im Inneren des Bootshauses weiter. Links und rechts von ihm war Wasser.
Zögernd und mit vorsichtigen Schritten traten Axel und Dominik in die düstere Hütte, die keine Fenster hatte. Das Licht konnte nur durch die Ritzen zwischen den Brettern einfallen.
Der ungefähr fünf Meter lange Steg endete an der gegenüberliegenden Wand. Schiff war hier zur Zeit keines vertäut. Mit einem Blick erkannten die Jungen, daß die Hütte absolut leer war.
„Da!“ Dominik deutete auf eine Flasche, die auf der Wasseroberfläche schaukelte. In ihr glitzerte und blinkte etwas. Die beiden Jungen knieten sich auf den Steg, um sie herauszufischen.
Axel hielt sich mit einer Hand am Bretterrand fest und versuchte mit der anderen, die Flasche zu erwischen. Sie war aber zu weit entfernt.
Deshalb legten sich die beiden Jungen auf den Bauch und rutschten Stück für Stück weiter vor. Trotzdem konnten sie die Flasche noch immer nicht erreichen.
Sie beugten sich nun möglichst tief zum Wasser hinunter, um wenigstens erkennen zu können, was in ihr steckte.
„Ahhhhhh!“ schrie Dominik plötzlich auf. Wie von einer Zange, war er von hinten am Genick gepackt worden. Er wollte den Kopf drehen, doch die Hand ließ keine Bewegung zu. Aus den Augenwinkeln erkannte er, daß es Axel nicht besser ging. Auch ihn hatte der Angreifer in seiner Gewalt. Den Jungen blieb nichts anderes übrig, als nach unten in das Wasser zu starren.
Auf der spiegelnden Oberfläche erkannten sie das Gesicht eines Mannes. Durch die
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