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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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meine Familie in einem dieser Viertel voll behaglicher Häuser. Mein Vater war Besitzer und oberster Barkeeper des Clarence, einer schlichten Kneipe, die Beamte des nahegelegenen Bezirksgerichts Alameda, Geschäftsleute, Arbeiter und Gewohnheitstrinker bewirtete. Er und meine Mutter, die bei der Pacific Telephone Company angestellt war, arbeiteten hart, um mich, meine zwei Brüder und meine Schwester mit guter Kleidung und gutem Essen zu versorgen und uns in katholischen Schulen eine gute Bildung zukommen zu lassen. Und sie boten uns jeden Luxus, den sie sich leisten konnten, ja sie verwöhnten uns sogar ein wenig. An meinem 16. Geburtstag erfüllten sie mir einen Traum, den jeder kalifornische Schüler in meinem Alter hatte: Sie schenkten mir einen kleinen, blauen Ford Sedan mit Zierleisten.
    Nachdem ich ihn umgemodelt hatte – ich dämpfte die Federung, legte den Rahmen tiefer und beseitigte die Zierleisten –, konnte ich einem Autoclub namens Quads beitreten und erlebte mit meiner festen Freundin Judy einige schöne Stunden auf dem Rücksitz. Ich hatte aber noch ein paar andere Mädchen – dank meines Autos und weil mein Typ dem damaligen Geschmack entsprach. Ich war etwa 1,77 Meter groß, wog neunzig Kilo, hatte eine Schmalztolle wie Tony Curtis und trug die übliche Kleidung: weißes T-Shirt, Pendleton-Wollhemd, Windjacke und Levi’s, je steifer, desto besser.
    Schon damals war ich das schwarze Schaf der Familie. An der Bischof-O’Dowd-Highschool erhielt ich nur mittelmäßige Noten, obwohl mir Lehrer nach einem Intelligenztest versicherten, ich hätte das drittbeste Ergebnis unter 500 Schülern erzielt. Bücher zu lesen war für mich eine Strafe. Ich hing lieber mit anderen stämmigen Jungs herum, um meinen Status zu wahren, und galt als rauer Kerl, obwohl ich mehr bluffte als kämpfte. Während meiner Abschlussprüfungen klaute ich den Revolver meines Vaters und floh mit einem Kumpel für ein paar Tage in die Sierra Nevada, bis uns das Geld ausging.
    Natürlich waren Mädchen mein Untergang. Ich war in Judy verknallt, eine gertenschlanke, aber vollbusige Blondine, mit der ich schon in unteren Klassen befreundet war. An unserer Schule galt sie bei meiner Schwester und anderen puritanischen Mädchen als leichtlebig, weil sie beliebt war und über Dinge wie Knutschflecken am Bauch Bescheid zu wissen schien.
    Als wir 16 waren, wurden wir während einer Party beim Sex auf einer Hinterhofschaukel ertappt, und meine Mutter bekam Wind davon. Unsere Eltern steckten die Köpfe zusammen und schickten Judy zum Arzt. Ein Test belegte, dass alles in Ordnung war, doch meine Mutter setzte der Romanze trotzdem ein Ende.
    Meine Mutter hatte schon genug Ärger mit den Saufgelagen meines Vaters; darum schickte sie mich in eine Knabenschule im nahegelegenen Alameda. Sie gab den Lehrern freie Hand, mich umzuerziehen, aber sie konnten Judy nicht aus meinem Leben verbannen. Bald trafen wir uns auf Partys, in Imbissbuden und auf dem Rücksitz meines Fords wieder.
    Allmählich bekam ich bessere Noten, obwohl ich weniger lernte – doch meine schulische Karriere wurde jäh beendet. Judy war schwanger. Wir wollten heiraten, doch meine Mutter verweigerte in ihrer typischen Art die Einwilligung: »George, bevor du sie heiratest, nagle ich den Deckel deines Sarges zu.« Für sie war Judy eine Nutte. Noch ehe das Schuljahr zu Ende war, schleppte mich meine Mutter ins Musterungsbüro der Luftwaffe.
    Aus mir nicht bekanntem Grund bildeten sie mich zum Personalfachmann aus. Ich musste Papiere ordnen und Urlaubsanträge bearbeiten. Es machte Spaß, gerade jene Regeln zu brechen, die ich als Teil meiner Ausbildung erlernen sollte. Wenn ich nicht gerade unerlaubt abwesend war, stritt ich mich mit Vorgesetzten, und wenn diese mich zusammenstauchten, benutzte ich meine gescheiterte Romanze als Ausrede. Schließlich versetzten mich mitfühlende Offiziere von Lackland in Texas nach Mountain Home in Idaho – auf einen Stützpunkt des Strategic Air Command in einem Bundesstaat, in dem 18-Jährige ohne Erlaubnis der Eltern heiraten durften. Doch als ich endlich Urlaub bekam und nach Hause fuhr, war Judy gerade dabei, das Baby zur Adoption freizugeben. Sie wollte mich nie wieder sehen, und ich bekam das Kind nie zu Gesicht.
    Zurück in Boise, achtzig Kilometer von Mountain Home entfernt, linderte ich meinen Schmerz mit anderen Mädchen. Sie schienen von romantischen Filmen beeinflusst zu sein, in denen Kalifornier mit Cadillacs in der Garage,

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