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Böse Sterne

Titel: Böse Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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Herrschaft haben wie Sie? Charme haben Sie ja. Etwas Weiches ist Ihnen eigen,
     doch, stimmt. Ein Anflug von Mitgefühl ist da.
    Aber darunter sind Sie zäh und beharrlich und derartig engstirnig, dass Astrologen Sie zum heimlichen Diktator des Tierkreises
     ernannt haben. Heimlich, weil Ihre Untertanen immer zu spät mitkriegen, dass sie Sklaven einer Diktatur geworden sind. Dann
     hilft kein Zappeln mehr. Dann hilft nur noch sich fügen. Wer nicht an der Leine zieht, darf sich frei fühlen.
    Deshalb mögen wir Sie. Weil wir nicht so richtig mitkriegen, wie Sie unser Leben bestimmen. Es würde uns keinen Spaß machen,
     jemandem zu dienen, der brüllt und uns anschnauzt. Das tun Sie nur im Notfall. Sie erzielen Ihren Erfolg auf stillere Art.
     Wir wissen gar nicht wie, aber auf einmal beschleicht uns das Gefühl: Oha, wir |48| haben was falsch gemacht oder ein unpassendes Wort benutzt. Das müssen wir ausbügeln. Das müssen wir schnell wiedergutmachen.
     Sie brauchen gar nichts zu sagen. Wir springen und wieseln bußfertig um Sie herum.
    Und wir tun das gern! Zumal Sie, wie jeder Diktator, zuweilen Zärtlichkeiten und Streicheleinheiten verteilen. Und weil Sie
     dann so süß kindlich tun können. Auf unwiderstehliche Weise schaffen Sie es, Tyrannei und Sanftmut zu verbinden. Das gehört
     bei Ihnen von Natur aus zusammen. So ähnlich wie Kinder in aller Unschuld grausame Despoten sind, wenn man sie nur lässt.
     Na ja, und wir lassen Sie.
    Oh, oh, jetzt haben wir versucht, Sie auf den letzten Metern dieses Absatzes zu versöhnen und günstig zu stimmen, aber wir
     spüren: Das war auch falsch! Wir sind doch ins Fettnäpfchen getreten, tun es auch jetzt, in diesem Augenblick.
    Dabei möchten wir so gern, dass Sie uns wieder wohlgesonnen sind! Was dürfen wir tun? Ihnen die Hand zu küssen, reicht kaum.
     Irgendeine Sklavenarbeit genügt ebenfalls nicht. Kriechen wäre wohl auch verkehrt, obwohl uns sehr danach zumute ist.
    Aber das ist es eben: Nichts reicht. Das lassen Sie uns immer wieder spüren. Und dafür mögen wir Sie!
     
    Ihr sicherer Weg zum Liebeskummer
    Ihr Weg zum Liebeskummer hat begonnen, als Sie die Liebe entdeckt haben. Im gleichen Atemzug hatten Sie |49| schon Angst, verlassen zu werden. Damals hat Ihre unendliche schmerzvolle Geschichte angefangen. Und Sie lieben diese Geschichte.
     Sie mögen nicht davon lassen. Können es gar nicht. Sie sind bereits damit geboren worden. Sie hatten von jeher ein wundes
     Herz.
    Und Sie lieben Ihre Wunden! Dürfen wir auch mal lecken? Nein, das machen Sie lieber selbst? Danke. Und sehr verständlich.
     Sie sind ja ein Egomane des Schmerzes. Niemand fühlt so tief wie Sie, niemand leidet so tief wie Sie. Niemand von uns Dumpfbacken
     kann die sensible Weite Ihrer Innenwelt ermessen, die poetische Verwundbarkeit Ihres Herzens und den künstlerischen Schmerzensreichtum
     Ihrer Seele.
    Aber da war doch mal jemand, da glaubten Sie: Der oder die fühlt das Gleiche. Sie spürten: Da ist eine selbstverständliche
     Verbundenheit. Da ist Einheit, Gleichklang, natürliche Übereinstimmung. Wortlose Verständigung. Strömen. Einssein. Das ist
     keine Beziehung, das ist das Verschmelzen zweier Herzen!
    Glaubten Sie mal. Sie erinnern sich? Natürlich erinnern Sie sich. Sie haben ja dieses peinigend gute Gedächtnis. Ach, was
     haben Sie nicht alles getan für diese – für diese Person! Sie waren bereit, sich selbst aufzuopfern. Sie haben sich hingegeben,
     rückhaltlos. Was war der Lohn? Dass Sie einsam zurückblieben, ungeborgen, verlassen, ausgesetzt auf den Zinnen der Liebe.
    Sie waren ein Opfer. Ein Opfer der Undankbarkeit. Sie werden dieses Erlebnis immer wieder haben. Schön, |50| nicht? Wer, wenn nicht Sie, könnte Weltschmerz und persönliche Trauer bis in die feinsten Nuancen auskosten! Da winken viele
     Gelegenheiten.
    Wollen Sie wissen, warum? Es nützt zwar nichts, aber wir verraten es Ihnen mal: Ihr Geklammere nervt. Ihr Hab-mich-doch-endlich-lieb-Appeal.
     Ihr Geh-niemals-mehr-fort-Seufzen. Ihr Ich-bin-so-klein-nimm-mich-in-den-Arm-Gebettel.
    Niemand außer Ihnen will symbiotisch verbunden sein. Die Zeit im Mutterbauch hat uns allen gereicht. Ihnen nicht! Und darum
     haben Sie immer noch diesen erstickenden Geborgenheitsanspruch. Natürlich wollen Sie nicht besitzergreifend sein – Sie doch
     nicht! Aber Sie sind es. Selbstverständlich wollen Sie niemanden mit Ihrer Fürsorglichkeit erdrücken! Aber Sie tun es.
    Und Sie tun es, um sich unentbehrlich zu

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