Böses mit Bösem
schüchtern, ich weiß bereits, dass Faye früher für sie gearbeitet hat. Wer war der Erste?«, fragte ich absichtlich unbestimmt, damit er keine plausible Lüge erfinden konnte.
»Ich habe keine Zeit für Ihre üblichen Spielchen, Strange.«
Faye hatte ihm also nichts von unserem Zusammenstoß erzählt. Der Korinther war ein detailversessener Perfektionist; wenn sie die Geschichte über Fayes Knechtung gemeinsam ausgebrütet hätten, würde er jedes Wort davon kennen. Vielleicht hatte sie Angst vor dem, was der Korinther ihr antun würde, oder sie hatte ihre eigene Agenda. Ihre Geschichte war scheußlich genug, um eine Provokation darzustellen, und der Korinther musste ihr von seiner und meiner gewalttätigen Vorgeschichte erzählt haben. Nachdem ich die Liste bekommen hatte, hätte sie mich wahrscheinlich auf ihren Chef gehetzt und sich bereitgehalten, unsere Taschen durchzuwühlen, sobald wir uns gegenseitig umgebracht hätten. Vielleicht hätte es hingehauen, wenn der Korinther mit seinem außerplanmäßigen Theaterstück ihr nicht die Show vermasselt hätte.
Der Korinther war überrascht. Das war die beste Nachricht des ganzen Tages. Der Gorilla blickte zu seinem Herrn. |362| Der hatte seine Fassung wiedergewonnen, schwieg aber, um sich nicht noch zusätzlich bloßzustellen.
»Felix, was sagen Sie da …«, meinte Faye.
»Wie lange haben Sie für die gearbeitet?«
»Ich habe Ihnen doch gesagt …«
»Nicht früher, jetzt.«
»Sie irren sich, Strange«, sagte der Korinther.
»Wirklich? Ich weiß, dass Faye für Sie gearbeitet hat.« Ich begriff, dass der Korinther mir, ohne es zu merken, die Grundzüge seines Betrugsplans verraten hatte. »Isaac hat für Stonebridge gearbeitet. Wenn Faye eine Beziehung zu Isaac hätte aufbauen können, wären Sie damit ganz dicht an Stonebridge dran gewesen.«
»Er hat versprochen, dass er Isaac freibekommt, wenn ich ihm die Mitteilung beschaffe«, sagte Faye. »Wollen wir das denn nicht beide?«
»Sparen Sie sich das«, gab ich zurück. »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
»Sie wissen, dass ich sie töten werde«, sagte der Korinther.
Faye flehte mich mit Blicken an. Jetzt schauspielerte sie nicht mehr; die Angst war real und verzehrte sie von innen. Jeder im Raum war überzeugt, dass der Korinther nicht zögern würde, sie zu töten. Wie immer ihre Rolle ausgesehen hatte, jetzt war sie definitiv eine Geisel.
»Vielleicht hätten Sie ja gerne, dass ich es mache«, sagte ich. Ich richtete die Waffe auf Faye. »Zwischen uns liegen etwa zwei Meter. Auf die Entfernung erledige ich mit diesem Kaliber vielleicht gleich zwei auf einen Streich.«
»Seien Sie nicht blöd, Strange«, sagte der Korinther. »Ich weiß, dass Faye nicht die einzige Frau ist, an der Ihnen etwas liegt.«
Etwas packte meine Eingeweide mit der Faust und drehte sie herum. Aber bevor ich den Korinther fragen konnte, was zum Teufel er damit meinte, geriet der Gorilla in Panik.
|363| Er hätte sie nach links zerren müssen. Die Pistole war in der rechten Hand des Gorillas. Er hätte Faye nach links ziehen müssen, um seinen Körper mit dem ihren zu decken und seiner Waffe den Weg frei zu machen. Es hätte links sein müssen.
Die erste Kugel traf Faye in die Brust, als der Gorilla sie nach rechts schubste und selbst nach links sprang. Ich sah das Mündungsfeuer seiner Waffe, eine kurze Sternenexplosion, aber ich spürte nichts. Ich gab zwei weitere Schüsse ab und sie fanden den Mann, für den sie gedacht waren.
Der Korinther war weg. Ich hörte es im Schlafzimmer krachen. Das Fenster, das auf die Gasse hinter dem Haus hinausging, stand offen. Ich erhaschte einen Blick auf den Korinther auf der Feuerleiter, bevor ich mich vor den Schüssen einer Schnellfeuerwaffe von der Straße unten wegducken musste. Ich hielt meine Pistole aus dem zerbrochenen Fenster und schoss zurück. Ich hörte Reifen quietschen und spähte durch den zertrümmerten Fensterrahmen nach draußen. Der Korinther und seine Helfer waren verschwunden.
Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück. In der ganzen Wohnung war es still, abgesehen von dem Geräusch, mit dem das Blut in Fayes Lunge sickerte, wenn sie zu atmen versuchte. Die Polizei würde schon unterwegs sein und ebenso ein Krankenwagen. Ich riss ein Stück von Fayes Bluse ab und versuchte, die Blutung zu stillen. Sie ertrank in ihrem eigenen Blut. Faye war schon tot und ihr Körper würde das merken, bevor Hilfe eintraf.
»Faye«, sagte ich. »Ich muss wissen, wo Isaac
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