Böses mit Bösem
FBI angreifen würden. Sie waren hinter Presmore her und Direktor Sands stand in der Befehlskette nur eine Stufe weiter oben.
Jetzt war alles möglich. Ich würde zu Benny nach Hause |381| fahren müssen, selbst wenn dieser Plan seine eigenen Risiken hatte. Er würde mir ohnehin niemals glauben, wenn ich es ihm nicht persönlich sagte.
Ich steckte Cassandras Telefon in die Manteltasche und rannte zur Tür hinaus.
Ausnahmsweise einmal lief der Verkehr reibungslos. Ich war über die Williamsburg Bridge und auf der Schnellstraße, bevor ich mir gestattete, über die offensichtliche Schlussfolgerung nachzudenken, die sich daraus ergab, dass Bennys Name auf der Liste stand. Wenn er dort stand, dann auch ich. Wir hatten beide Whites Geständnis gehört, es machte daher keinen Sinn, sich den einen ohne den anderen zu schnappen. Benny und ich kamen im Doppelpack.
Wo immer ich auf der Liste stand, es war unter Zeile hundertneun. Ich wusste, dass ich mir hätte Sorgen machen, vielleicht auch Angst haben sollen, aber alles, was ich empfand, war ein wenig Erleichterung. Seit jener Nacht hatte ich immer erwartet, dass sie früher oder später hinter mir her sein würden. Ich war beinahe froh, dass das Warten nun ein Ende hatte. Da mein Name so weit unten auf der Liste stand, hatte ich offensichtlich weniger Eindruck gemacht, als ich erwartet hatte. Ich würde dafür sorgen müssen, dass sie ihre Entscheidung bereuten, mich so lange unangetastet gelassen zu haben.
Benny war drei Monate vor der Geburt seiner Tochter umgezogen. Seine Wohnung im dritten Stock eines Gebäudes ohne Lift war unpraktisch geworden, als ein Kinderwagen ins Spiel kam. Ihr neues Zuhause war ein Nachkriegsbau aus rotem Backstein; die Art erstes Eigenheim, die er sich unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Armee hätte kaufen können, wenn er aus einem anderen Krieg nach Hause gekommen wäre. In New York ein FB I-Beamter zu sein war immer hart gewesen. Die Lebenshaltungskosten-Anpassung |382| des Gehalts hatte nie mit der Inflation Schritt gehalten. Noch vor ein paar Jahren wäre dieses Haus für Benny unerschwinglich gewesen, doch jetzt war ein Job bei einer Regierungsbehörde eine der wenigen Möglichkeiten, regelmäßig einen Gehaltsscheck zu bekommen.
Ich öffnete die gläserne Vortür und malträtierte den Türklopfer. Das Geräusch schien in der ganzen stillen Straße widerzuhallen. Benny würde sich nicht freuen, mich zu sehen. Dass ich ihm das Leben rettete, würde vielleicht nicht reichen, seine Stimmung zu heben.
Drinnen ging ein Licht an und gleichzeitig war gedämpftes Weinen zu hören. In einen ausgefransten Morgenrock gehüllt, die rosa Hausschuhe seiner Frau an den Füßen, machte Benny auf. Eine Schrotflinte, die auf die Gegend meines Kopfes gerichtet war, vervollständigte das Outfit. Es war schwer zu sagen, ob sein Gesicht oder die Waffe bedrohlicher aussahen. Als er mich erkannte, senkte er die Flinte, aber nur ein wenig.
»Ich bin kein nächtlicher Störenfried, Benny.«
»Es ist vier Uhr morgens, du hast mein Kind aufgeweckt und seit einem halben Jahr habe ich nicht mehr genug geschlafen«, erwiderte Benny. »Lass mal deine Entschuldigung hören, bevor ich das entscheide.«
»Der Waffenstillstand ist vorbei.«
»Ist das eine deiner verrückten Eingebungen«, fragte Benny.
»Sie sind hinter uns allen her, Benny, sogar hinter dem Direktor. Ich habe mehr Beweise, als du jemals wirst sehen wollen.«
Bennys Gesicht wurde sogar noch finsterer. Ich war nur froh, dass der Zorn in seiner Miene sich gegen jemand anderen richtete. Er lehnte die Flinte neben die Tür und winkte mich herein.
»Ich mache Kaffee«, sagte er und führte mich in die Küche. »Fang ganz von vorn an, du schlafmordender Spinner.«
|383| »Wir haben keine Zeit, Benny. Der Direktor schwebt in Gefahr. Die Ältesten werden einen Anschlag auf sein Flugzeug verüben.«
Benny war so verblüfft, dass er mich nicht sofort fragte, wovon zum Teufel ich überhaupt sprach.
»Er fliegt heute Nacht hierher, oder?«
»Woher weißt du das? Keiner außerhalb des FBI sollte darüber Bescheid wissen.«
»Ich werde dir alles erklären, Benny, das verspreche ich dir. Hindere ihn nur jetzt daran, in den Jet des FBI zu steigen. Falls ich mich irre, kannst du mich später verhaften lassen.«
»Falls du dich irrst, wird der Direktor den Haftbefehl höchstpersönlich unterzeichnen. Gib mir eine Minute«, sagte er und verschwand nach oben.
Ich wartete darauf, dass der Kaffee
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