Böses Blut: Ein Vampir-Thriller (Spider) (German Edition)
Körper auf die Erde fallen, während dunkel glitzerndes Blut an ihrem Kinn hinunterrann.
Sie hob den Arm dem Nachthimmel entgegen, als wollte sie dem von Nebelschwaden umgebenen Berg Anerkennung zollen, und ging schlurfend ein paar Schritte auf ihn zu. Ich fragte mich, ob die Statue eine intuitive Verbindung zu dem Berg hatte, ob sie aus seinem Stein geboren worden war und seine Kräfte in sich trug. Sie kam jetzt deutlich besser vorwärts, ihre Bewegungen waren stärker und flüssiger. Ich kannte dieses Gefühl, schließlich waren auch meine Lebensgeister erst kurz zuvor durch menschliches Blut wieder geweckt worden.
Als der Dämon, der mich gepackt hatte, sich durch die kühle Luft auf Parkers Kopf zu bewegte, wurde mein Griff um den Pfahl fester.
Ich konnte nicht anders, als auf ihren harten, glatten Hals zu starren. Würden meine Reißzähne wohl stark genug sein, um ihn zu durchbohren?
27. Kapitel
Gerade als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, passierte etwas mit dem Stein. Es sah so aus, als würde er Farbe oder Form verändern. Oder beides.
Nein, er änderte seine Zusammensetzung.
Offensichtlich schien sich die Statue mit jedem weiteren Tropfen Blut in etwas Lebendiges zu verwandeln. Noch war es nicht so weit. Im Moment war sie noch irgendwo zwischen Fleisch und Stein. Einige Teile waren auf erschreckende Weise biegsam und nachgiebig, eine Kombination aus Stephen Kings und H.P. Lovecrafts schlimmsten Alpträumen.
Blut tropfte von ihren sich schnell verwandelnden Lippen. Lippen, die einst aus Stein gewesen waren, sich nun jedoch zurückzogen und den Blick auf einen tiefen, dunklen Schlund mit zwei Reihen spitzer, elfenbeinfarbener Zähne freigaben. Genauso gut hätte ich in eine dunkle Höhle mit unzähligen Stalaktiten und Stalagmiten schauen können.
Darum ging es also . Ich war mal wieder reingelegt worden. Vermutlich fehlte dieser Kreatur für ihre endgültige Verwandlung eine letzte Mahlzeit.
Ein letztes Blutopfer.
Ich fehlte.
Ich und mein wertvolles Vampirblut.
Verdammt, wieder war ich in die Falle getappt.
Über mir schlug der Dämon mit seinen schwarzen Flügeln, wie Wind donnerten sie über mir. Ich konnte den Hass und die Boshaftigkeit der Kreatur spüren. Abscheu durchfuhr mich wie eine lebendige, verdorbene Schlange. Mit seinen schwarzen Klauen hatte mich der Dämon untergehakt. Ein schmerzlicher Todesgriff, das war gewiss, doch den Schmerz konnte ich ignorieren.
Wenn ich eine Sache wusste, dann wie man jemanden tötet, der unsterblich war. Dämonen bildeten dabei keine Ausnahme. Vor allem Dämonen, die sich in einem Körper niedergelassen hatten, sei dieser nun aus Fleisch oder aus Stein. Zerstörte man den Körper, tötete man die Kreatur. Oder zumindest schickte man sie dorthin zurück, von wo sie gekommen war.
Ich schaute auf meine hinunterbaumelnde Hand, die den Pfahl fest umschlossen hielt. Wie stark war ich wohl? Sehr stark, vollkommen erneuert durch das menschliche Blut, das ich gerade erst getrunken hatte. Stark genug, um es mit einem fliegenden Dämon aufzunehmen? Gleich würde ich es herausfinden.
Als die sich immer schneller verwandelnde Kreatur in Erwartung ihres Leckerlis das Maul weit aufriss, drehte ich den Pfahl ein wenig in der Hand – und verfiel kurzzeitig in Panik, als ich das verdammte Ding beinahe fallen ließ. Ich hatte gerade genug Schwung, um die Spitze mit aller Kraft in dieses Kalb von einem Dämon zu rammen, der mich umklammert hielt.
Noch eine Sache, die ich über unsterbliche Wesen wusste: Keines ist immun gegen Silber.
Ich stieß fest zu – und obwohl Pistolenkugeln von der schwarzen Haut wohl abgeprallt wären, drang der silberne Pfahl tief ins Fleisch des Dämons ein. Die Kreatur schrie und zuckte wie wild und lockerte dabei ihren Griff um meine Oberarme.
Ich fiel herunter wie ein nasser Sack.
Doch hinter meinem Wahnsinn steckte Methode. Ganz knapp zischte ich an dem hungrigen Maul vorbei … direkt auf das Herz der Bestie zu. Glaubte ich wirklich, dass in einer Steinstatue ein Herz schlug? Nein. Sie hatte genausowenig ein Herz wie ich. Alle meine menschlichen Organe hatten schon vor Jahrzehnten aufgehört zu arbeiten und waren durch den uralten Puls des Elends ersetzt worden.
Hier war dunkle Magie am Werk. Eine Magie aus einer anderen Welt. Eine Magie, die mich schlussendlich am Leben hielt – und der Bestie vor meinen Augen Leben eingehaucht hatte. Auf seltsame Art und Weise gehörten wir zur selben Spezies, entstammten
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