Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böses mit Bösem

Böses mit Bösem

Titel: Böses mit Bösem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
Vom Netzwerk:
sagte ich. »Wohin soll ich es Ihnen liefern?«
    Der Korinther war weder belustigt noch wütend. Wenn es um menschliche Emotionen ging, war bei ihm nie viel zu spüren.
    »Solche Geistreicheleien haben Sie auch schon geliebt, als |359| Sie noch für mich gearbeitet haben«, sagte er. »Den Grund dafür habe ich nie begriffen. Warum sagen Sie diese Dinge, Strange? Was bringt es Ihnen, ein solcher Scherzbold zu sein?
    Sie haben etwas, das dem Heimatschutzministerium gehört«, fuhr der Korinther fort. »Eine Mitteilung.«
    Es war sinnlos, Unwissenheit vorzutäuschen. Wenn der Korinther hier war, hatte er seine Hausaufgaben gemacht. Er wusste offenbar nicht, dass ich zusätzlich auch noch die Liste hatte, sonst hätte er nach beidem gefragt.
    »Sind Sie jetzt Stonebridges Botenjunge?«
    »Versuchen Sie nicht, mich zu provozieren«, sagte er. »Sie wissen, dass das niemals funktioniert.«
    »Ich habe diese Mitteilung nicht«, erklärte ich.
    »Doch, natürlich haben Sie sie.«
    »Stonebridge hat Wahnvorstellungen. Er hat etwas verloren und beschuldigt mich, es gestohlen zu haben, weil es eine Vorgeschichte zwischen uns gibt.«
    »Sie scheinen eine Vorgeschichte mit sehr vielen Menschen zu haben.«
    »Ich sage Ihnen, dass er als Kind auf den Kopf gefallen ist«, gab ich zurück. »Sie arbeiten doch für ihn, Sie sollten wissen, wie er ist.«
    »Ich arbeite nicht für ihn«, entgegnete der Korinther. »Ich bin ein unabhängiger Auftragnehmer.«
    »Wie ein McDonald’s-Franchise-Unternehmen?«
    »Sie können aufhören, Zeit zu schinden«, sagte der Korinther. »Auf wen auch immer Sie warten, er kommt nicht.«
    »Ich schinde keine Zeit«, erwiderte ich. »Ich versuche nur herauszubekommen, wie Sie überhaupt in diese Branche geraten sind. Es ist nicht leicht, Sie sich als Bundesangestellten vorzustellen.«
    Der Korinther seufzte, als hätte ein Kind ihn gebeten, ihm zum sechsten Mal dieselbe Geschichte vorzulesen. »Ich bin mir einer geschäftlichen Möglichkeit bewusst geworden und |360| ihr nachgegangen. Das hat nichts Geheimnisvolles. So funktioniert einfach das System.«
    »Sie vergessen, dass ich Sie arbeiten gesehen habe. Es gibt immer einen anderen Blickwinkel.«
    »Vielleicht, aber imaginäre Blickwinkel haben keinen Einfluss darauf, worauf die Waffen in diesem Raum gerichtet sind.«
    »Selbst wenn ich Ihnen diese Mitteilung geben würde, wird Stonebridge niemals glauben, dass ich keine Kopien gemacht habe.«
    »Ich bin mir sicher, dass er das mit Ihnen klären wird«, sagte der Korinther. »Mein Vertrag beinhaltet nur, die Mitteilung zu beschaffen.«
    Das war natürlich eine Lüge. Falls Stonebridge den Korinther wirklich zu dem hier angestiftet hatte, wäre es nach der Übergabe des Schreibens seine zweite Priorität, mich zu töten. Beide Männer neigten dazu, nachtragend zu sein.
    »Bitte, Felix«, flehte Faye. In ihren Augen standen Tränen.
    Ich betrachtete mich nicht als verantwortlich für die Sicherheit meiner Klienten. Ich war kein Leibwächter und ohnehin waren für die meisten meiner Kunden Rechtsanwälte die größte Bedrohung. Aber schon aus Prinzip war ich gegen Gewalt gegen Klienten – es war schlecht fürs Geschäft   –, und zwar auch bei Leuten, die ich wesentlich weniger mochte als Faye. Bisher hatte ich noch keinen einzigen Kunden verloren, abgesehen von Ezekiel White, und der zählte nicht.
    »Geben Sie ihm einfach, was er will«, sagte Faye. »Ich weiß, ich habe kein Recht, Sie darum zu bitten, nur weil Sie mit Isaac im Heiligen Land gedient haben, aber   …«
    Faye brach ab. Es war ein einfacher Fehler: Isaac und ich hatten zusammen in Teheran gedient, nicht im Heiligen Land. Hätte ich sie dabei nicht direkt angeschaut, hätte ich diesen Schnitzer der neuen Erfahrung zuschreiben können, die es für sie bedeutete, von einer Schusswaffe bedroht zu |361| werden. In ihrem Gesicht stand durchaus das Maß an Angst, das dort hingehörte, aber ich sah noch etwas anderes aufblitzen. Es war ein kurzer Anflug von Ärger, der sich gegen sie selbst richtete, die Enttäuschung einer Schauspielerin über eine falsch gemerkte Zeile.
    »Erschießen Sie sie«, sagte ich. »Ich habe die Mitteilung nicht. Sagen Sie Stonebridge, dass er verrückt ist. Und sagen Sie mir, was Faye für sie getan hat«, forderte ich den Korinther auf.
    »Ich habe es Ihnen doch schon erzählt«, rief Faye, aber nicht schnell genug, um einen Moment der Verwirrung in den Augen des Korinthers zu kaschieren.
    »Seien Sie nur nicht

Weitere Kostenlose Bücher