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Böse Sterne

Titel: Böse Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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Sie doch nur, weil Ihr gegenwärtiges Lieblingswesen gerade Zeuge ist. In
     Wahrheit verkörpern Sie das, was in der Geschichte der Menschheit in fünfundneunzig Prozent aller Gesellschaften und Zivilisationen
     üblich war oder ist: Polygamie. Das braucht Ihnen nicht peinlich zu sein. Historisch, genetisch, kulturgeschichtlich liegen
     Sie absolut im Trend.
    Es kann sein, dass Ihnen im Laufe Ihres Lebens ein Therapeut einreden will, Sie müssten wenigstens einmal mit einer einzigen
     Person und in einer einzigen Beziehung total in die Tiefe gehen. Aber das ist Unsinn. In der Tiefe ist auch nichts anderes
     zu finden als an der Oberfläche. Und der Eindruck, dass Sie nicht tiefsinnig seien, entsteht ja nur, weil Sie alles so lässig
     und lustig erscheinen lassen. Selbst das Tiefste.
    Na, ist das nett gesagt? Okay, dann können wir zur Sache kommen. Sie sind nicht ehrlich. Nein, leider, sind Sie nicht. Sie
     nehmen es sich immer wieder vor, ganz fest. Und |37| dann klappt es wieder nicht. Weil das, was Sie gestern gesagt haben, heute schon nicht mehr stimmt. Gestern fühlte sich alles
     anders an. Da waren Sie verliebt bis in alle Ewigkeit. Heute ist die Ewigkeit schon wieder vorbei.
    Sie denken: Diese komplizierte Sache habe ich nun endgültig hinter mir. Gott sei Dank. Ich bin frei für Neues. Da klingelt
     Ihr Handy, und die Nummer, die angezeigt wird, lässt Ihren Puls jagen. Die alte Nummer. Diejenige, welche! Wahrhaftig, da
     ist noch Feuer drin! Also, worauf können Sie sich verlassen? Eigentlich auf nichts. Nicht in Liebesdingen. Und niemand soll
     sich da auf Sie verlassen.
    Nur dass Sie immer mal wieder anrufen und smsen, das ist sicher. Denn das sind die wesentlichen Formen, in denen Sie Ihre
     Affären am Leben halten. Jeden gelegentlich anfunken und die Sache am Köcheln halten. Das reicht schon. Sie sind nicht der
     Typ, der Nähe anstrebt oder aushält. Mit ein bisschen Abstand liebt es sich leichter. Ewig im Flirtstadium bleiben: das ist
     Ihr Ding. Immer nur quatschen.
    Also quatschen und flöten und schnattern Sie die ganze Zeit. Sie erleben die Liebe als Talkshow. Aber war da nicht noch was?
     Irgendwas mit der schönsten Nebensache der Welt? Oder der zweitschönsten? Oder war es die Hauptsache? Egal: Sie brauchen das
     nicht. Das, was die anderen Sex nennen.
    Nein, ist nicht nötig. Gleichgültig, wie Sie sich jetzt wehren. Sie ziehen gern eine kleine Show ab, klar. Sie tun |38| so, als seien Sie leidenschaftlich und erotisch. Weil Sie gehört haben, dass das Punkte bringt. Sie haben schon im Film die
     eine oder andere Liebesszene gesehen, bei der die Leute erstaunlich in Ekstase geraten sind. Mittlerweile beherrschen Sie
     das sogar. Sie können das nachspielen. Aber Sie erleben es nicht.
    Ist doch nicht schlimm! Warum sollen alle Menschen leidenschaftliche Liebhaber sein? Warum ausgerechnet Sie? Das sind Sie
     nicht, das waren Sie nie, das werden Sie nie sein. Sie sind für das Geplänkel zuständig. Fürs Chatten. Sogar im Bett sollen
     Sie hauptsächlich chatten. Na, geht uns nichts an. Aber falls Sie mal dazu kommen, legen Sie doch Ihr hippes Smartphone
     daneben und gönnen uns eine Live-Übertragung.
    Wird bestimmt amüsant. Weil Sie gut schauspielern. Sie sind weder heißblütig noch stürmisch oder gar abgründig. Aber Sie tun
     so als ob. Sie meinen, das werde erwartet. Also imitieren Sie. Und darin sind Sie wirklich gut! Den meisten Partnern fällt
     anfangs nichts auf. Wollen Sie uns eine Kostprobe geben? Nein? Etwas später, ja? Am Ende des Kapitels.
    Wenn Sie trotzdem nie so richtig ans Ziel kommen, liegt es daran, dass den anderen mit der Zeit unterschwellig doch etwas
     auffällt. Keiner kann es richtig benennen. Auf den ersten Blick ist nichts verkehrt mit Ihnen. Sie wirken einigermaßen frisch,
     lustig, unbefangen. Und wer mit Ihnen nur locker befreundet sein will, kann sogar glücklich werden.
    |39| Aber wer mehr will, wird sich irgendwann verabschieden und dann Sachen sagen wie: Ich habe bis zuletzt nicht gewusst, woran
     ich bei dir war. Oder: Ich habe nie den Eindruck gewonnen, dass du meine Gefühle erwidern konntest. Oder: Bei dir hat mir
     die Wärme gefehlt. Und: Du hast immer nur Nudeln gekocht.
    Da können Sie noch so viel analysieren und relativieren. Sie müssen jedem recht geben. Wir lieben Sie natürlich trotzdem oder
     gerade deshalb. Denn all das trifft zu.
     
    So schaffen Sie den beruflichen Abstieg
    Die meisten Astrologen empfehlen Ihnen, den Beruf der

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